Liebe MFBC-Floorballerinnen und Floorballer, liebe Fans, Sponsoren und Unterstützer,
nach einem wenig versöhnlichen Jahres-Ende-Floorball-Finale am 21.12.2013 aber dann doch hoffentlich geruhsamen und besinnlichen Weihnachtsfeiertagen sowie kurz vor dem Start ins Jahr 2014 müssen wir uns Sorgen um unseren Sport und unseren Verband machen.
Der Knaller kommt zum Jahresende – Floorball Deutschland steht vor einem finanziellen Desaster.
Nicht anders kann man den Artikel im „Floorballmagazin“ noch die dazu getroffene Aussage des Verbandspräsidenten Prof. Dr. Oliver Stoll dazu deuten. Auch die in Vorbereitung für die Gesamtvorstandssitzung den Landesverbänden zugeleiteten Unterlagen zum Haushalt 2014 und die Auswertung der U-19 Weltmeisterschaften 2013 in Hamburg sprechen dazu eine berede Sprache. Nach den U-19 Weltmeisterschaften 2011 der Herren in Weißenfels verschärft ein weiteres finanzielles Minus in hoher fünfstelliger Summe – nach einer sinnfreien Wiederholung der gleichen Veranstaltung zwei Jahre später in Hamburg – das Finanzminus.
Für den Vorstand des Verbandes und seinen Präsidenten konnte ein vernünftiges Finanzgebaren erst mit Einzug von teil- und vollfinanzierten Stellen ab 2013 möglich werden, was nicht einer gewissen Komik entbehrt. Erst wird Floorball Deutschland die Notwendigkeit von teil- und vollfinanzierten Stellen schmackhaft gemacht und deren Finanzierbarkeit kühn behauptet. Dann stellt man fest, dass man es sich wahrscheinlich gar nicht leisten kann (konnte). Aber auf welcher Grundlage wurde dann diese Aussage getroffen, wenn erst dadurch die Basis für ein vernünftiges Finanzgebaren geschaffen wurde? Man muss dies so wenig verstehen, wie die Wiederholung einer U-19 Weltmeisterschaften in und durch Floorball Deutschland innerhalb von zwei Jahren. Garniert wird dies nebenbei durch diverse Absetzbewegungen aus verantwortlichen Funktionen beim Vorstand. Man denkt sich dabei aus der Verantwortung (und möglichen Haftung) zu stehlen, in der man bis zur Entlastung des Vorstandes zur nächsten Wahl mit oder ohne Amt verbleibt.
Nun muss die allein durch den Verband verschuldete finanzielle Schieflage korrigiert werden. Es mag sich für Stoll und den geschäftsführenden sowie Teile des Gesamtvorstandes gut anfühlen, dass sich eine breite Mehrheit in der Gesamtvorstandssitzung am 19.12.2013 für die von Verbandseite vorgeschlagenen Schritte zur Sanierung der Verbandsfinanzen gefunden hat.
Dabei sollte zuerst einmal hinterfragt werden, welcher (Bundesliga-) Verein durch seinen Landesverband ausreichend über die finanzielle Lage von Floorball Deutschland informiert wurde und welche Konsequenzen für die Arbeit in den nächsten Jahren daraus folgen. Neben eher kosmetischen Korrekturen im Haushaltsansatz 2014 sollen gerade die Bundesligavereine über eine Verdreifachung der Lizenzgebühren eine Hauptlast bei der Sanierung des Verbandes tragen. Dies schön bemäntelt durch eine schon lange laufende Diskussion zur vermeintlichen (notwendigen?) Anpassung der jetzigen Lizenzgebühren im Vergleich zu anderen Nationen.
Ob dabei die Vertreter der Landesverbände die Interessen der Bundesligavereine ausreichend vertreten haben, ist mehr als fraglich. Es steht aktueller denn je die Frage, sind die Interessen der Bundesligavereine im Rahmen des Gesamtvorstandes durch die Vertreter der Landesverbände ausreichend vertreten? Steht nicht akut die Notwendigkeit der Bildung einer Interessenvertretung aller Bundesligavereine im Rahmen eines von den Bundesligisten gewählten Ligaausschusses?
Lizenzgebühren in Höhe von 60 € für jede Bundesliga-Spielerin und jeden Bundesliga-Spieler pro Saison und kein Ende in Sicht? Wie lange soll diese Gebühr in dieser Höhe bestehen bleiben? Reicht denn diese Anhebung dann überhaupt aus? Werden bei einem bleibenden finanziellen Loch die Lizenzgebühren dann auf 80 € oder gar 100 € angehoben? Müssen die anderen aktiven Floorballerinnen und Floorballer in den untergeordneten Ligen künftig ebenfalls mit einer erheblichen Anhebung der Lizenzgebühren rechnen?
Die Belastungen der Vereine sind jetzt schon nicht unerheblich, weshalb die zukünftige Kostenerhöhungen pro Bundesligateam von ca. 1.000 € pro Saison nicht Peanuts sind. Für den MFBC bedeutet dies konkret eine Mehrbelastung von mindestens 3.000 € pro Saison. Eine Mehrbelastung die die MFBC-Vereine und die Mitglieder für die Inkompetenz des Verbandes zu tragen haben.
