Floorball, 1. Damen-Bundesliga, Final4
UHC Sparkasse Weißenfels vs. MFBC Grimma 6:5 (1:2, 0:1, 4:2, 1:0)
Man könnte viele Überschriften für den Ausgang des Pokalfinales bei den Damen finden. Aber was beschreibt die Gemütslage des Verlierers besser, als diese deutsche Übersetzung des finalen Aktes in der Verlängerung – Sudden Death.
Nach der herben Niederlage im letzten Aufeinandertreffen am davor liegenden Sonntag waren die deutschen Meisterinnen von der Saale in einer klaren Favoritenrolle. Blieb für das Trainergespann Ralf Kühne und Marcus Linke wenig Zeit, nach einer Analyse des Spieles die richtigen Schlüsse für ein besseres Abschneiden zu ziehen. Da man bereits am Freitag auf die Insel Föhr reisen musste, da das Halbfinalspiel gegen die SG Berlin am zeitigen Samstagvormittag stattfand, fehlte die Zeit für die praktische Umsetzungen eines anderen Konzeptes. Dass die Pokalendrunde im nördlichsten Standort von Floorball Deutschland stattfand, sorgte im Vorfeld für einigen Unmut in der Floorballgemeinde. Allerdings muss man dem gastgebenden Verein aus Wyk attestieren, dass sie eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben. Dass alle Volontärs und die sonstigen Insulaner-Helferinnen und Helfer im Hintergrund mit einer sympathischen und freundlichen Art die teilnehmenden Mannschaften und ihre Fans sehr gut aufgenommen haben. Diesen Rahmen belohnten die acht Teams mit äußerst spannenden und attraktiven Spielen.
Der MFBC Grimma löste am Samstag seine Pflichtaufgabe gegen die SG Berlin mit etwas Sand im Getriebe. Nach einem 0:1-Rückstand im ersten Drittel konnte das Spiel letztendlich mit 6:2 souverän gewonnen werden. Bei gefühlten Spielanteilen von über 80 % war die Abschlussschwäche die Ursache dafür, dass nicht ein standesgemäßes Resultat heraussprang. Im letzten Punktspiel wurde die SG Berlin noch mit 16:1 deklassiert. Matchwinner in diesem Halbfinale war Daniela Kolbe, die mit 4 Treffern den Weg ins Finale ebnete. In diesem Finale traf der MFBC dann erwartungsgemäß auf die Cat‘s aus Weißenfels. Diese hatten ihrerseits noch sehr viel mehr Mühe mit den ETV PiranHHas Hamburg. Diese zeigten ein Lehrstück der Taktik, in dem sie sich sehr gut auf die Weißenfelser Spielweise einstellend das Spiel bis in die Schlussphase offen hielten. Erst zum Ende des Spieles gelang den Weißenfelserinnen der Siegtreffer und damit der Einzug in das Finale.
Am sonntäglichen Finale sollten beide Teams ein Auf und Ab der Gefühle erleben. Grimma mit einer offensiven Ausrichtung presste von Beginn an die Weißenfelserinnen in ihre eigene Hälfte. Umgekehrtes Spiel wie in den sonstigen Partien. Die Taktikänderung von der defensiven Haltung in eine offensivere Einstellung führte bei Weißenfels zu erheblichen Problemen. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt bereits Weißenfels mit 1:0 in Führung gegangen. Nach gerade mal 38 Sekunden schoss Pauline Baumgarten die Cat‘s in Führung. Grimma ließ sich nicht irritieren. Durch Susanne Straßburger gelang 3 Minuten später den Ausgleich und dann begann die Dominanz der Muldenstädterinnen. Nach weiteren 90 Sekunden ging der MFBC durch Lena-Marie Lübker sogar in Führung. Mit hohem Tempo und vielen Aktionen, wie harten Zweikämpfen und Abschlusshandlungen, boten beide Teams eine Werbung für den Floorballsport. Mit dem zweite Drittel begann die Zeit der Strafen. Grimma überstand zwei Strafzeiten gegen Sonja Dietel und Anne-Marie Mietz ohne Gegentor.
