So, oder so ähnlich lässt sich der Umstand umschreiben, das unsere Herren nun zum zweiten Mal in Folge das Final4 maximal als Zaungast miterleben werden. Eklatante Unterschiede in punkto Effizienz vor dem gegnerischen Tor ließen unsere Gäste vom TV Lilienthal am Ende vielleicht ein wenig zu deutlich mit 3:7 (2:3,1:2,0:2) als Sieger aus dem samstäglichen Pokalfight in Liebertwolkwitz hervorgehen.
Beide Teams starteten mit zwei Reihen in die Partie, wobei sich bei uns gegenüber Hamburg lediglich die Verteidigergespanne änderten. Dietel und Harnisch verteidigten in Reihe 1, Patzold und Flemmig in Reihe 2. Hintergrund ist eine Verletzung von Hannes Naumann unter der Woche, die unsere Verteidiger-Kante mehrere Monate aus dem Spielverkehr zieht. Eine rasche und komplikationslose Genesung sei unserem Hannes auch an dieser Stelle gewünscht. Reihe 2 war dann, das Spiel war 1:14min gelaufen, das rasche 1:0 vorbehalten. Einen Freischlag von links hob Ronkanen auf den einlaufenden Christian Faber in den Slot, der volley vollendete. Schade nur, das es der einzige grobe und bestrafte Anfall von Schlafmützigkeit unserer Gäste in dieser Partie bleiben sollte. Lilienthal wankte in der Folge einige Minuten bedenklich. Atte Ronkanen hätte allein vor Hallerstede nachlegen können (müssen?), er tat es nicht, sondern wurde eiskalt abgekocht.Und auch diese Szene sollte sich noch als symptomatisch für den weiteren Spielverlauf erweisen. Nach 6:38min beruhigte Fabian Diaz de Armas sein nervöses Team, von links. verdeckt, halbhoch. Patrick Schmidt konnte nur noch hinterher gucken. Eine halbe Minute später: Leipzig lässt im Spiel nach vorne den Ball liegen, Lilienthal kontert, wie am Lineal gezogen laufen die Spieler und die Pässe, Ole Appenrodt braucht nur noch reinschieben. Die Leipziger Chance auf den Ausgleich in Überzahl ab 10:48min. Lilienthal macht dicht und bleibt dicht, und Hallerstede hält (wie fast alles im Laufe der weiteren Partie). Das „fast“ bezieht sich zunächst auf den dann doch noch folgenden Ausgleich: Hruby machts nach 15:15min. Janos Bröker mimt 50 Sekunden später direkt den Spielverderber, 2:3. Unser Team sehr um den Ausgleich bemüht, jedoch zu schlampig/fahrlässig/unkonzentriert mit seinen Chancen umgehend. Nein, die Worte Pech oder (ohne) Fortune nehmen wir in diesem Zusammenhang nicht in den Mund, weil sie dem Gesehenen nicht gerecht werden würden. Punkt und Pause.
