…oder, um salopp mit Andreas Brehme zu sprechen: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“. Die 8:9 (1:0,4:4,3:5) Niederlage am frühen Sonntag Abend in Wernigerode war nochmal wie mit dem Finger feste in der offenen Wunde unserer 1.Herrenmannschaft rumbohren. Sie tat verdammt weh, und setzte den symptomatischen Schlusspunkt unter ein durch und durch verkorkstes Jahr 2015.
Dabei hatte man diesmal lange Zeit vieles richtig gemacht, ohne freilich manch bekannte Probleme in Gänze übertünchen zu können. Die 3 Leipziger (!) unter den insgesamt 243 Zuschauern sahen einen äußerst engagierten Auftritt des Teams, dem Kaufering nicht wirklich anzumerken war. Die Stimmung im Team war gut, und geprägt von einem aufmunternden kameradschaftlichen Mit- und Füreinander. Sie bekamen auch die stärkste Leistung von Patrick Schmidt im Kasten anno 2015 zu sehen, sowie eine dritte Reihe, die einen prima Job auf den Boden der Stadtfeldhalle legte. Warum es trotzdem wieder nicht reichte, das wollen wir nachfolgend auseinanderklamüsern.
Wernigerode mit 2, wir mit 3 Reihen. So starteten beide Teams ins 1.Drittel, wobei diesmal unser Team von Matze Persson gecoacht wurde. Den Spielbeginn muss man als flott bezeichnen. Viel Tempo, viel Rumgerenne, wenig Struktur. Nichts für Taktikästheten. Schnelle Abschlüsse auf beiden Seiten waren die logische Folge, wobei hier die bessere Qualität auf Seiten der Gastgeber zu verzeichnen war. Doch an der Stelle kam ein äußerst aufmerksamer Patrick Schmidt ins Spiel, der endlich mal wieder zu Höchstform auflief, und sofort im Spiel drin war. Damit verdient sich ein Torhüter dann hier und da auch mal das verdiente Quentchen Glück. Sein Gegenüber Chris Ecklebe im Kasten der Hausherren hatte es da zunächst in Sachen Quantität und vor allem Qualität ein wenig einfacher. So richtig zwingend war es eben (wieder mal) nicht, was wir da so auf des Gegners Kasten brachten. Hätten beide Teams versucht, das Tempo der Anfangsphase durchzuspielen, hätte man zwingend schon mal in umliegenden Kliniken die Herz-Lungen-Maschinen anwerfen müssen. So siegte hier wie da Verstand und Körper, und die Geschichte beruhigte sich zunehmend. In dieser Phase des eher kontrollierten Spiels auf beiden Seiten belohnte dann Robert Ecke das Team, seine 3.Reihe, und nicht zuletzt sich selbst für das bis dato weitestgehend fehlerfreie Spiel mit dem 1:0, Marke „Von ganz weit weg“ (15:02min – Assist Schönnagel), und markierte damit, ganz nebenbei gesagt, seinen 3.Treffer in den letzten beiden Spielen. War das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt zwar temporeich, war dies zugleich der Startschuss für die Komponente, die bis dahin fehlte: Feuer unterm Dach! Zunehmende kleine Scharmützel rückten mehr und mehr die Unparteiischen in den Blickpunkt des Geschehens, ohne das diese noch im 1.Drittel den Arm hoben. Pause.
Pause vorbei, Ausgleich. Eine Spur zu schnell (18 Sekunden) nach Wiederanpfiff hatte Kuittinen die nötige Zeit, um sich die Ecke für seinen Schlenzer auszugucken. Und dann wurde es Unübersichtlich, und das sollte es bis zum Ende der Partie bleiben. Wenig zu beneiden waren sie fortan, die Unparteiischen, gab es doch steten und reichlichen Diskussionsstoff zwischen allen Beteiligten. Zunächst um Ramon Ibold. Halb zog es ihn, halb sank er hin, und der Ball mittendrin. Bodenspiel lautete die Entscheidung, und somit Überzahl für uns. Ronkanen findet Kanta im Slot, 2:1 (26:13min). Eine reichliche Minute später: Max Patzold legt mit seinem 2.Saisontreffer auf Zuspiel von Faber nach, 3:1 (27:18min). In der 9.Spielminute des zweiten Drittels ging dann Lukas Schönnagel wegen Schubsens auf die Strafbank. Es folgte der in dieser Saison fast schon obligatorische Ronkanen-Unterzahl-Sololauf allein auf den gegnerischen Keeper, mit dem ebenso obligatorischen Ergebnis. Dafür waren wir dann plötzlich nur noch zu dritt. Lukas Hruby wurde als Stockschlag-Täter identifiziert. Wernigerode gelang der Anschlusstreffer durch Ibold jedoch erst Sekunden nachdem Schönnagel wieder auf dem Feld war, so das es im 5 gegen 5 weitergehen konnte (10:36min). Torsten Harnisch hier (11:25min), sowie Tom Fiedler da (12:11min), legten auf beiden Seiten noch zwei schnelle Treffer zum 4:3 Zwischenstand aus unserer Sicht nach, ehe sich das Geschehen kurz beruhigte. Fünf Minuten später dann der Auftakt zur nächsten ereignisreichen Phase. Strafe diesmal gegen die Gastgeber und Penalty für Leipzig. Hruby ist sich seiner Mittel gaaanz sicher, und verwandelt völlig tiefenentspannt (17:14min). Neunundvierzg Sekunden später können sich Jousi und Kyllönen aussuchen, wer für die Gastgeber den erneuten Anschluss herstellt. Ein veritabler individueller Bock vor dem eigenen Tor brachte die Beiden in diese komfortable Ausgangssituation, 5:4 (18:03min). In Überzahl ging unser Team nachfolgend ins letzte Drittel. Diesmal wurde Krupicka auf Seiten der Hausherren des Stoßens überführt.