Deshalb führt die emsig aufgeworfene Diskussion zu den vermeintlich und im Vergleich mit anderen Verbänden zu geringen Lizenzgebühren in die Sackgasse. Es wird hier unterschwellig damit auch suggeriert, dass hier schon lange etwas im Argen liegt. Aber die Höhe der Lizenzgebühren ist nicht schuld am schwarzen Loch in der Verbandskasse, denn dies
es Finanzloch ist aus Ausweis der Arbeit der aktuellen Verantwortungsträger.
gründet sich auf der Arbeit des Vorstandes und der getroffenen Entscheidungen der letzten Jahre.
Gegenwärtig wählt der Gesamtvorstand den einfache Weg, indem er sich aus der Verantwortung der Solidargemeinschaft Floorball Deutschland verabschiedet und einen erheblichen Teil der Lasten einfach denen aufzubürden, die vermeintlich ohnehin leicht an die Kandare zu nehmen sind, weil sie mit ihren Teams unbedingt in den Bundesliegen spielen wollen.
Wenn die finanzielle Situation in Floorball Deutschland so prekär ist, dann kann man nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit über das so tolle Gemeinschaftsgefühl von Floorball Deutschland fabulieren. Hier muss sich Floorball Deutschland als Solidargemeinschaft verstehen und als solche auch auftreten.
Der Gesamtvorstand kann satzungsgemäß nicht nur über die Höhe der Lizenzgebühren entscheiden, sondern auch über mögliche Umlagen. Hier gebietet es die Situation, dass das sich auftuende Finanzloch durch eine ein- oder zweimalige Umlage von z.B. 10 € pro Jahr und Mitglied geschlossen wird. Natürlich wären dann auch die Landesverbände und die nicht in der Bundesliga spielenden Vereine in der Pflicht sich zu beteiligen. Das wäre eine konsequente und auch mutige Entscheidung gewesen. Es sollten sich alle als Floorball Deutschland verstehen und in die Pflicht nehmen lassen. Bei über 10.000 Mitgliedern kommt dort in der Jahresscheibe ein erheblicher finanzieller Zufluss zusammen.
Natürlich kann und sollte über eine angemessene Anhebung der Lizenzgebühren in den Bundes- und Regionalligen beraten werden. Allerdings losgelöst von dem schwarzen Loch im Verbandshaushalt, obgleich sich über eine verträgliche Anhebung der Lizenzgebühren weitere finanzielle Mittel generieren lassen.
Dass die gesamte Problematik kurzfristig aufgearbeitet werden muss, steht außer Frage. Da ist der Gesamtvorstand nicht das richtige Gremium. Lediglich eine weitere Auswertung im Rahmen des Gesamtvorstandes in Blossin Anfang März 2014 ist dabei zu wenig! Es muss dazu eine außerordentliche Delegiertenversammlung stattfindet.
Es sind viele Fragen offen und zu beantworten, wie z.B.:
1. Auf welcher finanziellen Grundlage und belastbaren Zahlen wurden in der Vergangenheit Beschlüsse schmackhaft gemacht, die zu einem solchen finanziellen Ergebnis führen (z.B. teilfinanzierte Stellen oder einen vollfinanzierten Generalsekretär)?
2. Auf welchen Jahresergebnissen basierten diese Beschlüsse und wir sehen die Jahresergebnisse der vorangegangen Haushaltsjahre aus und existiert eine einfache Einnahme- / Überschussrechnung – Stand III. Quartal 2013 oder per 31.12.2013?
3. Wie sehen die tatsächlichen finanziellen Ergebnisse der U-19 Weltmeisterschaften 2011 und 2013 aus?
4. Welche Ursachen führten zu den negativen finanziellen Ergebnissen und wer trägt die Verantwortung für das jeweilige Minus der U-19 Weltmeisterschaften 2011 und 2013?
Vor der Beantwortung dieser und anderer Fragen können und sollten wir uns nicht drücken. Denn ohne eine volle Transparenz und Aufarbeitung dieser und sicherlich noch weiteren Fragen, werden wir einen sauberen Schnitt und einen Neuanfang nicht hinbekommen. Eine Jetzt-schauen-wir-nach-vorne-und-es-wird-besser-werden- Mentalität verknüpft mit dem Hang zum Beschönigen wäre auch unangebracht. Dabei ist der Verband zuerst in der Bringe Pflicht, denn er muss die finanzielle Situation offenlegen und das zeitnah, um dann auch die Konsequenzen zu ziehen, bis hinein in eine mögliche persönliche Haftung.
Man könnte sich noch detaillierter mit der aktuellen Situation in Floorball Deutschland auseinander setzen. Eine Situation die dringend eines Mehr an schnellem Handeln, Offenheit und kritischer Auseinandersetzung bedarf.
Hoffen wir auf Besserung im Jahr 2014, denn so ein Jahreswechsel ist oftmals verknüpft mit guten Vorsätzen. Die Hoffnung stirbt zuletzt . . . . und dafür 5 € ins Phrasenschwein.
Ich wünsche trotz allem einen guten Rutsch und Start ins neue Jahr. Verbunden mit dem sportlichen Wunsch, dass unsere Teams von der Bundesliga bis zu unseren jüngsten Floorballerinnen und Floorballer ihre gesteckten Ziele erreichen. Mit unserer U-15 steht bereits kurz nach dem Jahreswechsel das erste Team beim Gothia-Cup auf dem Prüfstand.
Ralf Kühne
Präsident