Normale und gediegene Spielverläufe sind weiterhin nicht das Markenzeichen unserer 1.Herrenmannschaft. Der 10:8 (2:5;7:1;1:2) Auswärtserfolg zum Abschluss der Hinrunde am gestrigen Sonntag Nachmittag in Chemnitz offenbarte wieder einmal Gegensätze, die zumindest die außen stehenden Beobachter ratlos zurücklassen. Zu krass sind die Schwankungen im Spiel, die sich manchmal von einer Minute zur nächsten einzustellen scheinen. Versuchen wir das gestern Erlebte in Worte zu fassen:
Felix Friedrich fehlten aus verschiedenen Gründen mit Hannes Naumann, Torsten Harnisch und Daniel Luderer gleich 3 Defender. Dies kann und darf jedoch nicht als Erklärung für ein wahrhaft unterirdisch geführtes 1.Drittel herhalten. Stellungsfehler in der Defens, haarsträubende Ballverluste im Aufbauspiel, technische Unzlänglichkeiten, die Mannschaft wirkte, als wäre sie nach 8stündiger Anreise direkt in ein Floorballspiel gestolpert. Dabei waren wir nur in Chemnitz, 60 entspannte Fahrminuten, kein Problem,eigentlich. Gerade einmal 45 Sekunden waren gespielt, als Felix Irrgang die Chemnitzer Führung erzielte. Über rechts kommend reichte ein einfacher Schwenk nach innen, um sich in Ruhe den Winkel des zunächst von Pavel Lubentsov gehüteten Leipziger Kastens aussuchen zu können. Er entschied sich für den linken. Eine Spielminute später war der Lochball dann im Netz des Chemnitzer Kastens gefangen. Wie er den Weg zum Ausgleich dahin fand, war nicht klar zu erkennen. Man entschied auf Eigentor. Als Leipziger Muntermacher taugte der Treffer jedenfalls nicht, hätte sich doch Mikael Aromaa im Chemnitzer Kasten hiernach für die kommenden Spielminuten zur Abwechslung durchaus ein wenig Lektüre mit an seinen Arbeitsplatz nehmen können. Leipzig fand weiter in beiden Richtungen nicht statt. In der 5.Spielminute dann ein Chemnitzer Doppelschlag binnen 13 Sekunden. Kapucian und Rosenthal zum 3:1. Pavel Lubentsov mal wieder sträflich von seinen Vorderleuten im Stich gelassen, bekam die Bälle bis dato nur zu fassen, wenn sie bereits hinter ihm lagen. In den Folgeminuten setzte sich das Spiel so fort, mit dem für uns glücklichen Unterschied, das Chemnitz seine zahlreichen Chancen nicht mehr rein machte. Dafür in der 13.Minute plötzlich und aus dem Nichts Teemu Ahokas auf der Gegenseite. Leipzig mit Platz, Atte Ronkanen mit dem messerscharfen Pass an den langen Pfosten, und Teemu bedankte sich. Mikael Aromaa rieb sich noch den Schlaf aus den Augen, und konnte sich direkt wieder hinlegen. 17.Spielminute: Rosenthal in Chemnitzer Überzahl zum 4:2. Leipzig wieder komplett, aber nicht gedanklich. Hamann legte direkt nach: 5:2. Friedrich zieht die Reißleine, nimmt die Auszeit, und stellt auf 2 Reihen um. Ein Novum in dieser Saison zu einem derartig frühen Zeitpunkt. Derweil zieht auch Patrick Schmidt auf der Bank, nämlich sein Trikot mal an, und anschließend wieder aus. Leipzig überstand die restlichen Spielminuten des Drittels, ohne weiteren Schaden zu nehmen.
Torhüterschwund Teil I: Mit einem Patrick Schmidt in kompletter Montur kehrte man aus der Kabine zurück. Weiterhin nahm Wenzel Flemmig auf der Bank Platz. Krankheitsbedingt bereits angeschlagen in die Partie gegangen, forderte das 1.Drittel auch noch den letzten Tribut. Peter Dietel rückte stattdessen in Reihe 2 zürück in die Defens. Apropos Kabine…, dort schienen sich unsere Finnen diverse Gehässigkeiten für ihren Landsmann im Chemnitzer Kasten ausgedacht zu haben. Urplötzlich waren sie zurückgekehrt, die Tugenden namens Tempo und Spielwitz. Von Drittelbeginn an setzte vornehmlich unsere 1.Reihe die Gastgeber schwer unter Druck. Diese hielten stand, bis zur 35.Spielminute. Erneut Ronkanen auf Ahokas, nur noch 5:3. Keine Sekundenzeigerumrundung später das Ganze umgedreht: Ahokas auf Ronkanen, 5:4. Irgendwann zwischendrin der gestrige große Wermutstropen: Toni (Sputzi) Smeilus verdreht sich ohne Fremdeinwirkung das Knie, humpelt vom Feld. Die Diagnose steht noch aus. Wir hoffen das Beste, und drücken Toni an dieser Stelle alle Daumen. Max Patzold nimmt den Verteidigerposten neben Joonas Hauska in Reihe 1 ein. Hoikkala unterbricht auf der Gegenseite kurz den sich anbahnenden Leipziger Lauf: 6:4 in Überzahl (39.). Atte Ronkanen antwortet prompt. Ein unnachahmlicher Sololauf zum erneuten Anschluss, 5 Sekunden waren vergangen. Der Schütze feierte seinen Treffer mit wilden Freudensprüngen. Zurecht! 