Trainerdiskussionen – Teil 1: „Wer tut sich diesen Job an?“

Das Trainersein ist nicht immer schön und vor allem schon gar nicht leicht – schon viele sind an derartigen Aufgaben verschlissen. In Deutschlands Floorballlandschaft existiert nahezu kein Trainermarkt. Der MFBC hat schon so einige Varianten ausprobiert – von externen Lösungen über ehemalige Nationaltrainer, tschechische Spielertrainer, jung oder alt, weiblich oder männlich – gelernt haben wir daraus immer sehr viel. Wie geht es nun also auf der wichtigsten Position in unserem Bundesligateam weiter? Die Saison im Schnelldurchlauf:

Die Saison 2015/2016 lief gar gut an für unsere Herren. Das mittlerweile eingespielte Trainerteam Friedrich/Persson setzte seinen eingeschlagenen Weg mit großkalibrigem Kader fort und starteten nach einem erkenntnisreichen Lehrjahr, beide gingen 2014 erstmalig als Trainer einer Herrenmannschaft an den Start, gemeinsam in die zweite Spielzeit. Schwere Geschütze wie Hrubý und Talikka aus dem Ausland aber auch einige regionale Talente und Eigengewächse konnte das Duo bei der Kaderzusammenstellung auffahren. Unterstützt von Falko „Pain“ Klehm ließ man konsequent auf den Saisonstart hinarbeiten. Die sportliche Negativerfahrung des Viertelfinalausscheidens im Jahr zuvor – sollte schnell verdaut, gut aufgearbeitet und deswegen nicht wiederholt werden. Man ging es an. Unter Führung vonFelix Friedrich Felix Friedrich konnten viele Nachwuchsspieler sukzessive an das Herrenteam gewöhnt und deren vier auch in den finalen Kader integriert werden. Man war von Beginn an allesamt guter Dinge.

Sechs Niederlagen (eine in forfait-Wertung nach Sieg gegen Lilienthal) und nur drei Siege und dem Ausscheiden im Pokal später, stand man Ende November aber schon fast vor einem Scherbenhaufen. Die Mannschaft selbst bröckelte nicht, aber schaute man in die Gesichter sah man eine schwer beschreibbare Leere. Man rieb sich bundesweit die Augen – nur die beiden ligaunerfahrenen Aufsteigerteams konnten in der Tabelle hinter dem MFBC verortet werden. Auch ein wenig Schadenfreude über das schlechte Abschneiden des MFBC war aus verschiedenen Himmelsrichtungen deutlich zu vernehmen. Ratlosigkeit und Enttäuschung machten sich breit, hatte man doch eigentlich nicht schlecht trainiert. Vor allem die knappen, unnötigen Niederlagen zehrten am Selbstvertrauen und aus hohen Ansprüchen wurden Durchhalteparolen. Was tut man dann als Trainer, wenn der Glaube an sich selbst beginnt zu schwinden? Was tut man als Verein, wenn die nicht unrealistisch gesetzten Ziele arg ins Wanken geraten?

Es wurde intern viel gesprochen, kontrovers diskutiert, Rat eingeholt und die Akteure selbst zu Wort kommen lassen. Die Entscheidung fiel schweren Herzens dahin, den akribisch und mit Herzblut arbeitenden Jungtrainer Felix Friedrich von der großen Last zu befreien. Vorwürfe konnte man Dix beileibe wirklich nicht machen – es fehlte vielleicht einfach ein kleines Stück an Erfahrung und Ausstrahlung – seine Zeit wird kommen. Der Dank gegenüber Dix war und ist ohne Frage groß, immerhin war das Coachingteam auch zu diesem Zeitpunkt vollends überzeugt davon die Karre noch aus dem Dreck ziehen zu können. Der Vorstand musste einen NachfoMattias Perssonlger finden und erkor den bis dato offiziellen Co-Trainer und langjährigen MFBC-Kapitän Mattias Persson quasi unterm schwedischen Weihnachtsbäumchen zum Verantwortungsträger. Mit Meistertrainerin Silke Unger an seiner Seite nahm das Projekt „Überholspur“ zu Jahresbeginn seinen Lauf.

