UHC Sparkasse Weißenfels – MFBC Grimma 3:2 (1:0; 1:1, 1:1)
UHC Sparkasse Weißenfels – MFBC Grimma 1:2 (0:0; 1:1, 0:1)
Wie bereits im vergangenen Jahr reiste der MFBC mit einem Sieg Vorsprung am letzten Wochenende zum Erzrivalen und Titelverteidiger nach Weißenfels. In der Serie Best of three musste noch ein Sieg her, um nach 2008 und 2010 den dritten Titel zu holen. Der Kampf der Giganten dauerte 180 effektive Minuten und … entschieden wurde er erst nach 179 Minuten und 59 Sekunden, als sich die Spielerinnen und die Trainerstäbe beider Teams schon auf die Overtime einstellten.
Im Spiel Nummer 2 kam es zur Duplizität der Ereignisse. Die Cat’s bezwangen in ihrem Heimspiel die Wikingerinnen mit 3:2. Grimma agierte tief in der eigenen Hälfte stehend und das ziemlich nervös. Viele Ballverluste nach vorn prägten das eigene Spiel. Als Sophie Kühne unbedrängt in die Mitte passte stand dort Laura Neumann, die zum 1:0 einschoss (8.). Keine Chance für Torfrau Alexandra Nickel.
Im zweiten Drittel nahm für Kühne Lisa Glaß die Verteidigerposition ein. Es wurde etwas besser aber auch Zeit für ein Kabinettstückchen der Anne-Marie Mietz, die es Kühne gleich machte und Neumann zum zweiten Treffer auflegte (23.). War das die Vorentscheidung? Es kamen gegen Stefanie Reinhardt (24.) und Mietz (29.) zwei Zeitstrafen wegen Stockschlages hinzu. In dieser Phase straffte sich die Grimmaer Defensive. Sie ließ wenig zu und hatte in Lisa Merle Entelmann eine Protagonistin, die in der Unterzahl Nationaltorhüterin Indra Reck mit einem Bauerntrick überlistete. Tricky!
Grimma war wieder dran und als Mietz den Ausgleich besorgte (45.), war alles auf null gestellt. Gerade beide Torfrauen standen im Fokus guter Aktionen. Reck konnte drei Eins-zu Eins-Situationen entschärfen. Die jüngste Grimmaerin, Charlotte Rüssel, hatte derer zwei. Auf der anderen Seite glänzte Nickel mit guten Reflexen. Allerdings griff sie beim Schuss von Sarah Patzelt daneben und der schlug im Winkel ein (52.). Duplizität der Ereignisse – Grimma hatte eine Woche zuvor zur gleiche Spielzeit durch Susanne Straßburger den Siegtreffer in ähnlicher Weise erzielt. Grimmas Headcoach Ralf Kühne nahm eine Auszeit und orientierte sein Team offensiver. Der MFBC hatte nun mehr Spielanteile, aber musste auch viele geblockte Schüsse hinnehmen. Als Mietz Sekunden vor der Schlusssirene auf Rüssel querlegt und diese den Ball verfehlte, war das Spiel entschieden. Ausgleich in der Serie bei 5:5 Toren.
Die Erkenntnis des Tages war für Kühne, dass der Matchplan aufgehen kann. Man sollte das spielen, was man gegen den Gegner kann und was Erfolg verspricht, meinte Kühne später zum monierten Defensivspiel seiner Mädels. Hatten doch er und Co-Trainer Marcus Linke die 1:6 Schlappe im Pokal vor knapp einen Monat wegen der taktischen Ausrichtung auf ihre Kappe genommen. Jetzt hieß die Devise defensiv agieren und den Spielfluss des Gegners unterbinden. Gerade im letzten Drittel gelang es sehr gut.
