Das war der MFBC Leipzig, wie wir ihn uns so sehnlichst in der Rückrunde gewünscht haben. Mit einem engagierten, kampfbetonten, lauffreudigen und kaltschnäuzigen Auftritt weisen die Persson-Mannen den Viertelfinalgegner aus Berlin in die Schranken und geht in der Best-of-3 Serie mit 1:0 in Führung. Am kommenden Wochenende braucht es noch einen solchen Auftritt, um ins Halbfinale einziehen zu können.
PLAYOFF-Viertelfinale Spiel 1:
MFBC Leipzig vs. BAT Berlin 9:3 (1:0, 2:2, 6:1)
Sonntag, 02.04.2017 – 15.00 Uhr – Jahn-Sporthalle Liebertwolkwitz, Leipzig
Unser Vorbericht zum Playoff-Auftakt hatte ja bereits die Rezeptur für ein erfolgreiches Abschneiden in den Alles-oder-nichts Spielen prognostiziert und offensichtlich auch Gehör im Team gefunden. Da wären harte Arbeit, starkes Teamwork und das Einbringen der individuellen Fähigkeiten als unverzichtbare Faktoren für den Erfolg. Nach gestern Abend wissen wir, dass wir (das Team) tatsächlich in der Lage sind diese Zutaten zum richtigen Zeitpunkt in die Waagschale zu werfen.
Der gestrige Tag begann früh für unsere Herren. Ein kurzfristig anberaumtes Training am Ort des Geschehens und ein gemeinsames Mittag, sollten die Gemeinschaft und die Sinne für die anstehende Partie gegen die robusten Berliner schärfen. Mit 19 Akteuren im Kader waren für das Coachingtrio Persson, Weißwange und Klehm gut und mit Alternativen besetzt, um die MFBC-Playoff-Qualitäten unter Beweis stellen zu können. Der Pokalfinalist aus Berlin füllte seinen Reisebus mit zwei Torhütern und gerade einmal 12 Feldspielern – darunter allen voran deren schwedische Tormaschine Fredrik Azelius (32 Tore, 23 Assists).
Um 15.00 Uhr erklang schließlich planmäßig der Anpfiff in die Partie und Persson gab drei Linien das Vertrauen vor Goalie Pavel Lubentsov. Hrubý-Hoppe-Kanta-Talikka-Koivistoinen betraten als Starting Six das Liebertwolkwitzer Geläuf vor gut gefüllten Rängen. Beide Mannschaften lieferten sich von Beginn an ein Hase-und-Jäger-Match, die Brisanz der Partie war von der ersten Sekunde an spürbar. Das Spiel beider Teams neutralisierte sich durch das gegenseitige Pressing. BAT erarbeitete sich eine leichte Überlegenheit doch an Pavel Lubentsov war absolut kein Vorbeikommen. Bereits früh in der Partie war unser Goalie auf absoluter Betriebstemperatur und brachte ein ums andere Mal gelb-schwarz Verzweiflung zurück. Diese Sicherheit strahlte fortan mehr und mehr auf die Vorderleute aus und der MFBC agierte fokussierter und bissiger. Den ersten Eintrag ins Protokoll schnappte sich dann der gefährliche Schwede Azelius wegen Anheben eines Leipziger Stockes (12. Spielminute). Der Powerplay-Lehrgang zahlte sich aus, denn Jussi Talikka nutzt die sich bietende Chance auf Zuspiel von Hrubý zur umjubelten Führung. Ändern tat sich an der Spielidee beider Mannschaften nichts. Wir vernahmen lediglich den Beginn einer „Freundschaft“ zwischen Verteidiger Christoph Weidemann und dem Schiedsrichterpaar Niesing/Garre. Die für einen Stockschlag ausgesprochene Strafe gegen „Zotti“ blieb jedoch ohne Folgen und beide Teams verabschiedeten sich in die Kabine.
Auch in Drittel zwei hielt Persson an seiner drei Linienfahrt fest, und untermauerte so auch sein Vertrauen gegenüber den beiden Quintetts Novotný-Linke-Patzold-Gühlke-Ronkanen und Weidemann-Flemmig-Ecke-Osterland-Kretschmar, welche mit abgeklärter Arbeit bis dato gutes Zeugnis ablegen konnten. Der MFBC bemühte sich die Kontrolle über die BAT zu gewinnen und hat halt eben einen Youngster namens Svenson Hoppe in seinen Reihen. Dieser 17-Jährige Wicht, der sein allererstes Playoffspiel und sein erst elftes Bundesligaspiel überhaupt bestritt, ließ mit einem halbhohen Kracher aus vollem Sprint ins lange Torhütereck die Halle beben (24.). Brenzlig wurde es dann in der 26. Spielminute bei einem Berliner Konter bei dem Tomas Novotný mit der Sense den Ball vor Marek Brincil ins Nirvana befördern konnte – eigentlich alles sauber, aber Referee Niesing schien nicht sehr angetan von dieser Kamikazeaktion des Tschechen. Diese Überzahl wussten eiskalte Berliner dann zu nutzen, Brockmann hebelte einen Abpraller über Lubentsov ins Netz (27.) und so hatten die Hauptstädter auch ins Spiel gefunden. Doch die plötzliche Stille in der Halle sollte nicht lange Bestand haben. Mit seiner dritten Torbeteiligung erspäht Jussi Talikka eine Lücke in der Defensive und torpediert den Ball auf Goalie Bestgen, der kann nur abprallen lassen, so dass sich Hoppe und Koivistoinen noch kurz um den Rebound streiten können mit dem besseren Ende für den Finnen – 3:1 (28.). Mit Mitte des Matches nahmen die Nicklichkeiten zu, erst Brincil (30.), dann Patzold und Kratochvil gleichzeitig (34.) und zu allem Überfluss auch noch Kanta (35.) dürfen ihre zu harte Gangart auf der Strafbank überdenken. Den sich im 3-vs-4 Spiel ergebenden Räume kann dann erneut Lukas Brockmann in Schwarz-Gelb nutzen und verkürzt zum 3:2 in der 36. Spielminute. Einige gute Abschlüsse der Berliner fielen dann großartigen Reflexen unserer Verteidiger und unserem Goalie Lubentsov zum Opfer, so dass die 1-Tore-Führung mit in die zweite Pause genommen werden konnte.