Was auch immer Persson veränderte, es musste sich zu 99 Prozent in den Köpfen abgespielt haben. Trainingsinhalte und Teamtaktik wurden jedenfalls unverändert und konsequent weiter verfolgt. Und vielleicht war genau dies der Schlüssel, der das Tor zum Erfolg endlich öffnete – der wahre Glaube an das, was man seit vielen Monaten versucht hatte. Dieser Glaube an sich und an das Team schien sich Stück für Stück wieder in die Köpfe unserer Floorballer aus der Heldenstadt einzunisten. Diese Krämpfe zu lösen und Kräfte freizusetzen, das ist die wohl schwierigste Aufgabe eines Trainers.

Im ersten Spiel unter neuer Führung scheiterte man trotz hochkarätiger Defensiv-Neuzugänge (Weidemann, Novotný) erneut knapp gegen Lilienthal. Hätte das Spiel noch im Dezember stattgefunden, wäre dies mit großer Sicherheit der KO-Schlag gewesen – nach Zeitrechnung Null für Persson war es Anlass zur Hoffnung und noch mehr Grund am Bewährten festzuhalten. Leistung, Engagement und Wille waren binnen weniger Tage in die Spieler zurrückgekehrt.

Mit dem Rücken zur Wand und vielen Punkten Rückstand zum PlayOff-Strich startete dann die Zeit in der all das bis dato verlorengegangene Selbstvertrauen wieder eingesammelt werden musste. Fünf Siege in Serie wurden als einzig wahres Ziel formuliert – und so sollte es kommen. Der Schalter war umgelegt – aus verzweifelten Jungs wurden Siegertypen – traf der eine mal nicht – tat es der andere. Tabellenplatz für Tabellenplatz wurde kassiert. Und die Trainer? Die wollten mehr!

Silke 1
Silke Unger

Weißenfels ließ man die drei Punkte – alles einkalkuliert – und dann mal eben noch den Dritt- und Viertplatzierten auf der Zielgeraden besiegen. 9 Punkte aus der Hin- und 21 Punkte aus der Rückrunde (was wäre nur gewesen, hätte es mal von Beginn an funktioniert) lesen sich echt beeindruckend. Und aus dem Glaube heraus wuchsen sie, die Play-Off-Bärte…

Da Persson neben dem mit Abstand schönsten Bart (Böthgen hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in seiner neuen Heimat rasiert) auch eine unzählbar lange Play-Off Erfahrung vorzuweisen hat, ging der MFBC Leipzig mit einer Menge an Selbstvertrauen in allen drei Linien an den Start. Berlin sollte es zu spüren bekommen und ab ins Halbfinale gegen den ungeschlagenen Dauermeister aus Weißenfels. In diesen beiden Halbfinalpartien machten am Ende in Summe 15 Spielminuten unserem Team den Gar aus. Bitter – es hätte wesentlich spannender werden können – Spiel 1 in neuer Brüderstraße ein Floorballhochgenuss. Aber es gab dann ja noch Gelegenheit zur Wiedergutmachung im Bronzematch. Gewonnen. Medaille. Top 3 der Liga und ein Trainer, der von seinem Team die kalte Sektdusche geschenkt bekommt.

Am Ende ist es also der beste Tabellenrang im ganzen Saisonverlauf und es stellt sich die Frage – Wer übernimmt nun den Job des MFBC – Trainers? Wer will das? Trainer einer Mannschaft sein, die es bestens versteht alle Höhen und Tiefen während nur einer Saison zu durchleben? Wer will so etwas unbezahlt und freiwillig über sich ergehen lassen? Wer tut sich sowas an?

Auf der Suche nach dieser Person ist der Verein nun glücklicherweise fündig geworden … in Teil 2 unseres Berichts werdet ihr schon bald mehr erfahren.

pd

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