Drittel 2 beginnt, wie Drittel 1 endet. Leipzig spielt schnell, gefällig und erfolglos, und kassiert in der 27.Minute die erste Strafe gegen sich. Das Unterzahlspiel funktioniert, nichts passiert. Das passt aber wiederum Neu-Nationalspieler Kleinhans nicht. Keine Minute nach wiedererlangter Leipziger Vollzähligkeit markiert er trocken das 2:4 (29:33min). Beobachtete man bis zu diesem Zeitpunkt das auf eine glänzende B-Note ausgerichtete Leipziger Spiel, schwante dem geneigten Zuseher zu diesem Zeitpunkt bereits Böses. Und wenn der Hallerstede dann mal ausgespielt war, und Jussi Talikka die Murmel dann am leeren Tor vorbei wippt, dann wähnt man sich endgültig im falschen Film, und Achtung, jetzt folgt die Untertreibung des Jahrzehnts: Lilienthal war da dezent anders! Diesmal in Person vom Mark-Oli Bothe, 2:5 (14:01min). Nein, das war am Samstag auch kein Spiel für Patrick Schmidt. Die Dinger, an denen sich Keeper wie Schmidt im Normalfall dran hochziehen, wenn sie sie denn haben, die Dinger konnte man an einer Hand abzählen. Der Rest war am Samstag einfach nur schlicht und ergreifend drin. Keine Schnörkel, keine Schleifen an die Bälle gebunden, sondern kompromisslos, effektiv und kaltschäuzig = Lilienthaler Anschauungsuntericht. Auf der anderen Seite musste Nils Hallerstede nach dem Spiel sicher erstmal seinen Helm ausbeulen lassen. Dieser schien eine magische Anziehungskraft auf Leipziger Schüsse gehabt zu haben. Nun ja, wir schweifen ab… Bei 14:01min waren wir stehen geblieben. Leipzig nimmt die Auszeit, und Max Patzold sich ein Herz (sonst trifft ja keiner weiter, an diesem Samstag), 3:5 (14:30min). Weckruf? Nö! Wobei sicher das aufwändige Leipziger Spiel bereits hier und da erste Körner gekostet hat. Pause.
Und nun will man also gegen die Konditionswunder der Liga mit zwei Reihen im letzten Drittel das Spiel drehen? Aussichtslos! Fertig trifft den Auftritt unseres Teams im letzten Drittel am ehesten. Fertig mit den Nerven ob des Spielverlaufs bzw. des eigenen Unvermögens, und fertig sicher auch körperlich. Es war ruhig auf der Leipziger Bank, im Gegensatz zum Gegner. Die lachten sich eins, stellten sich ganz hinten rein, ließen eine Überzahl ungenutzt, ließen Leipzig ansonsten weiter vor sich hin spielen, und setzten den Todesstoß: Appenrodt (56:01min.). Das 3:7 ins leere Tor? Am Ende auch egal.
Fazit: Es bleibt dabei, wir haben eigentlich ein schönes, nur leider eben auch ein total erfolgloses Spiel gemacht. Wann hatten wir eigentlich zuletzt mal mehr deutsche als ausländische Tore in einem Spiel? Wenn es in Summe dann jedoch nur 3 Stück sind, verliert man auf diesem Niveau jedoch so ziemlich jedes Floorball-Spiel. An der Stelle die andere Frage: Wann gab es das letzte Spiel ohne finnischen Treffer auf unserer Seite? Ja, Aufwand und Nutzen standen am Samstag in keinerlei Verhältnis zueinander. Und Ronkanen/Koivistoinen möge man zurufen: Die Zeiten, wo Hallen/Carlsson im Alleingang die Bundesliga aufmischten, sind vorbei. Die deutsche Eliteliga entwickelt sich weiter, erst recht, wenn man auf ambitionierte und gutklassige Gegner wie Lilienthal trifft. Zu ausrechenbar ist daher das ständige versuchte Zusammenspiel der Beiden. Hier braucht es mehr Ideen und Esprit zur zweifellos vorhandenen individuellen Klasse, verbunden mit der gelegentlichen Erinnerung, das ein Unterschied zwischen Spaßturnieren und Spielen in der höchsten deutschen Spielklasse besteht.
So lapidar es nun klingt, aber nach diesem komischen Floorballspiel muss man wirklich sagen: Mund abputzen und weiter gehts.
Das Match in Weißenfels am kommenden Samstag wird andere spielerische Schwerpunkte erfordern. Doch dann empfängt man mit Kaufering einen Gegner zum nun letzten Heimspiel des Jahres, der sich derzeit in etwa auf dem Lilienthaler Niveau befinden sollte. Und dann gucken wir mal.
P.S.: Wer glaubt, es zwingend zu müssen, kann sich die Tore des Spiels noch mal auf der Facebook-Seite des TV Lilienthal ansehen.
cs
Fotos:privat