Auch diese Überzahl konnte man, wenn auch knapp, noch in Zählbares ummünzen. Wieder Hruby (Assist Ronkanen), zwei Sekunden vor Ablauf der Strafzeit, 6:4 (40:25min). 42:44min waren gespielt, als Ronkanen endlich mal seinen Spezi Koivistoinen fand, und dieser die Murmel endlich auch mal satt traf, 7:4 (42:44min). Zu diesem Zeitpunkt deutete noch nicht allzu viel drauf hin, das uns die Felle kurz darauf hinfort schwimmen sollten. Die Atmosphäre war zwar hektisch und aufgewühlt, doch hatten unsere Jungs die Lage vor allem in der Defensive unter Kontrolle. Das 7:5 durch Fiedler, der richtig in der Gegend rumstand, und einen Abpraller von Schmidts Beinschoner im Leipziger Kasten unterbrachte (45:59min), änderte daran nichts. Ein Tor, wie man es sich im Laufe eines Spiels einfach auch mal einfängt. Doch dann kam die 50.Spielminute, und wir kommen zurück zu unseren Fellen… Zwei Treffer der Gastgeber zum Ausgleich binnen 37 Sekunden, und die emotionale Waage des Spiels knallte unvermittelt von der einen auf die andere Seite, 7:7 (50:33min). Strafe Harnisch, 5 Sekunden gespielt, 7:8 (11:58min). Patrick Schmidt krabbelt hinter dem Tor aus seinem Torraum, um sich den Ball zu angeln, Handspiel, Strafe, 7:9 (53:54min). Damit waren, in Anbetracht unserer Situation, 50 Minuten richtig gute und harte Arbeit binnen 5 Minuten für die Katz. Fast könnte man an der Stelle ein bissl in Selbstmitleid versinken… Aber vor dem Heulen bringen wir hier noch das Spiel auf dem Papier zu Ende, denn da tat sich doch noch die Chance auf, nicht gänzlich mit leeren Händen heimzufahren. Das Gießkannen-Strafen-Prinzip der Unparteiischen erwischte noch Jousi auf Seiten der Gastgeber, und das gleich für geschlagene 5 Minuten. Im Gewühl soll der gute Mann gehakt haben (55:52min). Das hieß, wir spielen das Spiel 4 Minuten in Überzahl zu Ende, schießen (theoretisch) noch ausreichend Tore, um das Ding zurückzudrehen, und fahren frohgelaunt gen Heimat. Doch grau ist alle Theorie und mau war unser Überzahlspiel. Kuittinen nagelt im Konter zu allem Überfluß noch ein Ding an den Pfosten, während uns im Aufbauspiel reihenweise die Bälle verspringen. Tempo damit Fehlanzeige, ebenso wie zwingende Abschlüsse in ausreichender Anzahl. So sprang nur noch der Anschlusstreffer durch Koivistoinen raus (59:18min), und am Ende prangte ein depremierendes 8:9 an der Anzeigetafel.
„Auch wenn es mir nach einer solchen Niederlage schwer fällt, Positives daraus zu gewinnen: Es gab heute viel Erfreuliches zu sehen. Dies zeigt, dass die Vorgaben der Trainer umgesetzt werden. Wenn man aber so wie unsere Mannschaft über einen längeren Zeitraum Schwierigkeiten hat, verlässt man manchmal im Spiel die vorgegebene Linie und spielt Kopflos und Undiszipliniert. Das haben wir heute 4 Minuten lang gemacht und wurden dafür bitter aber zurecht bestraft.“ meinte so auch Coach Matze Persson nach dem Spiel.
Wer nun noch einen Blick auf die Tabelle nach Abschluss der Hinrunde, sowie auf die Scorerwertung werfen möge, kann dies hier –> Tabelle & Scorer
Und für Zahlenfreaks: 22 Pflichtspiele absolvierte unser Team im Kalenderjahr 2015. Davon wurden bei einem Torverhältnis von 163:153 nur 10 gewonnen, aber 12 Spiele verloren. Der höchste Erfolg: 16:1 im Pokal bei der SG Seebergen/Lilienthal, die höchsten Niederlagen: 4:12 daheim gegen Wernigerode und 2:10 in Weißenfels. In den regulären 60 Minuten erzielten wir nur dreimal zweistellige Ergebnisse (Seebergen/Lilienthal, DHfK, Saalebiber), und verloren im Gegenzug fünfmal mit 10+ Gegentoren. (In dieser Auflistung wurde das Forfait-Ergebnis gegen Lilienthal mit dem auf dem Feld erzielten 9:6 eingerechnet.)
So, damit machen wir für 2015 an die Berichterstattung Herren I einen dicken Haken, und sehen uns am 07.01.2016 hier wieder, wenn wir euch was über das dann bevorstehende erste Match 2016 am 09.01. in Lilienthal erzählen.
Bis dahin sei euch für das geduldige Schmöckern in überwiegend schlechten Nachrichten gedankt. Im kommenden Jahr gibts dann hier nur noch positive Dinge zu lesen.
cs