Floorball, Damen, Bundesliga
UHC Sparkasse Weißenfels – MFBC Grimma 4:5 n.V. (0:0, 2:2, 2:2, 0:1)
Wenn sie in einem Finale aufeinander treffen, dürfen sich die Fans beider Lager und selbst der neutrale Zuschauer auf Spannung, Dramatik und eine heiße Atmosphäre freuen. Grimma versus Weißenfels elektrisiert die mitteldeutschen Floorballfans. Schon im Hinspiel konnte Grimma einen Zweitorerückstand aufholen und den ersten Big Point landen. Zugegeben mit etwas Glück aber auch mit heißen Herzen gelang zwei Minuten vor Ultimo der Siegtreffer. Knappe Kiste, aber es geht noch viel, viel knapper.
Vor dem Spiel ist die Zeit der großen Worte, die Zeit des Trainerstabes nochmals einiges in Erinnerung zu rufen, was denn heute bitte besser laufen soll als zuletzt. Dabei zeigte Headcoach Ralf Kühne wieder einmal seine hellseherischen Talente, denn zwei Kernaussagen seiner Kabinen Ansprache sollten sich am Ende bewahrheiten: das Glück sei noch nicht aufgebraucht und man schieße immer ein Tor, wenn ein solches gebraucht würde. Nach dem Anpfiff tastet man sich ab und Grimma hat nach vier Minuten Überzahl, da Kapitänin Sabine Wagner etwas unsanft über die Band geht. Aber ein Überzahlspiel sieht anders aus, nichts Zwingendes. Dann übernimmt Weißenfels das Zepter. Aber so richtige Torszenen und brauchbare Abschlüsse bleiben Mangelware. Trotzdem ist es ein intensives Spiel, ein reiner Abnutzungskampf hat begonnen. Grimma wie immer konsequent mit drei Linien und Weißenfels punktuell auch, um den beiden Topreihen etwas Luft zu verschaffen.
Das Mitteldrittel beginnt auch mit einer Strafe, diesmal gegen Grimmas Hannah Götze wegen Stockschlags (22.). Die Cats legen eine bessere Überzahl hin und gehen in Führung. Als Andrea Gerdes in der 28. Minute auf 2:0 erhöht, scheint sich das Pendel so langsam in Richtung Heimteam zu neigen. Grimmas Offensive ist nicht richtig im Spiel, Abschlüsse sind zu wenige vorhanden. Der Handlungsplan sah jetzt vor, auf zwei Linien umzustellen, aber wie im Hinspiel kommt ein Tor wenn man es braucht. Die Umstellung wird aufgeschoben. Denn es gibt ein schönes Eigentor von Weißenfels. Wenn schon selbst nichts geht, nimmt man eben das mit. Dann liegt Indra Reck unter ihrem Kasten und von der Tribüne auf Grimmaer Seite wird lautstark gefordert, Tor zu geben, da der Ball schon in selbigen gelegen habe. Die Schiedsrichter entscheiden sich dagegen und in der 32. Minuten auf Wechselfehler von Grimma. Bereits im ersten Drittel war ein solcher ohne Konsequenzen zu bestaunen. Diesmal wird die Unterzahl besser runter gespielt und auch mal ein Akzent nach vorn gesetzt. Als noch fünf Minuten zu spielen sind, stellt Grimma dann doch auf zwei Linien um. Damit verbessern sich der Spielrhythmus und die spielerische Qualität der beiden Linien, da es noch die eine oder andere personelle Umstellung gibt. Sonja Digulla, auf der Centerposition etwas unter Wert agierend, geht als Top in die Spitze und hämmert kurz vor dem Pausenpfiff den Ausgleich in die Maschen. Man brauchte ein Tor und da war es. Zwei Tore aufgeholt, guter Zeitpunkt für den Ausgleich. So hätte es weiter gehen können.
Die erste Phase des finalen Akts gehört wieder den Cats. Hier zeigt sich deren spielerische Qualität. Zwei Treffer aus dem Mittelteil des Feldes und schon war der Zweitorerückstand wieder gegenwärtig (42. + 46.). Beide Treffer fielen aus dem bisher sehr gut verteidigten Raum ca. 10 m direkt vor dem Kasten der Gäste. Zwei Tore zurück und in der 46. Minute auch noch eine weitere Zeitstrafe gegen Grimma wegen Stockschlags. Jetzt könnte die Entscheidung fallen, denn einen Dreitorerückstand aufzuholen, dürfte bei der bisherigen Effektivität der Gäste eher schwierig werden. Mit etwas Glück, hier kommt dieses Wort schon mal zur Geltung, kann man den Rückstand verteidigen. Das Spiel neigt sich mit intensiven Zweikämpfen gewürzt dem Ende entgegen. 56. Minute – Timeout Grimma und eine Umstellung auf eine Powerreihe mit acht Feldspielerinnen. All or Nothing. Zuerst passiert wenig, bis auf die Tatsache, dass Grimma am Drücker ist. Weißenfels will das Spiel über die Zeit bringen. Jetzt wird auch die Grimmaer Torfrau für eine sechste Spielerin vom Feld geholt. Dann mal ein hoher Ball in Richtung Weißenfelser Box und Reck greift daneben. Anne-Marie Mietz, bisher etwas blass, ist zur Stelle. Anschlusstreffer (58:45). Für Mietz ist dieser Treffer eine Aufweckung. Das Heimteam nimmt sofort seine Auszeit. Was wird jetzt den Mädels für die letzte Minute mit auf den Weg gegeben? Grimma ist das reichlich egal, denn schon 19 Sekunden später ist Mietz die Vorlagengeberin auf Lena-Marie Lübker zum Ausgleich (19:04). Da sind sie, das besungene Glück und das Tor zu rechten Zeit. Abpfiff und auf in die Over Time.
Sudden Death. Besser geht Floorball nicht. Grimma übernimmt die Initiative. Was sonst, nach dieser Aufholjagd. Der Heimmannschaft merkt man den Schock des Ausgleichs an. Vielleicht führte das zu einem etwas kernigen Einsatz von Andrea Gerdes an der Bande gegen Stefanie Reinhardt. Strafe und Überzahl Grimma. Kühne hatte zuvor schon mal angemahnt, bei einer erneuten Überzahl geduldiger zu sein. Zwei Minuten seien lang und die Konzentration lässt beim Verteidigen auch schon mal nach. Das Überzahlspiel war lange nicht zwingend, bis auf einen Pass von Dietel auf den zweiten Pfosten, der Mietz finden sollte. Weggefischt. 14 Sekunden vor dem Ablauf der Überzahl steht Mietz hinter dem Gehäuse von Reck und passt in die Box. Dort steht eine Frau namens Daniela Kolbe Mutter Seelen allein und vollendet die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft zu Gunsten der Wikingerinnen.
Jubel, Trubel, Heiterkeit, Spielerinnen in einem Knäuel der Freude. Fans die mal so richtig ausrasten. Was für ein Spiel! Damenfloorball ist langweilig! Lächerliches Argument. Grimma holt zum vierten Mal den Titel und krönt diese Saison mit einem Triple aus Meisterschaft, Pokal und den Titel in der Regionalliga Ost. Für den Trainerstab um Kühne beginnt aber schon in der kommende Woche die Arbeit für die neue Saison. Die Bundesliga der Damen wird zahlenmäßig anwachsen, eine Entscheidung zum Thema Europapokalteilnahme muss getroffen werden und, und . . . . Aber die Meisterschaft gefeiert haben sie wohl auch?