Es war hart, es war schmerzhaft, es war laut und es war spannend. Um es abzukürzen – Playoff-Halbfinale gegen die Überraschungsmannschaft der diesjährigen Saison. Der VfL Red Hocks Kaufering erzwingt mit einer erfrischenden Leistung am Samstag das dritte Entscheidungsspiel am Sonntag. Am Ende siegt Erfahrung über jugendliche Leichtigkeit und der MFBC katapultiert sich somit von Platz 5 der regulären Saison ins Finale um die deutsche Meisterschaft.
Es schien in den Spielerköpfen wohl schon alles geritzt, denn mit einem 11:1 Sieg und somit der Führung im „best-of-3-Modus“ im Rücken ging der MFBC mit zu großem Selbstverständnis in die Samstagspartie im bayrischen Ländle. Gepaart mit dem unbändigen Willen der Gastgeber eine Reaktion zeigen zu wollen, lässt sich die Abkehr von der Erfolgswelle am besten erklären.
Die junge Kauferinger Equipe bewies von Beginn an, dass sie sich sehr wohl von der Demontage in Leipzig erholt hatte. Unterstützt von frenetischen Fans im ausverkauften Sportzentrum, legte sie im Vergleich zur Vorwoche gleich mehrere Gänge mehr ein. Auch eine kleine lautstarke Reisegruppe aus Leipzig konnte begrüßt werden, und sah Mitte des ersten Drittels die Führung ihrer Mannschaft durch die zweite Linie. Doch die Red Hocks nutzten die angesprochene Lethargie des MFBC und drehte binnen weniger Sekunden den Spielstand auf 2:1. Pausenpfiff.
Schon früh im Mitteldrittel stand fest, dass sich ein Spiel auf Messers Schneide entwickeln würde. Die Unparteiischen entschieden binnen kürzester Zeit zweimal auf Strafstoß für Leipzig. Gleich beide Male scheiterten die Leipziger in Person von Christian Fritsche und Top-Scorer Henrik Koivistoinen am starken Tobias Dahme. Die resultierende doppelte Überzahl konnte schließlich doch zum Ausgleichstreffer genutzt werden. Doch die Gastgeber steckten direkt im Gegenzug einen langen Pass durch den Defensivverbund des MFBC und erzielten ihr drittes Tor durch den Ex-Leipziger Tim Hoidis. Noch jeweils ein Treffer auf beiden Seiten gab es um die 30. Spielminute zu bestaunen und so brachte Kaufering auch im zweiten Spielabschnitt die Ein-Tore-Führung in die Pause.
Coach Gahlert blieb in der Pausenansprache ruhig und forderte seine Mannen zu Geduld und Konzentration auf, vergab man doch teilweise kläglich stark herausgespielte Chancen. Insbesondere die Höhe der Abschlüsse ließ Gahlert die Mütze mehrfach vom aalglatten Kopfe rutschen. So startete der MFBC bedacht und zielsicher ins Schlussdrittel. Nach einem Distanzhammer von Toni Lehtinen bedankt sich Koivistoinen mit einem Abpraller und stellt den erneuten Ausgleich her. Doch auch diesen wissen die Red Hocks zügig zu beantworten. Aus einem Freistoß heraus nagelt Jungtalent von Pritzbuer den Ball hinter Patrick Schmidt in die Maschen. Eine anschließende fünfminütige Überzahl der Leipziger, Jan Rybak hatte durch hohen Schläger einen Leipziger Kopf getroffen, hätte nun alles klar machen können. Doch die Überzahlformation des MFBC spielte zu behäbig und fand nur ein einziges Mal den Weg durch die Kauferinger Viererformation. Bis zum Schlusspfiff ereignete sich nichts zählbares mehr, zu verbissen agierten beide Teams im Mittelfeld.
In der folgenden Verlängerung ist die Storyline schnell erzählt. Kaufering, als Sudden-Death-Könige der Liga, nutzen eine kurzzeitige Verwirrung vor dem Leipziger Kasten gnadenlos bereits nach 48 Sekunden und sorgen für ein verlängertes Wochenende. Unsere Mannschaft gelang es einfach nicht die Playoff-Souveränität aufs Parkett zu bringen und der Heimweg schien zweitweise wichtiger als die Laufwege bei Offensivbemühungen. Kaufering hatte seine Hausaufgaben gemacht und „beschenkte“ die Leipziger mit einer Nacht im nahegelegenen Augsburg.
Phyisch erholter und taktisch besser vorbereitet, sollte im Entscheidungsspiel am Sonntag endgültig klargestellt werden, wer der Titelverteidiger, wer der Aufsteiger ist.
