Quo Vadis Damen Floorball – Ein Abgesang

Die neue Saison ist vergangenes Wochenende gestartet. Endlich. Und wie sieht es mit dem Spielbetrieb im Großfeld der Damenkategorie aus. Im Osten mau, denn es verbleiben zwei Teams mit Ambitionen auf mehr. Dabei hatte der MFBC schon vor einiger Zeit das Thema Damen Floorball wieder in den Fokus gerückt. Unter dem Motto „Jedes Jahr das gleiche Spiel und immer wieder gleich schlimm“ wurde nochmals auf die sich schon andeutenden Probleme hingewiesen. Dass es noch schlimmer kommen sollte, als ohnehin schon gedacht, war da noch nicht abzusehen. Eine Damen-Bundesliga ist für diese Saison gestorben! Trotz aller anderweitigen Beteuerungen von Verbandsseite (siehe Interview der neuen Präsidentin Elke Scholz zu diesem Thema) ein Rückschritt. Dann war die Hoffnung, dass eine Regionalliga Staffel Ost im Damen Großfeld mit wenigstens drei Teams zustande kommt. Aber die SG Berlin zieht es vor, sich in den Norden zu verabschieden. Damit werden die beiden leistungssportlich ambitionierten Teams des Ostens – UHC Sparkasse Weißenfels und MFBC Grimma – allein gelassen. Die dazu auf der Facebook-Seite des Floorball-Magazins geführte Diskussion, zu dem Artikel über den Wunsch der SG Berlin in den Norden zu wechseln, zeigt das eigentliche Problem deutlich auf. Es gibt ein Spannungsfeld zwischen leistungsorientierten Sporttreiben und des mehr hobbymäßigen Spielens. Und dabei könnte es durchaus weitere Damenteams im Osten mit Potential geben, wenn man an Chemnitz und die Harzregion denkt.

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Leistungssportlich ambitionierten Damen-Floorball? Die Teams UHC Sparkasse Weißenfels und MFBC Grimms stehen damit vorerst allein da.

Aber unisono scheint man sich vor einem sportlichen Vergleich zu scheuen. Die Angst vor möglichen hohen Niederlagen gegen die beiden Dauerfinalisten der letzten Jahre wird als Hemmnis angeführt, entweder nicht zu melden oder den sportlich Vergleich zu suchen. Oder im Falle Berlins, einfach gänzlich zu entschwinden. Man entzieht sich dem sportlichen Vergleich. Weißenfels und Grimma seien einfach zu starke Gegner. Aber was machen beide Teams anders? Nichts! Es wird auch nur trainiert und versucht Talente zu entwickeln, die dann nach und nach den Sprung in das Damenteam schaffen. Natürlich werden von Seiten des Vereins und des Trainerstabs auch klare Anforderungen an die Trainingsbeteiligung und Trainingsintensität gestellt. Das kann jedes Team leisten, auch wenn es sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen wird, eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen. Das heißt Zeit nehmen und sich aber auch dem sportlichen Vergleich stellen. Wenn ambitioniert trainiert wird, kann man auch durchaus Erfolge vorzuweisen. Die SG Berlin sollte aus ihrem Auftreten im Pokalwettbewerb final4 auf der Insel Föhr gegen den MFBC Grimma andere Schlüsse gezogen haben. Im anderen Halbfinale des Pokalwettbewerbes brachte das Hamburger Team den Dauermeister aus Weißenfels ins Wanken. Ebenfalls im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Es geht also, wenn man sich Ziele setzt und an diesen konsequent arbeitet. Wenn man sich allerdings einfach dem Spielbetrieb entziehen kann oder eine solchen gar nicht erst aufnimmt, kann man lange über den Damen-Floorball und dessen Entwicklung philosophieren. Mit der jetzigen Situation und dem Entzug des sportlichen Vergleiches haben wir im deutschen Damen-Floorball die Lächerlichkeitsgrenze sicherlich überschritten.

Die Frage bleibt, welche Konsequenzen ziehen die Verantwortlichen des Verbandes aus der jetzigen Situation. Man kann wie Elke Scholz proklamiert, dass die jetzige Situation ohne Damen-Bundesliga und einem Spielbetrieb in den jeweiligen Regionen positiv ist. Dies würde die Entwicklung des Damen Floorball vielleicht fördern. Gerade wenn man die jungen Mädels zeitig abholt, damit sie in reinen Mädchenteams weiter spielen. Was und wie und warum das so ohne den Leuchtturm Bundesliga positiv sein soll, vermag von MFBC-Seite niemand verstehen. Diese Aussagen werden seit Jahren wiederholt. Letztendlich bleibt jede Saison das Motto „Jedes Jahr das gleiche Spiel und immer wieder gleich schlimm“ aktuell. Konstant ist nur die Ungewissheit vor jeder Saison, wie wird es bei den Damen weitergehen. Ohne eine wahrnehmbare sportliche Entwicklung im Damenbereich fehlt die sportliche Perspektive. Diese Saison können die Verantwortlichen als Übergangsjahr noch verkaufen. Man kann auf den Spielbetrieb im Kleinfeld ausweichen und in einer männlichen Kategorie mitspielen. Aber wie sieht die Zukunft aus. Kann man die Spielerinnen auch für die kommende Saison 2015/2016 bei der Stange halten. Es stellt sich schon heute die Sinnfrage, ob man dann tatsächlich die Spielerinnen weiter motivieren kann, sich einem intensiven Trainingsbetrieb zu stellen. Wenn keine Erwartungen an diesen Damenspielbetrieb von Verbandsseite geknüpft werden, reicht sicherlich auch eine mehr hobbymäßig Betätigung aus.

Das führt auf Seiten der MFBC-Verantwortlichen zu der ernsthaften Überlegung, keine Spielerinnen mehr für die Nationalmannschaften abzustellen. Dazu kommt auch noch ein hoher individueller Kosten- und Zeitaufwand. Kann man sich dann auch sparen. Warum also nicht auch da konsequent sein? Weshalb brauchen wir dann gegenwärtig eine Nationalmannschaft, wenn wir uns neu von unten aufstellen wollen? Es muss eine Perspektive für die Floorball spielenden Mädchen und Frauen gerade von Verbandsseite angeboten werden. Sie müssen eine glaubhafte Entwicklung für die Zukunft sehen können. Das können die Vereine nicht leisten, die im Zweifel mit ihren Problemen ohnehin alleine gelassen werden. Quo Vadis deutscher Damen-Floorball.

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