Diese Frage stellten sich mehr als zurecht sowohl die Betrachter auf der Tribüne, als auch die Schkeuditzer Aktiven selbst nach dem 12:7 (3:4,0:0,9:3) Erfolg über den UV Zwigge 07 am Sonntag in Weißenfels. Allein ein einfacher Blick auf die Drittelergebnisse sollte den Sinn der Fragestellung quasi selbsterklärend verdeutlichen.
Sind den Jungs um Coach Toni Smeilus möglicherweise beim Einlaufen nebst Blick auf die Gegenseite ob der eigenen personellen Überlegenheit mental direkt ein paar Prozente Spannung abhandengekommen? Diese Theorie wollen wir mal, so verwerflich sie auch wäre, nicht in Abrede stellen. 16+2 Schkeuditzer vs. 11+2 Zwickauer, da können sich durchaus mal verquere Larifari-Gedanken in Schkeuditzer Hirnen eine wohlige Heimstatt suchen (und zunächst auch finden):
Tor: Schuster
Reihe 1: Damm, Dietel, Schulemann, Mühle, Blochwitz
Reihe 2: Beyer, Naumann, Sommer, Optiz, Saß
Reihe 3: Richter, Benndorf, Käseberg, Leypold, Wieczorek
Reserve: Hoppe, Linke (Tor)
Die Fortführung des Reifeprozesses der letzten Spiele leichtfertig voraussetzend, war man sich auch auf der Tribüne einig, dass diese Truppe Zwigge sehr erfolgreich bespielen können sollte, auch wenn der Gegner nicht mehr der gleiche Gegner des Saisonauftaktmatches war. Gegenüber diesem Spiel hat sich Zwigge zwischenzeitlich doch zusehends gefestigt.
Dabei gings sogar noch ganz gut los, mit dem Spielchen. Blochwitz und Opitz schossen eine 2:0 Führung nach 5,5 Spielminuten heraus, wobei allerdings die Schkeuditzer Defense bereits in dieser frühen Phase nicht so sattelfest und souverän wie in den ersten Dritteln der letzten Spiele wirkte. Es hakte überall ein bisschen. Symptomatisch dann ein Fehler im Aufbau von Reihe 1, ein darauf folgender schneller Zwickauer Pass auf einen jungen schnellen Zwickauer Kerl, den Dietel nur noch regelwidrig am ungehinderten Durchlaufen stoppen kann. Grindler legt den Zwickauer Anschluss Schuster dann in Überzahl von weit weg unten rechts rein (8:27min). Passiert. Das hiernach ein langanhaltendes spielerisches Desaster der Schkeuditzer folgen sollte, kam dann aber doch derart unerwartet, das man dem Treiben auf dem Spielfeld nur noch gefangen in zunehmend fassungslosen Erstaunen folgen konnte. Missverständnisse, schlampige Pässe, Stockfehler, haarsträubende Abschlussversuche, das ganze Repertoire an Floorball-Grausamkeiten eben. Zwickau erkannte das Schkeuditzer Dilemma, und spielte zunehmend mutiger das, was man eben kann. Dieses furchtbare Drittel endete in einer kleinen Toreralley im Minutentakt, und irgendwie zwangsläufig, folgerichtig, ach nennt es doch wie ihr wollt. Theilig gleicht für Zwickau aus (16:57min), Dietel trifft den Ball dann doch mal richtig, 3:2 (17:33min), Theilig gleicht für Zwickau aus (18:34min), Schubert bringt Zwickau in Front, 3:4 (19:24min). Die Pausensirene? Ein Segen!
