Auszeit Leipzig!

Zwei Punkte brachte unsere 1.Herrenmannschaft mit von ihrer Deutschland-Tour am zurückliegenden Wochenende. Damit erschöpfet sich allerdings bereits der positive Teil der Nachrichten. Weiterhin wird zu berichten sein von 21 Gegentoren in zwei Spielen und von 10 einsatzfähigen Feldspielern in Lilienthal. Zwei Zahlen, die uns für die kommende zweiwöchige Spielpause dankbar gen Himmel blicken lassen sollten. Neben der Zeit zum Auskurieren diverser Verletzungen ist Rückbesinnung angesagt. Rückbesinnung auf derzeit verschollene Tugenden, die unser Team in den letzten Jahren stets bis mindestens ins Halbfinale führten. Wir gewannen unsere Spiele in der Defense, und wir entwickelten stets im rechten Moment den nötigen Teamspirit als Faustpfand gegen spielerisch bessere Gegner. Derzeit gewinnen wir unsere Spiele nur auf dem Papier. Hehre Worte in sozialen Netzwerken ersetzen aber keine Taten auf dem Spielfeld. Mit dem Finger auf andere zeigen ist derzeit einfacher, als der selbstkritische Umgang mit der eigenen Leistung. Larifari in den Köpfen scheint Programm zu sein, der andere wirds schon richten. Und deshalb rufen wir: Auszeit Leipzig!

Die Berlin-Partie hinterließ allenthalben ihre Spuren rund um unser Team. Unter der Woche wurden daher diverse Umstellungen innerhalb der Reihen vorgenommen. Das Ziel: mehr Stabilität in der Defense, sowie eine breitere Streuung in Sachen Torgefährlichkeit. Wenn unser Trainer allerdings bei einem derartigen Wochenend-Programm auf lediglich 12 Feldspieler sowie seine beiden Torhüter zurückgreifen kann, steht ein solches Vorhaben mangels Alternativen von vornherein auf tönernen Füßen:

MFBC Leipzig vs. SSF Dragons Bonn 10:9 (6:4, 1:3, 2:2, 1:0) n.V.

46 Sekunden hielt in Bonn zunächst die propagierte defensive Stabilität. Ein typisch Bonner Spielzug brachte die schnelle Führung für die Gastgeber: Janos auf den mutterseelenallein am langen Pfosten lauernden Niklas Bröker, und Pavel Lubentsov im Leipziger Kasten war chancenlos. Der Treffer bildete den Auftakt zu einem wilden ersten Drittel, was sich komprimiert so liest: 1:1 Ausgleich durch Christian Faber (5:08min), die erneute Bonner Führung durch Niklas Bröker (5:30min ), wir gleichen wieder aus (Daniel Luderer, 6:43min), wir erzielen unsere erste Führung zum 3:2 (Stanislav Kanta, 11:31min), wir überstehen die erste Unterzahl und erhöhen nachfolgend auf 4:2 (Aku Leino, 14:25min), und bauen weiter zum 5:2 aus (Geburtstagskind Atte Ronkanen, 16:22min). Den 3 Tore-Vorsprung verspielte man indes leichtfertig. Bonn schlägt in der letzten Spielminute des Drittels zweimal zurück: Oguzhan Aydin zum 3:5 (19:08min), Lutz Ackermann mit dem 4:5 Anschluss (19:43min). In den verbleibenden Sekunden Penalty für Leipzig. Nochmals Atte Ronkanen souverän zum 6:4 für Leipzig. Fazit: Ein Drittel-Zwischenstand mit dem Charakter eines Endergebnisses. Beide Teams mit großen Problemen in der Defense. Bonn effektiv im Abschluß, Leipzig spielbestimmend, lässt jedoch zu viele Chancen liegen. Zudem schaffte man es zum wiederholten Male nicht, eine recht komfortable Führung dominant und mit Ruhe weiter auszuspielen.