Spielertrainer Stanislav Kanta hatte nach der Vortagespartie noch Einzelgespräche geführt um seine Kollegen auf die kleinen Fehler aufmerksam zu machen, an oberster Stelle für ihn: „Körpersprache und der absolute Wille“. Genau so startete das Match auch, viele Nickligkeiten, periodisch wiederkehrende Schmerzensschreie, am Boden liegende Spieler, Zahnverluste, Stierkampfszenen – das erste Drittel hatte es in sich. Diesmal konnten die Gastgeber vor erneut vollen Rängen in Führung gehen, doch dies sollte kein Grund zur Sorge sein. Die MFBC-Beine waren flinker und der Kopf voll auf Sieg programmiert. Mehr und mehr bewies man, wie sehr die Erfahrung und Playoff-Cleverness dem Spiel den Stempel aufdrückte. Fritsche, Lehtinen und der am Vortag wirkungslose Ronkanen beantworteten Kauferinger Drangphasen cool mit je einem sehenswerten Treffer.
Die Defensivpaare Persson-Weidemann und Lehtinen-Smeilus lieferten eine starke Partie ab, in der es auch im zweiten Drittel heiße Gefechte zu verzeichnen gab. Zum Glück hatten die Schiedsrichter etwas Feuer aus den im ersten Drittel noch haarsträubenden Duellen nehmen können, so dass wieder mehr Floorball gespielt wurde.
Die MFBC Akteure fanden zunehmend zu ihrer Souveränität und ließen die Kauferinger wieder und wieder auflaufen, bis Kanta in der 32. Minute den Ball ins Tor hämmern konnte und die Führung somit auf 3 Tore ausbaute. Weise und überlegt wurde der Vorsprung ins letzte Drittel gebracht auch wenn Schmidt im Leipziger und Dahme im Kauferinger Tor ihr Können ein ums andere mal hätten notariell beglaubigen lassen können.
Es übernahm nun Kapitän Mattias Persson das Wort in der Kabine. Mit seinen gefühlten 20 Playoff-Teilnahmen führte er sein Team als geschlossene Einheit in die letzte Episode des Halbfinalgefechtes. Ganz abgeklärt verwandelte Ronkanen direkt nach Wiederanpfiff das 5:1 und vermied somit einen ähnlichen (An-)Spannungsverlauf wie am Vortag. Trotz weiterer Strafminuten auf beiden Seiten und einem schnellen Unterzahltor durch die Red Hocks, blieb es beim beruhigenden Vorsprung. Das Tor zum 6:2 ins sogenannte Empty-Net erzielte abermals Ronkanen, und das Finalticket gebucht werden.
An dieser Stelle wollen wir dem aufopferungsvollen Team um Coach Huber zu einer Wahnsinns-Premierensaison gratulieren und freuen uns auf weitere Duelle.
Am kommenden Ostersamstag kommt es nun zum Showdown mit den Überfliegern der Saison aus Weißenfels. Um 16.00 Uhr wird in der Leipziger Brüderstraße die „Mutter aller Duelle“ angepfiffen. Der UHC, der die Lilienthaler im Halbfinale gnadenlos abbügelte, geht als klarer Favorit ins Rennen – der MFBC wird demnach nochmals eine große Schippe drauflegen müssen, um ein spannendes Spiel präsentieren zu können. (pd)
12.04.2014 – Bundesliga – Herren – Red Hocks Kaufering vs. MFBC Löwen Leipzig 6:5 (2:1/2:2/1 :2/1:0) n.V.
13.04.2014 – Bundesliga – Herren – Red Hocks Kaufering vs. MFBC Löwen Leipzig 2:6 (1:3 / 0:1 / 1 :2)
Spiel 2 – Halbfinalspiel vom 12.04.2014 – MFBC Leipzig (Tore / Assists) :
Atte Ronkanen, Henrik Koivistoinen (1/2), Stanislav Kanta (2/0), [C] Mattias Persson, Danny Weißwange, Christian Fritsche (0/2), Toni Smeilus, [T] Peter Fuhrmann, Torsten Harnisch, [T] Patrick Schmidt, Christoph Weidemann, Toni Lehtinen (1/0), Peter Dietel (1/0), Martin Stvan, Wenzel, Flemming
Spiel 3 – Halbfinalspiel vom 13.04.2014 – MFBC Leipzig (Tore / Assists) :
Atte Ronkanen (3/0), Henrik Koivistoinen (0/1), Stanislav Kanta (1/1), [C] Mattias Persson, Danny Weißwange, Christian Fritsche (1/0), Toni Smeilus, [T] Peter Fuhrmann, Torsten Harnisch, [T] Patrick Schmidt, Christoph Weidemann, Toni Lehtinen (1/1), Peter Dietel, Martin Stvan (0/1), Wenzel, Flemming