Floorball, Play-Off Damen, Deutsche Meisterschaft:
Wenn man „Nordsturm“ bei Google eingibt, wird einem ein feiner Kräuterlikör aus dem Münsterland angeboten. Etwas weiter nördlich soll dieser am Wochenende toben, wenn die Lady Piranhhas Hamburg die Wikingerinnen aus Grimma zum Rückspiel empfangen. Noch ein Sieg der Hamburgerinnen und man steht in diesem Jahr im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Damit würde eine Ära der ständigen Finalkämpfe zwischen Weißenfels und Grimma seit 2008 zu Ende gehen. Und für den Trainerstab um Ralf Kühne würde dann ein kleiner Magenwärmer durchaus anzuempfehlen sein.
Allerdings stellt sich die diesjährige Saison eher als ein Übergangsjahr dar. Allein aus den ersten Zehn des letzten Finalspiels sind vier Spielerinnen nicht mehr für Grimma aktiv. Dazu fielen im Hinspiel gegen die Lady Piranhhas mit Susann Schiller, Stefanie Reinhardt und Lisa Glaß drei Leistungsträgerinnen aus, so dass sich das Team fast von alleine aufstellte. Wann hatte man zuletzt gesehen, dass auf der Bank der Gäste mehr Spielerinnen saßen als beim Grimmaer Heimteam? Co-Trainer Marcus Linke kann sich daran nicht erinnern. Insofern war es schon überraschend, wie sich die ersatzgeschwächte Grimmaer Mannschaft in den ersten beiden Dritteln des Hinspiels aus der Affäre zog. Über ein 4:0 ging es mit 4:1 in die zweite Drittelpause. Danach verlor man die Linie und das Spiel.
Nunmehr sind die Grimmaerinnen in Hamburg unter enormen Zugzwang. Am kommenden Samstag um 14:00 Uhr muss in der Sporthalle Hoheluft, der Heimstätte des ETV Hamburg, Farbe bekannt werden. Alles oder nichts, um das entscheidende Spiel am darauffolgenden Sonntag zu erreichen. Dazu bedarf es eines hohen Maßes an Konzentration und Leidensbereitschaft. Das kann gelingen, wenn alle Spielerinnen an die Leistungsgrenze gehen. Und Hamburg hat im Hinspiel die Vorlage gegeben, dass Wille Berge versetzen kann. Auch wenn Grimma nicht mit der besten Besetzung auflief, so bestimmten die Wikingerinnen über weite Strecken das Spiel. Das man dabei viele Einschussmöglichkeiten nicht nutzte, brachte letztendlich das Spiel zum Kippen. Dies ist einer der Punkte, an denen es in den letzten Tagen zu arbeiten gilt – die Chancenverwertung. Mit dieser war Kühne im Hinspiel weniger zufrieden.
Vier Tore sind einfach zu wenig, meint der Chef-Trainer der MFBC-Damen. Auch Hamburg muss noch ein zweites Spiel gewinnen, um ins Finale einzuziehen. Dabei werden die Nordlichter von einer lautstarken Fangemeinschaft nach vorn gepeitscht werden, hat man doch eine Art Freischuss im zweiten Spiel. Grimma muss gewinnen und Hamburg will gewinnen, um sich ein nervenaufreibendes Entscheidungsspiel zu ersparen.
Kühne hofft, dass er bis auf Schiller, die weiterhin krankheitsbedingt ausfällt, sowie Mariana Döring und Romy Manteufel, die arbeitsbedingt passen, auf den restlichen Kader zurückgreifen kann. Dies eröffnet für das Grimmaer Trainer-Duo bessere Möglichkeiten, zwei spielstarke Reihen ins Rennen zu schicken. Auch dürfte die Bank dann qualitativ etwas breiter besetzt sein, um einen möglichen Ausfall zu kompensieren.
Das Ziel für Grimma heißt weiter, das Finale zu erreichen. Wenn dies gelingt, wären die vorgegebenen Saisonziele als erfüllt anzusehen, denn mit dem personellen Aderlass ist das Ziel, den Meistertitel zu verteidigen, wie es die eine oder andere Pressestimme vermeint ausführen zu müssen, wenig realistisch. Dies zeigt auch das Hinspiel gegen Hamburg. Die neu formierte Grimmaer Mannschaft ist weiter im Findungsprozess. Gelingt es die eigenen Stärken über drei Drittel auf das Feld zu bringen, dann muss den Grimmaerinnen nicht bange sein. Und nur dann wird man dem Nordsturm trotzen.
rk
Fotos: dieterkoch2016