Dies rächte sich direkt zu Beginn des zweiten Drittels. Dem Bonner Coach waren die Lücken rund um unseren Slot nicht entgangen. Seine Jungs nun mit Druck und konsequent unsere Schwachstelle bespielend. Binnen zweier Minuten war das Spiel gedreht: Jan Patocka (23:44min), Niklas Bröker (25:39min) und Florian Weißkirchen (25:47min) zur 7:6 Führung für die Gastgeber. Zwischendrin knickte Joonas Hauska böse mit dem Fuß um. Das Aus für ihn am diesen Wochenende. Die folgende Unordnung nutzte Bonn bei bei seinen Treffern 6 und 7 gnadenlos und effektiv. Das Toreschießen kann für unsere Gegner derzeit schon erschreckend einfach sein. Friedrich nimmt die Auszeit nach 25 gespielten Minuten, bricht damit den Bonner Lauf, beruhigt, versucht neu zu ordnen. Man fängt sich wieder und lässt fortan weniger zu. Das Chancenplus in Drittel 2 bleibt jedoch auf Seiten der Bonner. In der 31.Spielminute dann Penalty gegen unser Team. Pavel Lubentsov kocht den gegnerischen Schützen ganz cool ab. Das war ganz stark und ganz wichtig, zumal die folgende Unterzahl ebenso unbeschadet überstanden wurde. Ob unser fragiles und anfällig wirkendes Spiel einen Zwei-Tore-Rückstand an diesem Tag verkraftet hätte? So blieben wir dran und konnten gar den Ausgleich erzielen: Wieder Atte Ronkanen mit dem 7:7, unsere erste Überzahl nutzend (35:31min). Den Rest des zweiten Drittels neutralisierten sich beide Teams.

In der zweiten Spielminute das letzten Drittels konnten wir zunächst wieder in Führung gehen. Torschütze: unsere samstägliche Lebensversicherung Atte Ronkanen. Doch weiterhin sind wir von Selbstbewusstsein, Ruhe und Souveränität Lichtjahre entfernt. Befeuert wird dieser Umstand natürlich auch durch das erneute Aufbrechen von Robert Eckes Oberschenkelverletzung. Auch für ihn das Aus an diesem Wochenende. Erneute Umstellungen müssen vorgenommen werden, wobei sich das Team fortan selbst aufstellte. Die personellen Reserven des Wochenendes waren nach gut 45.Spielminuten aufgebraucht. Lubentsov hält uns zunächst mit einigen guten Saves im Spiel, ist indes gegen die Bonner Treffer 8 (Janos Bröker, 45:01min) und 9 (Lutz Ackermann,49:51min) machtlos. Auf der Gegenseite bringt der Bonner Keeper unsere Offensive zur Verzweiflung. Da waren schon einige starke Paraden zu sehen. Richtig kritisch wurde es wieder ab der 51.Spielminute bei erneuter eigener Unterzahl. Man fightet, stemmt sich erfolgreich dagegen und belohnt sich für den Kampf mit dem Ausgleich: Aku Leino (15:34min). Keines der Teams geht in der Folge unnötiges Risiko. Verlängerung.

Leipzig will die Entscheidung erzwingen. Friedrich schickt Faber, Kanta, Ronkanen, Ahokas und Leino aufs Feld. Der unmittelbare Erfolg blieb zunächst aus. Als man sich bereits zum Wechseln ansschickte, entschieden die guten Referees auf Bodenspiel eines Bonners und Überzahl für Leipzig. Die Jungs blieben auf dem Feld und natürlich Atte Ronkanen erlöste und belohnte das Team mit dem Siegtreffer  nach 1:23min der Verlängerung für einen zumindest kämpferisch tadellosen Auftritt, und machte sich selbst ein schönes Geburtstagsgeschenk.

So entführte man trotz der 9 Gegentreffer zumindest 2 Punkte aus Bonn, bezahlte dies mit dem Ausfall von Ecke und Hauska jedoch teuer. Zu teuer, wie sich am Folgetag in Lilienthal herausstellen sollte. In den Norden reiste die Leipziger Reisegruppe direkt im Anschluß an die Partie in Bonn. Ecke und Hauska blieben trotz Rückfahrgelegenheit zur moralischen Unterstützung beim Team, was den Jungs hoch anzurechnen ist.