4 Sekunden nach Ronkanens Anschlusstreffer gerät Chemnitz erstmals in Unterzahl, weitere 11 Sekunden später der Ausgleich durch Ahokas. Wir halten fest: 3 Treffer binnen 21 Sekunden in der 39.Spielminute. Kurze Zeit zum Luftholen für Mikael Aromaa. 31:26min: Atte Ronkanen, weiter entfesselt, auf Vorlage von Ahokas zur erstmaligen Leipziger Führung. 31:38min: Joonas Hauska legt nach: 8:6 für Leipzig. Jetzt ist es am Chemnitzer Coach Niemi die Auszeitkarte zu spielen. Torhüterschwund Teil II: Mithin ist auch Mikael Aromaas Arbeitstag beendet. 6 Gegentreffer in 7 Spielminuten nach weitestgehender Beschäftigungslosigkeit in Drittel 1, und diese ausschließlich durch Landsleute, nein, zu beneiden war Aromaa gestern wirklich nicht. Patrick Schmidt hingegen war drin im Match, und hielt, was zu halten war. Aber auch sein neuer Gegenüber Markus Rosenthal fand schnell die Bindung zum Spiel. Das Leipziger Torgewitter hatte sich wieder verzogen. Wir springen in die 40.Spielminute. Chemnitz mal wieder in Überzahl, mit der Chance zum Anschluss vor dem Ende des Drittels. Leipzig erobert jedoch den Ball, und läuft mit drei Mann auf Rosenthal. Die Situation wird bis zum Ende ausgespielt, Stanislav Kanta schiebt zum 9:6 für Leipzig ein (39:20min), und verhindert somit, das sich ausschließlich finnische Staatsbürger in die Torschützenliste des 2.Drittels einschreiben lassen.
Drittes Drittel: Zunächst routinierte Ergebnisverwaltung hier, bemühen um den Anschluss da, Zählbares = Fehlanzeige. Es wird jedoch noch eine Spur robuster auf dem Chemnitzer Parkett. 48:59min: Ahokas und Frommhold üben sich im Freistilringen. Die Schiedsrichter werten den Kampf als Unentschieden. Im 4 gegen 4 gehts weiter, und Chemnitz kann mit dem Platz auf dem Feld mehr anfangen: Kapucian mit dem 7:9 aus Sicht der Gastgeber (51.). In der 54.Minute hindert Peter Dietel einen Chemnitzer regelwidrig am Torschuss. Den fälligen Penalty versenkt Hoikkala schmucklos im Leipziger Kasten, und fortan durfte wieder gezittert werden. Aku Leino beförderte zwei Chemnitzer auf den Tisch der Kampfrichter, und durfte dafür neben selbigem Platz nehmen (56.). Der Lochball befand sich in den folgenden zwei Minuten mehr in den Reihen der Leipziger. Ein starkes Unterzahlspiel. Den Schlusspunkt setzte dann 47 Sekunden vor Spielende Peter Dietel ins leere Chemnitzer Tor. Eine Mischung aus Befreiung und Erleichterung war nach der Schlusssirene des Spiels in den Leipziger Gesichtern ablesbar. Ein Spiel, dessen Verlauf förmlich nach einer umfassenden Aufarbeitung schreit.
Dafür bleibt nun ausreichend Zeit. Im Pokal geht es erst am Wochenende vor Weihnachten nach Bonn. Ja, ebendieses Bonn, was unserem Team eine Heimniederlage in dieser Saison zufügte, und unsere zweite Mannschaft am letzten Pokalwochenende ausscheiden ließ. Mehr Motivation sollte für diese Partie eigentlich nicht nötig sein.
In der Tabelle belegt man nach Abschluss der Hinrunde punktgleich mit Kaufering mit 16 Punkten Platz 4, 2 Tore hinter den Bayern, und 6 Punkte vor Platz 7. Man ist einen Punkt über dem avisierten Soll, so Dix Friedrich nach der gestrigen Partie. Zum Rückrundenauftakt kann man dann direkt am 10.01.2015 in Kaufering den Tabellenplatz mit den Gastgebern neu ausdiskutieren. Damit wollen wir nun unsere 1.Herrenmannschaft in die WM-Pause entlassen. Einen tieferen Rückblick auf die Hinrunde wird es sicher noch gesondert geben.
Im Rahmen der gestrigen Pokalauslosung bekamen auch unsere Damen ihren Final Four-Halbfinalgegener zugelost. Auch der heißt Bonn.
Atte Ronkanen (3/3), Joonas Hauska (1/0), Stanislav Kanta (1/0), [C] Matthias Böthgen, Teemu Samuli Ahokas (3/2), Danny Weißwange, Aku Juhani Leino, Toni Smeilus, Andre´ Mühle, Marco Gühlke, Max Patzold, René Röder, [T] Patrick Schmidt, Christian Faber, Robert Ecke, Peter Dietel (1/0), [T] Pavel Lubentsov, Max Schulemann, Wenzel Flemmig
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Fotos: Luisa Mocker