Nun ja, die grenzenlose Euphorie lassen wir mal noch fein in der Schublade, aber was man da am Sonntag in Zwickau beim 11:8 (2:1,3:3,6:4) Erfolg über die zweite Mannschaft des UHC Weißenfels so gesehen hat, lässt nach zwei missratenen Partien gegen Dessau und Wernigerode und nachfolgenden 4 Wochen Pause erste kleine Hoffnungspflänzchen keimen.
Aus der (Trainer)not heraus wurde diesmal die Variante Spielercoach geboren. Peter Dietel ist alt und hat manche Schlacht geschlagen, und schwupps, hatte er nen neuen Job. Und Peter Dietel wäre nicht Peter Dietel, hätte er die Aufgabe nicht akribisch vorbereitet. Zur Versammlung der Spieltags-„Seinen“ auf der Tribüne drangen Worte wie „Verantwortung“ (auch Eigenverantwortung!), „klare Pässe spielen“ u.ä. durch das Tinnitus-Grundrauschen an unser Ohr. (Nein, wir haben nicht bewusst gelauscht!) So oder so ähnlich wird es aber wohl in jedem Teammeeting vor den Matches zugehen, und nachdem alle genickt und die hehren Worte mit freundlichen Beifall bedacht haben, macht aber am Ende doch jeder was er will. So hat man es jedenfalls zuletzt oft genug erlebt, und so hat sich unsereins noch nichts dabei gedacht. Das nachfolgend aber dann tatsächlich der deutliche Wille spürbar war, das Gehörte und Abgenickte auch auf der Platte umzusetzen, das hat uns dann doch gewaltig überrascht, und lässt den hoffnungsvollen Schluss zu, dass sich aus dem eingangs großen Schkeuditzer Kader nun doch noch ein Kern der zukünftigen willigen Macher herauskristallisiert. Denn vom großen Reden (und Rummaulen) zum teamfähigen Handeln scheint der Schritt dann doch manchmal größer als gedacht.
14+2 Willige brachte Schkeuditz mit nach Zwickau, denen 12+1 vorzugsweise Weißenfelser Jungvolk gegenüberstanden. Einer fehlte also noch an einer vollwertigen dritten Reihe, was Schkeuditz aber nicht daran hinderte, dennoch mit dritter Reihe bei wechselndem Verteidiger zu spielen. Ohne festen Mann an der Bande klingt so eine Konstellation zwangsläufig irgendwie nach Wechselchaos und Anarchie. Was wir jedoch erlebten war Disziplin und Harmonie:
Tor: Schuster
Reihe 1: Damm, Dietel, Schulemann, Blochwitz, Mühle
Reihe 2: Hoffmann, Beyer, Käseberg, Sommer, Opitz
Reihe 3: mal der, mal der, P.G.Richter, Benndorf, Wieczorek, Kunkel
Reserve: Freund (Tor)
Der Start ins Match? Beschissen wäre geprahlt! Der UHC verliert das Bully, und überrumpelt Reihe 2 mit urgewaltigem Nachsetzen. Ballverlust im allgemeinen Chaos, zack, drin. 8 Sekunden waren da von der Uhr, 0:1, Beyrich. Dass das gegen MFBC-Herrenteams ein probates Mittel ist, hat denen sicher der Harri Naumanen an der Bande erzählt. Nun ja, *seufz*. Die passende Antwort gab jedoch Reihe 3. Diesmal versinkt die UHC-Defense im Tiefschlaf, denn Benndorfs Pass in den Slot auf den freistehenden Kunkel war zwar sauber und präzise, aber keinesfalls in Überschallgeschwindigkeit. Uns wars jedoch schnuppe, 1:1 (01:39min). Schkeuditz danach im Match. Man war in der Breite spielerisch besser, man kämpfte, man rackerte, man half sich, und man arbeitete läuferisch sauber auch und gerade in der Rückwärtsbewegung. So muss das aussehen! Das Steffen Schuster im ersten Durchgang so maximal eine Handvoll halbgare UHC-Dinger aufhalten musste -> eine logische Folge. Vorne verpuffte dagegen eine erste Schkeuditzer Überzahl. Als Grund glaubten wir in erster Linie technische Mängel ausgemacht zu haben, die dem Spiel wieder und wieder das nötige Tempo raubten. Technisch sauber indes dann Sommers feine Einzelleistung über rechts mit passendem Abschluss in den Weißenfelser Torwinkel. Die 2:1 Führung (10:07min) war zu diesem Zeitpunkt bereits verdient. Mehr hätte aus Sicht der Schkeuditzer durchaus passieren können, tat es aber nicht. Pause.
