Herber Rückschlag für unser Herren-Bundesligateam gegen abgezockte Berliner. Bei der verdienten 3:7 (0:1,2:4,1:2)
Heimniederlage gegen den BAT erreichte kaum ein eingesetzter Akteur Normalform, insofern man nach zwei bis dato gespielten Spielen von einer „normalen“ Form sprechen kann. In unserem Vorbericht hieß es „Dabei kann man sich sicher auf die nun nachgewiesenen Abschlussqualitäten der Hruby, Talikka und Ronkanen verlassen.“. Nun, in diesem Punkt irrte man.
Ins Spiel starte man durchaus ein wenig überraschend wieder mit geänderten Reihen, und mit Pavel Lubentsov im Kasten. In Reihe 1 konzentrierte man diesmal die geballte Scorermacht mit Ronkanen und Talikka in der Spitze, Kanta auf Center, sowie Hruby und Dietel in der Defense. Reihe 2 begann mit Harnisch, Patzold, Faber, Böthgen und Kretzschmar. Der Matchplan war somit klar vorgezeichnet. Unser Pech: Berlin interessierte unser Plan wenig. Man konnte sich an diesem Tag einfach auf die eigenen Mittel verlassen, und das eigene Spiel konsequent durchzuziehen. Diese Mittel sind auch nicht unbedingt neu. Man steht traditionell sehr sicher und robust in der Defensive, und spielt ebenso traditionell einen einfachen und klaren Floorball nach vorne. Nicht ganz so neu ist auch ein glänzend aufgelegter Tom Nebe im Kasten, und ein mit allen Floorballwassern gewaschener Sturmtank namens Marek Brincil. Neu ist allerdings: Bricil hat jetzt treffsichere Nebenleute. Und dieser Aspekt sollte die etablierte Konkurrenz in Floorball Deutschland in dieser Saison sehr aufmerksam gen Berlin blicken lassen. Beide Teams waren zunächst auf Sicherheit bedacht, doch schnell zeigten sie sich, die an diesem Tag doch eklatanten Unterschiede. Berlin hellwach, sowie läuferisch und physisch eine Augenweide. Manchmal drängte sich auf den Rängen der Eindruck auf, die spielen mit einem Mann mehr. Wir haben stets nachgezählt: Dem war nicht so! Wir waren am Samstag in den zuvor genannten Attributen jedenfalls nicht ganz ebenbürtig. Exemplarisch zunächst der erste Saison-Rückstand: Hruby vertändelt unkonzentriert zentral im Vorwärtsgang, Landsmann Bricil auf Berliner Seite sagt „Dekuji vám (Danke)“ und versenkt einfach und völlig humorfrei rechts im Leipziger Kasten (5.min). Berlin doppelt nachfolgend unsere 1.Reihe wie die Weltmeister, stellt die Passwege zu, blockt. Nennenswerte Gegenmittel sollten wir am Samstag keine mehr finden. Ein Lichtblick im ersten Drittel: Reihe zwei tut, was sie soll. Man lässt hinten nichts zu. Ein Aufreger noch kurz vor Drittelende, als Hruby erneut den Ball liegen lässt. Diesmal ohne Folgen, wenn auch nur ganz knapp. Pause.
Wachrütteln? Besserung? Fehlanzeige! Man war weiter nicht bereit für dieses Spiel. Brincil frei und schnörkellos ab durch die Mitte, 0:2 (23.min). Torwartwechsel Leipzig: Pavel Lubentsov geht raus, Patrick Schmidt kommt rein. Man will einen Impuls setzen, und kommt vielleicht über eine Überzahl ins Spiel (25.min)? Nein, kommt man nicht! Ohne Esprit und langatmig gespielt, durchsetzt und unterbrochen von technischen Mängeln, Berlin verteidigt lässig, und lässt alsbald das 0:3 durch Urban folgen (28.min). Auszeit Leipzig, und zurück zu Reihe eins aus dem Lilienthal-Spiel. Patzold rückt neben Dietel, Hruby nach vorne, und Atte Ronkanen (am Samstag nur der janusköpfige Schatten des Floorballers aus dem DHfK-Spiel) geht in Reihe zwei. Ehe die Massnahme greift, steht es jedoch 0:4 (Brockmann, 31.min). Leipzig nun mit Wut und mehr Tempo, und Talikka findet Hruby, 1:4 (gleiche Spielminute). Doch das ficht einen souveränen Berliner Bären nicht an, Hietala zum 1:5 (35.min.). Nochmal die Kombo Talikka/Hruby, 2:5 (36.min). Hoffnung? Eher nicht. 3 Tore sind im Floorball nichts, doch der Eindruck dieses Tages war einfach der, das sich das Berlin nie und nimmer mehr nehmen lässt. Und wenn dann Tom Nebe ausnahmsweise mal schnell ausgespielt war, und man das leere Tor nicht trifft, dann wird aus vagen Eindrücken schnell …
… Gewissheit: Erneut Brockmann (41.min) und Riis (44.min) erhöhen im 3.Drittel schnell auf 7:2 für unsere Gäste. Zu diesem Zeitpunkt spielte Reihe 1 wieder in der Startformation. Ein wenig Frust war dann sicher auch dabei, als in der Folge erst Dietel und dann Kanta ihre Gegenspieler über die Bande kegeln. So drohte im 3 gegen 5 Spiel gar ein kleines Debakel (46.min). Doch auch die Berliner zollten nun ihrem aufwändigen Spiel ein wenig Tribut. Ihr Glück: Es war nur das Abziehbild des Atte Ronkanen der Vorwoche, das da den Berlinern den Ball klaute, und frei auf Tom Nebe zulief. Über das Ergebnis decken wir hier den Mantel des Schweigens. Berlin ließ dann die Uhr runter laufen. Das galt für die Überzahlsituation ebenso, wie für das weitere Spiel. Die Floorball-Messen waren gelesen. Wenzel Flemmigs 3:7, nur noch Ergebnis-Kosmetik (52.min). Noch eine Überzahl für unser Team (54.min) -> Ablauf siehe 25.Minute. Ende.
Fazit: Am BAT Berlin in der (Früh)form des Samstags, werden sich auch noch andere Teams gehörig die Zähne ausbeißen. Jedoch hat auch unser Team in der Qualität gegenüber dem Vorjahr zweifellos gewonnen. Und doch bleiben nach diesem Spiel wieder einmal die alten Fragen: Warum gelang es wieder einmal nicht, das Team mental frisch aufs Parkett zu schicken? Warum bewegte sich ein Großteil unserer Spieler wieder einmal, als ob ihnen ein zentnerschwerer Betonklotz am Bein hängt? Und wann haben wir nun diese Saison unsere beiden personell stabilen Reihen, die sich mit Blick auf den weiteren Verlauf einspielen können? Diesen Fragen müssen sich unsere Trainer stellen, und an der Beantwortung dieser Fragen muss man sich im weiteren Saisonverlauf auch messen lassen. So hat man nun am kommenden Sonntag in Chemnitz die Chance, es direkt wieder besser zu machen. Immerhin haben wir erst 3 Spiele absolviert, und die ersten Alarmglocken hört man nur, wenn man ganz genau hinhört. Aber dann hört man sie eben auch.
cs
Fotos: Johannes Waschke