MFBC Leipzig vs. TV Lilienthal 6:12 (1:6, 2:4, 3:2)

Vom Vortag müde in Körper und Geist, keine personellen Alternativen, verunsichert ob der zuletzt gezeigten Defensiv-Leistungen + ein im Vergleich zu Bonn, nennen wir es mal „anderer“ Auftritt der Unparteiischen, machte eine Mixtur, aus der nahezu zwangsläufig erste Drittel wie in Lilienthal gemacht sind. Schnell haderte man mit den Referees und verlor in einer Situation, in der die Konzentration auf das eigene Spiel einmal mehr das Nonplusultra gewesen wäre jedweden Bezug zu selbigem. Schnell erkannten die Gastgeber, wie es an diesem Tag um unser Team stand, und ließen sich nicht lange bitten. Beim Lilienthaler 6:0 nach 16 gespielten Minuten bahnte sich ein wahres Debakel an. Eine Leipziger Auszeit nach dem 4:0 in der 9.Minute verpuffte zuvor wirkungslos. Patrick Schmidt beendete entnervt nach dem 6.Lilienthaler Treffer seinen 16minütigen Wochenendauftritt, und die Gastgeber bremsten sich mit einer Strafzeit selbst aus. Der Rest der längst entschiedenen Partie verlor sich in einer Mischung aus Ergebnisverwaltung auf der einen, und Schadensbegrenzung auf der anderen Seite. Zu erwähnen wäre an dieser Stelle lediglich noch der Saisonpremieren-Treffer von Hannes Naumann zum zwischenzeitlichen 4:11. Damit wollen wir es aber auch gut sein lassen.

In der nun wieder (fast) begradigten Tabelle, es fehlt noch der Nachholer Chemnitz vs. Weißenfels, belegt unser Team trotz aller aktuellen Probleme immer noch Platz 3. Vom „Strich“ trennen uns noch 5 Punkte, von der Spitze derzeit Welten. Wernigerode und Weißenfels lieferten sich am Wochenende im Harz bereits ein finalwürdiges Spiel, während Chemnitz und Berlin im restlichen engen  Feld dahinter die Teams der Stunde sind. Kaufering, zu Jahresbeginn noch Dritter, hat sich zwischenzeitlich mit 4 Niederlagen am Stück aus den Playoff-Rängen verabschiedet.

Wir müssen jetzt unsere, zur Zeit im hintersten Winkel der Schublade verschütteten, legendären Comeback-Qualitäten rauskramen. Durststrecken im Laufe einer Saison sind wir gewohnt, auch wenn diese meist am Anfang einer Saison lagen. Das Zittern um die Playoffs ist auch nicht wirklich was neues. Das bei unserem Team bei manch starken Charakteren hier und da Feuer unterm Dach ist, geschenkt, auch das kennen wir zur Genüge. Jetzt gilt es, wie wir es ebenso gewohnt sind, zum Saisonende hin die glimmende Lunte am MFBC-Pulverfass in produktiven Explosionen auf dem Spielfeld zu entladen. Was dazu nötig ist, sollte genau jetzt getan werden. Wenn es dabei mal lauter wird, dann muss das eben so sein. Danach heißt es aber: Arsch aufreißen! Jeder auf seiner Position, und jeder für den anderen. Vom Top-Scorer, über unsere Torhüter, bis hin zum Nachwuchs-Ergänzungsspieler.

Am 15.02.2015 um 15:00Uhr heißt es dann in der Arena Leipzig gegen den ETV Hamburg aber wieder: Geht`s raus, und spielt Floorball!

Gegen Bonn:

Atte Ronkanen (5/1), Joonas Hauska, Stanislav Kanta (1/2), [C] Matthias Böthgen, Teemu Samuli Ahokas, Aku Juhani Leino (2/2), Andrè Mühle, Torsten Harnisch (0/1), [T] Patrick Schmidt, Christian Faber (1/2), Robert Ecke, Hannes Naumann, [T] Pavel Lubentsov, Daniel Luderer (1/0)

Gegen Lilienthal:

Atte Ronkanen (1/1), Joonas Hauska, Stanislav Kanta (0/2), [C] Matthias Böthgen, Teemu Samuli Ahokas (1/0), Aku Juhani Leino (2/1), Andrè Mühle, Torsten Harnisch (1/0), [T] Patrick Schmidt, Christian Faber, Robert Ecke, Hannes Naumann (1/0), [T] Pavel Lubentsov, Daniel Luderer (0/1)

cs

Foto: iStockphoto.com/1001nights

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