Nach dem Seitenwechsel wurde es dann richtig interessant. Weißenfels mit dem Versuch die Initiative durch deutlich mehr Tempo und Biss im eigenen Spiel an sich zu reißen. Schkeuditz hielt zwar dagegen, aber mit den ruhigen Teil des Nachmittags war es für Schuster erstmal vorbei. Dabei nahm sich der Gegner selbst nochmal für zwei Minuten den Schwung, als man sich zeitig im zweiten Drittel nochmal in Unterzahl wiederfand, ohne das Schkeuditz Kapital draus schlagen konnte. Weißenfels suchte danach ganz gezielt den Abschluss, und der gute Steffen musste schon das eine oder andere Mal beherzt nachgreifen. Der Weißenfelser Tatendrang eröffnete auf der anderen Seite nach vorne Räume für Schkeuditz. Aber Opitz vergibt allein auf Schmidt im UHC-Kasten zulaufend, und auch Schulemann besann sich wieder auf seine guten alten Wurzeln als allseits gefürchteter Chancentod. Und wir haben uns um den Käptn schon ernsthafte Sorgen gemacht. Umsonst! Auf der anderen Seite weiß Beyrich (siehe Scorerliste) wie man die Dinger einfach reinknüppelt, 2:2 (29:37min) zur „Halbzeit“. Zur Halbzeit rutschte dann auch Freund für Schuster in den Kasten, und während sich Steffen die Schweißperlen des zweiten Durchgangs abtrocknen konnte, sollten sich selbige bei Erik ganz schnell bilden. Doch zuvor gilt es mit der Mär eines Schulemann-Tors im Spielprotokoll aufzuräumen. Genau umgedreht wars nämlich. Der arme Tom Blochwitz wurde durch schändliches Treiben höherer Mächte um seinen verdienten Lohn, das 3:2 nach 34 Minuten, gebracht. Pfui deibel! Bestand hatte die erneute Führung ganze 51 Sekunden. Natürlich wieder Beyrich, 3:3. Spitz auf Knopf stand die Partie jetzt. Das manifestierte sich erstmals eindrucksvoll in den letzten 28 Sekunden das zweiten Abschnitts. Mühle mit dem 4:3, Wörmann mit dem Ausgleich 11 Sekunden später, und Wieczorek lässt Schkeuditz mit dem 5:4 drei Sekunden vor Drittelende in die Pause gehen. Sowas macht einen auf der Tribüne wahnsinnig!
Hochkalorischer Pausentee da, Beruhigungszigarette hier, und weiter geht’s. Total beruhigend dann die fixe 3-Tore-Führung. Der „Coach“ fehlte uns noch in der Tore-Sammlung. Sechster Treffer, sechster Torschütze, Dietel, 6:4 (41:26min). Hatte nun wohl Weißenfels-Blut geleckt (iiihhh!), 7:4 (43:53min). Auf der Tribüne schieben wir uns infolge der erfreulichen Entwicklung genüsslich einen Drops in den Mund. Doch anstatt das Ding entspannt zu lutschen, bleibt er uns fast im Halse stecken. (An dieser Stelle ein freundliches Danke an die beherzten umsitzenden Schulterklopfer!) Der Grund für den kritischen Zustand: Zwischen der 26. und 28.Spielminute gleicht der UHC aus. Pohl, ein unlustiges Eigentor, und Böttcher in Überzahl (47:06min) trachteten nach unserem Leben! Schämen solltet ihr euch! Einbruch, hängende Köpfe, Rumgemotze bei Schkeuditz? Nö! Mühles (nach eigener Aussage völlig außer Form) Antwort rutscht Schmidt im UHC-Kasten 28 Sekunden später durch die Hosenträger. Dietels Überzahltreffer nach 51:20min zum 9:7 sah auch mal wieder irgendwie krumm aus. Aber in der Phase ging es nicht ums Tor des Monats. Der UHC nimmt vier (!) Minuten vor Ende den Keeper raus, der formschwache Mühle kegelt das Ding zu seinem dritten Treffer in den leeren Kasten, 10:7 (56:47min), und wir schielen verstohlen nach unserer Dropstüte. Aber der Homo Sapiens ist ja lernfähig, und das Ding blieb drin. So blieben uns mögliche erneute Anfälle nach dem 10:8 durch Henze erneute 13 Sekunden später erspart. Den Keeper ließ der UHC in der Folge dennoch besser lieber drin, und Wieczorek besiegelte mit seinem zweiten Treffer nach 58:40min den verdienten 11:8 Endstand. Durchatmen, Glückwünsche aussprechen, Zigarette rauchen, Drops essen!
Die ganz großen Temperamentsausbrüche muss Schkeuditz weiterhin noch ein bissl üben, und mit ein wenig mehr Kontrolle und Übersicht fängt man sich sicher auch keine 8 Buden. Aber was man besonders in Drittel 1 (nach den ersten 8 Sekunden) gesehen hat, macht durchaus Mut. Dies begründet sich in erster Linie aber eben darauf, dass die 14+2 Jungs am gestrigen Sonntag durchweg als Teamplayer auftraten. Damit kehrt zwangsläufig Leben, Freude am Spiel, Kreativität und Laufbereitschaft ins Spiel zurück. Davon hätten nicht nur wir, sondern auch die Jungs da unten in den nächsten Wochen bis Weihnachten sicher gerne mehr. Lasst euch dabei um Himmels Willen bloß nicht aufhalten!
Die fehlerbehaftete Statistik: https://sbkost.saisonmanager.de/index.php?seite=game&game=11317
cs
Foto Drops: Pixabay