Hoppe ersetzte Richter zu Beginn des zweiten Durchgangs in der Defense von Reihe 3. Mehr Tempo, mehr Struktur, so wohl das allgemeine Signal. Gesagt und annähernd auch getan. Zwickau jetzt ganz ordentlich unter Druck, und die Entlastungsbemühungen wurden seltener. Aber man hält Stand, und verteidigt aufopferungsvoll und erfolgreich. Einfacher und ehrlicher Zwickauer Floorballsport in Reinkultur eben. Gerne würden wir nun an der Stelle über Schkeuditzer Pech und einen herausragenden Parthy im Zwickauer Kasten berichten, so der Ehrenrettung wegen, aber so war es einfach nicht. Die letzten Pässe blieben schlampig und somit einfach zu verteidigen, und die dennoch ohne Zweifel vorhanden Abschlussmöglichkeiten wurden Opfer der zu diesem Zeitpunkt immer noch vorhandenen Unzulänglichkeiten bei den Abschließenden. Und hier und da hat unser wachsames Auge dann langsam auch den zunehmenden Einsatz von Brechstangen wahrgenommen. Nützte alles nichts. Zwickau feiert ein 0:0 Drittelergebnis, und nimmt die in der Abwehrschlacht verloren gegangenen Körner wahrscheinlich noch nicht einmal wahr.
Drittel 3 und Schkeuditz packt die ganz schweren Geschütze aus. Hoppe rückt in Reihe 1 neben Dietel in die Defense. Damm dafür in die Reihe 2 neben Beyer, davor Käseberg, Opitz und Benndorf. Linke geht ins Tor. Das wars. Mit zwei Reihen will man das Ding und sich selbst nun in den Griff bekommen. Funktioniert! Ausgerechnet Schulemann beendet seine ganz persönliche Abschlussseuche, und fungiert dabei als Dosenöffner. Zwei Buden binnen einer halben Minute drehen das Match zunächst zur 5:4 Führung (42:18min). Zwickau negiert in der Folge immer noch standhaft die Tatsache, dass der Tank leer ist. Man verteidigt irgendwie im Automatikmodus, bis ab 49:55min die Lichter endgültig ausgehen. Dietel mit dem 6:4, Dietel mit dem 7:4 (51:01min), und Käseberg aus dem Bully heraus mit gegenwehrlosen Sololauf zum 8:4 (51:05min). 30 Sekunden Zwickauer Auszeit reichen für 78 Sekunden Akkuladung. Dann erzielt Benndorf das 9:4 (52:23min), und weitere 46 Sekunden später legt Hoppes das 10:4 nach. Zu dem Zeitpunkt sahs dann auf einmal ganz dolle böse aus, für bis dato tapfere Zwickauer. Alle Messen waren binnen 13 Minuten gelesen, und draußen trabte sich ob dieses Umstands die 3.Schkeuditzer Reihe für weitere Einsätze warm. Damit treten wir auch wieder in eine neue, wenn auch kurze Phase des Spiels ein. Die hat was mit Samaritertum zu tun. Sicher nicht ganz freiwillig wurden drei große Schkeuditzer Heilepflaster aufs große Zwickauer Auaweh geklebt. So endete die Rückkehr der dritten Reihe prompt in einem Zwickauer Penalty. Theilig macht sein drittes Ding des Tages, 10:5 (56:06min). Zwei weitere haarsträubende Aussetzer im Schkeuditzer Aufbauspiel luden schließlich noch Schubert binnen anderthalb Minuten zur weiteren Ergebniskosmetik ein, 10:7 (58:13min). Dietel und Mühle standen allerdings nicht so auf Kosmetik, und schminken die Zwickauer kurzerhand wieder zum 12:7 Endstand ab.
Und nun? Nun sind wir wieder da, wo wir glaubten durch zu sein. Wo man die nicht ganz unberechtigte Hoffnung hegte, mal ein stabiles Match über 60 Minuten geliefert zu bekommen, findet man sich unvermittelt im Spielverlauf der Heimpartien gegen Chemnitz und Wernigerode inklusive dem großen Erwachen im letzten Drittel wieder. Davor bekam man mal wieder ne große und schwer verdauliche Portion Floorballgrütze mit nem Schuss Lethargie serviert (schmeckt übrigens ekelhaft! bäh!). Wozu der ganze Spaß dann in der sonntäglichen Form am 16.12. in Magdeburg gegen Chemnitz reichen würde? Na, wir packen uns dazu sicherheitshalber mal eine Schlafmaske ein.
cs