Im Entscheidungsspiel setzte Kühne in der zweiten Linie mit Rüssel und Vanessa Weikum auf zwei sehr junge Spielerinnen. Da Weikum den Centerposten übernahm konnte Kapitänin Sonja Dietel in den Sturm aufrücken. Grimma zog sich noch weiter in die eigene Hälfte zurück und setzte auf Abwehrarbeit und Konter. Weißenfels agierte auf dem Feld mit Ballbesitz. Allerdings wenig erfolgreich. Hatte man die Jahre zuvor die Gegentore durch Querpässe auf den zweiten Pfosten oder aus dem Halbfeld gefangen, blieb es diesmal bei wenigen Versuchen der Cat’s. In allen drei Spielen versuchten die Erzrivalinnen ihre Spielphilosophie durch zu bringen, wodurch sich ein intensives und von Taktik geprägtes Match entspann. Die Grimmaer Defensive blockte die Bälle, suchte und führte die Zweikämpfe. Auch auf die zweiten Bälle hatte man Zugriff. Den Rest landete bei Nickel oder über deren Kasten. Lautstark wurden die Wikingerinnen dabei von ihren zahlreichen Fans unterstützt, die auch im Fanduell knapp vorn lagen.
Erst ein Schuss von Katja Leonhardt, der noch von einem Stock abgefälscht wurde, landete im Nickelgehäuse (30.). Die Aufforderung zum Tanz war ausgesprochen. Grimma investierte mehr in die Offensive. Als Mietz den Ball hinter das gegnerische Gehäuse brachte und in den Slot lupfte, war es an Lena-Marie Lübker den Ball zum Ausgleich einzuschießen (36.).
Im Schlussdrittel lösten die Grimmaer Trainer den spaßbremsenden Abwehrriegel nicht auf. Aber es kam noch mehr Zunder in die Begegnung. Nachdem bereits eine Weißenfelser Spielerin in der 22. Minuten wegen Stockschlages auf die Strafbank musste, und Grimma diesen Vorteil ungenutzt verstreichen ließ, war es jetzt Kühne die die Strafbank wegen des gleichen Vergehens bevölkerte. Das Heimteam konnte ebenso wenig diesen Vorteil in ein Tor ummünzen. Als nach einem Konter wegen eines Abstandvergehens Rüssels eine erneute Zweiminutenstrafe anstand, schien das der entscheidende Vorteil für Weißenfels zu sein. Aber Grimma hatte auch hier wieder eine Antwort. Blocken, verschieben, Zweikämpfe und bei Ballbesitz kontern. Allerdings hatte Grimma Glück, dass nicht einer der beiden Lattentreffer ins Tor einschlug. Als sich alle schon auf eine zehnminütige Overtime einzurichten begannen und die Hallenuhr noch vier Sekunden Spielzeit anzeigte, konnte Kühne einen schlampig gespielten Pass abfangen und auf Reck zu sprinten. Ein feinerharter Schuss aus dem Sprint schlug im Dreiangel ein. Die Schlusssirene folgte unmittelbar in die Grimmaer Jubeltraube.
Kühne beendete mit diesem Spiel und diesem Schuss zum Titel ihre Karriere. Was für eine Geschichte. Auf den Tag genau vor fünf Jahren holte Grimma seinen letzten Meistertitel. Was für eine andere Geschichte.
Letztendlich ein Erfolg der Umsetzung der Taktik, meinte Kühne nach dem Spiel. Beide Teams begegneten sich auf Augenhöhe, auch wenn dem eine oder anderen die Defensivausrichtung der Gäste wenig gefallen hat. Aber es geht um den Erfolg, den Lohn für eine etwas schwierige Saison ohne eigenen Bundesligaspielbetrieb, ergänzt dazu Linke. Diesmal hatte Grimma etwas mehr Glück und vorweg die richtigen Schlüsse aus der letzten Niederlagen vor der der Finalserie gezogen.
Das Ende einer Ära der Alten bei den Wikingerinnen. Der Neuaufbau kann beginnen, mit dem bewährten Trainergespann Kühne und Linke, die trotz anderweitiger Aussagen zum Saisonanfang diesen Neuanfang mit gestalten wollen.
MFBC:
Alexandra Nickel (T), Daniela Thomas (T), Vanessa Weikum, Sophie Kühne, Sabine Wagner, Laura Naumann, Tina Lohrmann, Susanne Straßburger, Lena-Marie Lübker, Charlotte Rüssel, Sonja Dietel (K), Mariana Döring, Lisa Merle Entelmann, Susann Schiller, Sarah Hecht, Daniela Kolbe, Lisa Glaß, Stephanie Reinhardt, Anne-Marie Mietz, Virginia Leutelt