Am 09.April 2017 endete die 22 Jahre (!) währende Floorballkarriere des langjährigen MFBC-Goalkeepers und Vizekapitäns Patrick Schmidt. Wir verneigen uns vor einem Floorballverrückten, der mit seiner Art und Weise wohl auf lange Zeit unvergessen bleibt und ein eigenes Kapitel in der deutschen Floorballgeschichte verdient hat.
Bei Patrick Schmidt scheiden sich in der Szene hierzulande wohl seit jeher die Geister. Dieser Mann prägte den Sport in Deutschland wie kaum und Zweiter und erreichte mit seiner ganz persönlichen Art etwas, das den meisten wohl nicht gelingen wird. Einmal erlebt, bleibt er in den Köpfen – in denen seiner Mitspieler und Trainer, in denen seiner Gegenspieler, in denen der Zuschauer und all seinen Wegbegleitern. Wie er das schafft/e – diese Frage wird jeder einzelne wohl mit einer eigenen Geschichte zu verbinden wissen, aber auf jeden Fall ist sich dieser Kerl über all die Jahre immer treu geblieben. Patrick Schmidt verkörpert den Begriff Authentizität wohl wie kein Zweiter – Emotionen müssen raus – sofort und mit geballter Energie und ohne Rücksicht auf Verluste. Unvergessen bleiben die berüchtigte „Schmidt-Faust“ nach sagenhaften Paraden, seine Techtelmechtel mit den gegnerischen Fans und Spielern, seine Klärungsversuche an der Mittellinie und eindringliche Monologe mit „sogenannten“ Unparteiischen.
Wie aber wurde aus dem 1995 gerade einmal 14 Jahre alten Patrick aus Weißenfels der „Schmieder“ den wir heute als Rekordnationalspieler und Floorballikone in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden möchten? Ein Abriss seiner Karriere:
Unter den Fittichen des Weißenfelser Gründungsvaters Rolf Blanke und seinem damaligen Coach Lutz Gahlert erlernte er das Einmaleins des Unihockeys (wie es seinerzeit noch liebevoll genannt wurde). Nur wenige Jahre später debütiert der Goalkeeper international und bestreitet seine erste Weltmeisterschaft im Jahr 2000 in Oslo. 2003 und 2004 dekoriert sich Patrick mit 2 deutschen Meistertiteln mit dem UHC ehe die Liebe zum Floorball ihn 2004 ins Mutterland des Sports Schweden zieht. Sechs Jahre und weitere vier Weltmeisterschaften (Weltermeister der B-Division im Jahr 2008) später heißt es, Patrick Schmidt kehrt in seine Heimat zurück. Nach einigen Verhandlungsrunden zwischen dem Spieler und diversen Bundesligaclubs steht im August 2010 fest, dass der MFBC Leipzig das Tauziehen um den Nationalspieler gewinnen konnte und sein neuer sportlicher und privater Mittelpunkt die Messerstadt werden würde. Dass er dort seinen alten Lehrmeister Lutz Gahlert als neuen-alten Trainer in die Arme schließen konnte, sei am Rande ebenfalls erwähnt. Als wäre er schon immer da oder nie weg gewesen, bringt er sich sofort als Spieler, Schiedsrichter, Nachwuchsmentor, Vereins- und Verbandsfunktionär im Verein ein und begeistert seine neuen „Arbeitgeber“ mit einem unbändigen Enthusiasmus. Der ehemalige Schwedenlegionär reißt fortan alle ihm sich bietenden Aufgaben mit Wohlwollen an sich und geizt nicht damit seinen immensen Erfahrungsschatz an alle Interessenten weiterzureichen.
Nur zu gern erinnern wir uns an diesen wahnsinnigen, diesen durchgeknallten Typen, der nur eines im Sinn hatte – die Meisterschaft für den MFBC gegen seinen mittlerweile hassgeliebten Ex-Klub zu holen. Diesem Ziel ordnete er bis zum Abpfiff seines letzten aktiven Spieles alles unter. Epische Schlachten wurden geschlagen, ehe er sich und uns diesen Traum im Mai 2013 nach endlos vielen Jahren des Vizemeisterdaseins erfüllen konnte.
Aufhören wenn es am Schönsten ist? Pustekuchen! Die „Schmidtfaust“ sah noch Perfektionspotential und wollte mehr. Das biologische Alter schien für einen Spielertypen wie Patrick Schmidt einer gewesen ist, nie eine Rolle zu spielen. Nach 82 (!) Länderspielen und unfassbaren 7 (!) Weltmeisterschaften endet 2014 seine internationale Karriere beim WM-Qualifikationsturnier in Münster. Patrick Schmidt ist damit amtierender Rekordnationalspieler und in unseren Augen – möge man über ihn denken was man will – absolut verdient! Für den MFBC folgten drei weitere Spielzeiten als Vizekapitän, „aggressive leader“, Lehrmeister und Playoff-Maschine.
Es ist der 09. April 2017 und es heißt Playoff-Viertelfinale gegen die BAT aus Berlin. Patrick Schmidt greift zu seinem Helm, schnallt sich die Schoner um die Knie und macht sich ein letztes Mal mit den 20 Quadratmetern bekannt, die 22 Jahre lang, sein Wohnzimmer gewesen waren. Der MFBC scheidet nach großem Kampf aus dem Titelrennen aus. Ein sichtlich betrübter Patrick Schmidt hat zu diesem Zeitpunkt längst eine Entscheidung getroffen. Ein letztes Mal blickt er sich um, verabschiedet seine Teamkollegen, lässt die Vergangenheit vor dem inneren Auge noch einmal Revue passieren und verlässt um 17.58 Uhr die Bundesligabühne mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Er hat bereits eine neue großartige Aufgabe gefunden – gemeinsam mit seiner wunderbaren Ehefrau Mandy Schmidt die gemeinsame Tochter Tilda beim Aufwachsen zu begleiten.
An dieser Stelle möchte sich der Mitteldeutsche Floorball Club e.V. von einem einzigartigen Sportler, Freund und Funktionär mit einer Verbeugung verabschieden. Wir danken unserer Nummer 30 auf das Herzlichste für die ansteckende Leidenschaft, den sportlichen und persönlichen Einsatz, für unzählbare Paraden und emotional ansteckende Momente, für den unbändigen Willen und viele lustige Episoden. Die Bilder der gemeinsamen Erfolge und Niederlagen werden unvergessen bleiben. Der Vereinsvorstand um Präsident Holger Saß wünscht Patrick und seiner Familie alles erdenklich Gute für die gemeinsame Zukunft und ist überaus glücklich Patrick als Teammanager und Schiedsrichter auch weiterhin als wichtigen Bestandteil des MFBC in seinen Reihen zu wissen.
Eines ist und bleibt unbestritten, Patrick Schmidt liebt Floorball wie kaum ein Zweiter und hat in 22 Jahren stets sein letztes Hemd für den Erfolg in die Waagschale geworfen. Über zwei Jahrzehnte verkörperte er einen wahren Sportsmann ohne je einen müden Cent für sein Engagement erhalten zu haben. Er ist dabei angeeckt und auch belächelt wurden, aber er hat sich nie beirren lassen und ist seinen Weg fortgegangen. Dieser hat ihm eine unvergleichliche Karriere beschert auf die er nun voller Stolz zurückblicken darf. Dafür lieben wir Patrick Schmidt und sagen aus tiefstem Herzen „Danke“.
mfbc