Wie es in solchen Spielen oftmals ist, gibt es Abzweigungen vom Weg des Spielverlaufes, die diesen dann mehr oder weniger beeinflussen. Eine der zwei wichtigen Abzweigungen war der Ausfall von Stammverteidigerin Stefanie Reinhardt. Diese spielte bis dahin tadellos die ihr zugedachte Rolle herunter und schaltete sich immer wieder gefährlich in die Angriffe ein. Bei einem Freischlag knickte sie allerdings weg und das Spiel war für Reinhardt beendet. Die danach erfolgten Umstellungen brachten zwar etwas Unruhe in die Grimmaer Linien, allerdings fing sich die Mannschaft auch in der etwas geänderten Besetzung. Als Lena Merle Entelmann in der 33. Minute die Führung des MFBC ausbaute, wurden die Weißenfelser Fans auf den Rängen etwas ruhiger. 5 Sekunden nach Wiederanpfiff des Schlussdrittels erhöhe Anne-Marie Mietz den Vorsprung der Grimmaerinnen weiter. Ein haltbarer Ball schlüpfte Nationaltorhüterin Indra Reck im kurzen Eck durch die Lappen. Dass auch mit einer solchen Führung ein Spiel noch nicht entschieden ist, musste am Samstag im Männerhalbfinale der SSF Dragons Bonn erleben. Wie bereits im Vorjahr trafen sie auf die Red Devils Wernigerode und gingen mit einem 5:1 in die Schlussphase des Spiels, um am Ende im Sudden Death ebenfalls 6:5 zu unterliegen. Ein Déjà vu war das Damenfinale. Weißenfels hatte sich im letzten Drittel besser auf die Spielweise der Grimmaerinnen eingestellt. Auch ließ etwas die Kraft nach, so dass die Räume nicht mehr konsequent zugestellt wurden. Mit einem Doppelschlag innerhalb von 10 Sekunden konnte die Weißenfelserin Laura Hönicke auf 3:4 verkürzen. In der 45. Minute war das Spiel wieder offen. Die sich jetzt wieder bietenden Konterchancen ließen die Wikingerinnen leider ungenutzt. Es kam wie es kommen musste, in der 50. Minute gelang Magdalena Tauchlitz der Ausgleichstreffer. Die Moral der Sächsinnen war damit nicht gebrochen. Diese verließen das spielerische Konzept nicht und 30 Sekunden nach dem Ausgleichstreffer hoben die Schiedsrichter die Hand, um eine aufgeschobene Strafe anzuzeigen. Grimma blieb in Ballbesitz und erzielte tatsächlich den Führungstreffer. Der darauf folgende Pfiff galt nicht dem Fortgang des Spiel am Bullypunkt und damit der erneuten Grimmaer Führung. Das Tor wurde nicht anerkannt, sondern es ging mit der Zweiminutenstrafe für eine Weißenfelser Spielerin und Freischlag weiter. Da war der zweite Abzweig in diesem Spiel, der dieses zumindest im weiteren Spielerverlauf beeinflusste. Sicherlich kann man nicht davon sprechen, dass dieser unberechtigt aberkannte Treffer das Spiel schon entschieden hätte, spielbeeinflussend war er allemal. Die darauf erfolgte Überzahlsituation konnte Grimma nicht nutzen, hatte darüber hinaus Glück, dass Baumgarten in Unterzahl nicht den Führungstreffer erzielte. Kurz danach kassierte Mietz erneut eine Zweiminutenstrafe. Hier machten es der UHC besser und nutzen ihr Überzahlspiel zur Führung. Das Spiel war gedreht, aber keineswegs entschieden. Die neue Qualität im Grimmaer Spiel zeigte sich gerade in dieser Situation. Die Mannschaft brach nicht auseinander. Die Moral war intakt und die Köpfe wurden nicht hängen gelassen. Es wurde weitet gefightet. So gelang Dietel 2 Minuten vor Abpfiff der verdiente 5:5 Ausgleich. Mit Abpfiff des Spieles gab es noch eine strittige Situation. Grimma reklamierte noch vor dem Pfiff ein komplettes Überschreiten des Balls über die Torlinie. Tor oder nicht Tor? Letztendlich wurde kein Tor gepfiffen, sondern es ging in die Verlängerung. Im Fußball nannte sich dies lange Zeit Golden Goal. Wurde allerdings aus nachvollziehbaren Gründen abgeschafft, da es mit einem Golden Goal der einer Mannschaft die Chance nahm, sich in der Verlängerung wieder ins Spiel zu kämpfen. Im Floorball heißt es griffiger Sudden Death und ist auch ein plötzliches Ende des Spiels. Das lässt keine Chance in der 10-minütigen Overtime nochmals ins Spiel zurück und zum Sieg zu kommen. Grimma selbst hatte in der Verlängerung zwei gute Abschlussmöglichkeiten, um für sich das Spiel zu entscheiden. Auch hier zeigte sich Weißenfels cleverer. Mit einem Querpass auf den langen Pfosten gelang Luisa Andrä der glückliche Sieg. Ein großes Finale war damit abrupt für Grimma zu Ende. Nach den letzten Leistungen gegen Weißenfels war dies eine Hoffnung machende deutliche Steigerung.
Im Rahmen des Final4 wurde ein Allstarteam gewählt, welchem mit Susanne Straßburger und Daniela Kolbe zwei Grimmaer Spielerinnen angehörten.
Nun nimmt die Meisterschaftsentscheidung Fahrt auf. Im Rahmen des zweiten Halbfinalspieles der Damen wurden die Playoffs ausgelost. Dort trifft der MFBC Grimma auf den SSF Dragons Bonn und die Weißenfelserinnen bekommen es erneut mit den PiranHHas aus der Hansestadt Hamburg zu tun. Grimma hat das zweite Ziel vor Augen, das Erreichen der Finalspiele um die Deutsche Meisterschaft. Am 16.03.2014 wird um 14.00 Uhr in der Muldentalhalle Grimma das erste Halbfinale angepfiffen. Hier wird sich Grimma hoffentlich wieder so engagiert und taktisch gereift präsentieren, um sich den Weg ins Finale zu bereiten.
MFBC:
Alexandra Nickel (T), Susann Schiller (K), Lisa Glaß, Fanny Gatzke, Anne-Marie Mietz, Daniela Kolbe, Susanne Straßburger, Stefanie Reinhardt, Sonja Dietel, Lisa Merle Entelmann, Lena Marie Lübker, Charlotte Rüssel, Sabine Wagner, Romy Manteufel, Laura Naumann, Vanessa Weikum, Sara Hecht
Fotos: Stefanie Dabrowski, Unihockey-Portal