Die Partie verkörperte den typischen Playoff-Charakter, eng – schweißtreibend – emotional und für den Schlussabschnitt hatte sich der MFBC-Staff dann noch eine Neckigkeit überlegt. Aus drei wurden zwei Verteidigerpaare, um den Spielmachern Hrubý und Novotný einen höheren Rhythmus zu verschaffen. Felix Linke und Wenzel Flemmig durften also mit einer tadellosen Leistung Feierabend machen. Vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass Berlin mit bis dahin 2 Reihen die Kräfte etwas abhanden gingen, sah man mit Anpfiff vor allem die MFBC-Spieler als Zweikampfsieger. Bissig und aggressiv verteidigten insbesondere Gühlke, Osterland und Koivistoinen tief in der Berliner Hälfte – der Lohn für viele Ballgewinne in des Gegners gefährlichen Zonen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen findet ein Fernschuss von Tomas Novotný dann den Weg ins leerkombinierte Berliner Tor zum 4:2 (44.). Fortan sollte es für die Männer von Spielercoach Kratochvil noch mehr Mühe bekommen sich über die Mittellinie zu spielen, wie Kletten klebten unsere Schwarzroten an deren Fersen. Als spielentscheidend sollte sich dann die erneute Herausstellung von Christoph Weidemann in der 49. Spielminute erweisen. Kumpel Niesing entschied auf Stockschlag und Überzahl Berlin. Max Patzold bricht aus der Formation aus, erobert den Ball an der Seitenlinie und leitet geistesgegenwärtig auf Sprinter Marco Gühlke am kurzen Pfosten weiter. Gühlke hat das Auge für den mitgestürmten Atte Ronkanen, welcher sich mit dem Shorthanded-Treffer zum 5:2 bedankt und Berlin noch frustrierter dreinschauen lässt (51.). Der Überzahlvorteil verstrich, Berlin macht die Türen zwangläufig weiter auf um noch etwas am Spielausgang ändern zu können. Das machte sich dann Jussi Talikka zu Nutze in dem er Svenson Hoppe nach einem seiner unnachahmlichen Sprints in den Slot freispielen kann – und Hoppe weiß in der Tat wo die Pille rein muss (52.). Nur 11 Sekunden später visiert Gühlke nach einem Bogenlauf den rechten Winkel des Berliner Kastens an – irgendwie flutscht es aber unten links und der Score steht bei 7:2.
Ohne die Berliner Comebackqualitäten in Frage zu stellen, agierte der MFBC Leipzig euphorisch aber nicht unaufmerksam. Teil 3 der Weidemann-Niesing Freundschaft ließ dann aber noch einmal kurz Spannung aufkommen, als Azelius erstmalig netzen konnte (54.). Thomas Osterland macht dann aber den Deckel drauf als er mit einem verdeckten Schuss aus zentraler Position zum 8:3 (56.) vollstreckt. Den Schlusspunkt setzt dann unser playoff-erfahrenster Akteur Lukas Hrubý mit einem sehenswerten Bogenlauf in der 57. Spielminute. Das Endergebnis von 9:3 dank eines furiosen Schlussdrittels verschafft dem MFBC nun zwei Matchbälle am kommenden Wochenende in der Hauptstadt.
Mit 4 Assists und einem Tor sticht Jussi Talikka in der Endabrechnung hervor und wird mit dem Best-Player-Awards von The Friendly Swede geehrt. Fredrik Azelius darf sich auf Gästeseite über die Auszeichnung freuen, hätte aber wohl eher mit einem Sieg vorliebgenommen.
Was nach diesem Auftakt in die heiße Saisonphase bleibt, ist, dass sich der MFBC mit einer über 60 Minuten hochkonzentrierten Leistung einen Vorteil erspielen konnte und den Berlinern einen dicken Sack an Hausaufgaben mitgeben konnte. Die Serienführung fiel dabei erfreulicher, als erwartet aus – aber es ist und bleibt nur die halbe Miete. Nur eine Wiederholung dieser Teamleistung beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, es wie im vergangenen Jahr ins Halbfinale zu schaffen. Das kommende Wochenende wird zeigen, ob man in der nächsten Runde etwas zu suchen hat oder nicht. Besonders beeindruckend ist, dass der MFBC Berlin nicht einen einzigen Treffer bei spielerischer Gleichzahl erlaubte und am Ende 8 (!) verschiedene Torschützen zu Buche stehen und lediglich Rookie Hoppe blieb mit 2 Toren unter seinen Möglichkeiten :-) .
Also – Ab nach Berlin. Berlin kann schön sein.
Spielbericht: https://fvd.saisonmanager.de/index.php?seite=game&game=7a7da36812cae517ff17f2ef7067648d
Highlightvideo: Folgt auf dem MFBC Youtube Channel
Hinweis nächste Bundesligaspiele:
PLAYOFF-VIERTELFINALE
BAT Berlin vs. MFBC Leipzig (Spiel 2 (und evtl. 3) der Best-of-3 Serie)
Samstag, 08.04.2017 – 18.00 Uhr – Max-Schmeling Halle, Berlin
Sonntag, 09.04.2017 – 16.00 Uhr – Seelenbinderhalle, Berlin
pd