Ja, sie hatte schon so einiges zu bieten, unsere Rückkehr in die schmuck gewordene Brüderhölle, an deren stimmungsvollen Ende ein verdienter 9:2 (3:0,3:2,3:0) Erfolg für unsere Jungs an der etwas klein geratenen (Strafzeiten!) Anzeigetafel prangte. Der damit verbundene Einzug in das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft hatte an diesem Abend derer Väter viele, und wir müssen uns in der Nachbetrachtung verwundert die Augen reiben, wie dicht sich unser Vorbericht dann an der Realität bewegt hat.
So hatte Matze Persson, diesmal von Danny Weißwange attestiert und beide Herren dem Anlaß entsprechend im feinen Zwirn an der Bank, bis auf Henrik Koivistoinen alle Mann an Bord, was sich dann in folgender Konstellation niederschlug:
Im Kasten: Patrick Schmidt
Reihe 1: Faber, Weidemann, Hruby, Dietel, Kanta
Reihe 2: Novotny, Luderer, Talikka, Kretschmar, Ronkanen
Reihe 3: Flemmig, Harnisch, Ecke, Schönnagel, Gühlke
In Reserve: Lubentsov, Patzold, Schreiber
So entwickelte sich von Beginn an ein temporeiches, intensives und gutklassiges Match, was von beiden Seiten zunächst sehr konzentriert in der Defense geführt wurde. So blieben die ganz dicken Chancen hier wie da zunächst aus, und die kleinen Chancen waren die sichere Beute beider Torleute. Das änderte sich in der 10.Spielminute auf durchaus bemerkenswerte Art und Weise. Lukas Schönnagel (bisher 1 Liga-Tor in der laufenden Saison), links bedient von Wenzel Flemmig (bisher 1 Liga-Scorer in der Saison), drosch das Ding rechts oben am Berliner Keeper vorbei zur Leipziger Führung in die Maschen (9:32min). Die 3.Reihe als Tor-Dosenöffner? Da ließ sich Reihe 1 nicht lange lumpen: Lukas Hruby, bedient von Christian Faber, legte ganz fix das 2:0 nach (9:55min), und die Hölle lebte. Doch auch Berlin lebte, und stemmte sich mit seiner reichlich vorhandenen beachtlichen Manneskraft (im Sinne von groß und kräftig) dagegen, wobei Koloss Brincil im wahrsten Sinne des Wortes herausragte, und sich atemberaubende Zweikämpfe mit unseren Jungs lieferte. Nein, das war nichts für Hasenfüße und Weicheier, das war Sport für ganze Kerle, und unsere Defense war stets ganz dicht dran, am Berliner Mann! Und Reihe 3 war auf den Playoff-Geschmack gekommen: Schönnagel diesmal auf Robert Ecke, und dieser frei, recht zentral, aus dem Halbfeld zum 3:0 (16:33min), womit wir erstmal beruhigende Pausen-Luft atmen.
Doch die Ruhe hielt nicht lange. Ein Grund: Es entwickelten sich fortan irgendwelche Dissonanzen zwischen Liers/Hoffman auf der einen, und Schönnagel/Harnisch auf der anderen Seite. Ihr merkt schon: Reihe 3 – mittendrin statt nur dabei. Doch zunächst musste Schönnagel in die Kühlbox, und die Murmel hoppelte schon nach 4 Überzahlsekunden irgendwie abgefälscht am machtlosen Patrick Schmidt vorbei zum 3:1 (Savolainen, 22:37min). Machtlos war Schmidt auch beim 3:2 (Savolainen, 26:30min), was uns, wenn auch nur ganz kurz, wieder über diese ominösen 2.Drittel sinieren ließ. Gegen möglicherweise daraus erwachsende Kopfschmerzen hatte Tomas Novotny ein schnell wirkendes Gegenmittel namens „Vierzuzwei“ parat (26:57min). Vorsicht Nebenwirkung: Das Zeug löst euphorische Gefühle aus! So wohl auch bei Tomas selbst, denn das Pässchen zu Jussi Talikkas 5:2 legte er gleich noch oben drauf (30:47min). Zurück zu Dissonanzen Schönnagel/Referees: Irgendwas mit Lukas Knie gefiel den Herren/dem Herrn in Gelb nicht. Eneute Unterzahl direkt nach Bully (30:50min), und diesmal hoppelte nichts in unser Tor. Auf der Gegenseite dafür sehr wohl: Christoph Weidemann diagonal auf Christian Faber am langen Pfosten, 6:2 (34:19min). Nach Ansicht Gelb streuen wir an dieser Stelle einen Wechselfehler durch Torsten Harnisch ein, und beenden das Drittel in Unterzahl zwar, und doch mit einer komfortablen Führung.
An dieser änderten auch die 70 verbliebenen Unterzahlsekunden zu Beginn des letzten Drittel nichts, was auch Patrick Schmidt zu verdanken war, dessen samstägliche Leistung nach ein/zwei Fauxpas in Spiel 1 frei von Tadel war. So entwickelte sich nun ein reiner Abnutzungskampf, in dem sich besonders Marco Gühlke aufgrund seiner enormen Laufstärke ein ums andere mal als Stachel im Fleisch der zusehends müder werdenden Berliner Beine präsentierte. Stark! Stark auch einmal mehr die Spielintelligenz von Mannschafts-Kücken Paul Kretschmar, der sich diesmal nahtlos in die unvollständige „Finnen-Reihe“ einfügte. Der Lohn, sein 7:2 nach einem Strahl von einem Pass von Jussi Talikka (52:19min), und damit waren auch letzte eventuell vorhandene Restzweifel am späteren Sieger ausgeräumt. Zu bombenfest stand sie das ganze Spiel über da, unsere Defense, als das da noch Platz für ein Berliner Hoffnungsschimmerchen gewesen wäre. Da fiel auch Teil 4 im Disput Gelb vs. Schönnagel/Harnisch nur statistisch ins Gewicht. Unterzahl – uns egal! Stanislav Kanta und Atte Ronkanen runden in der Schlussminute unsere starke Vorstellung mit ihren beiden Treffern zum 9:2 Endstand ab, „lassen Berlin in einem sehr tiefen Tal, gefüllt mit einem Meer aus Tränen zurück“, wir räuspern uns einmal, und übergeben an den abschließenden Jubel.
Und, wem ist es aufgefallen? Unsere 9 Treffer haben sage und schreibe 9 verschiedene Absender! Ein beeindruckender Wert einer beeindruckenden Teamleistung. Punkt!
Mit diesem Spirit im Rücken kann unser Team mit der nötigen Gelassenheit in Richtung Vorschlußrunde blicken, und wir rufen auf zum:
HÖLLENKRAWALL am Tag der Arbeit!
Deutsche Meisterschaft – Halbfinale – Spiel 1
MFBC Leipzig vs UHC Weißenfels
01.05.2016 – 15:00Uhr – Sporthalle Brüderstraße
Halbfinale – Here we are!
cs
Fotos: Luisa Mocker