Ganz hoch hängende Trauben

Jahresauftakt, Rückrundenauftakt, und den (einstigen) Lieblingsgegner vor der Brust. Müssten wir nicht was in Klammern setzen, klänge die folgende Konstellation wie das Paradies auf Floorballer-Erden: Samstag, 14.01.2017, 13:00Uhr, Sporthalle Brüderstraße, Klassiker, MFBC Leipzig vs. UHC Weißenfels.

Die Floorball-Welt hat sich jedoch im Laufe der Jahre, wir haben es hier oft genug thematisiert, weiterbewegt, wobei dies in erster Linie auf unseren samstäglichen Gegner zutrifft. Während der Rest der Liga in Trippelschritten irgendwie versucht Anschluss herzustellen, ist der UHC bereits wieder ein paar große Schritte weiter, und spielt im Frühherbst diesen Jahres mal eben gegen die ganz Großen der Branche im Champions Cup.

Wollen dem Gegner stets übel mitspielen: Weißenfelser!

Ob dieser Dominanz und der damit einhergehenden Langeweile kann man jammern und klagen, und man kann auch in tiefen Depressionen versinken, aber man kann sie dem UHC ganz gewiss nicht zum Vorwurf machen. Man könnte hier und da verteidigend den Standortnachteil Großstadt mit ihren Sportkonkurrenz-Angeboten und der damit einhergehenden fehlenden Akzeptanz für eine sich selbst gern als „die kommende Trend-Sportart“ feiernde sportliche Randerscheinung ins Felde führen. Man kann auch das desolate äußere Erscheinungsbild des Dachverbandes als Schutzschild vor sich hertragen und lauthals rufen: „Seht her, die Pfeifen da oben!“, oder aber, um in Leipzig zu bleiben, man kann sich auch den äußerst fraglichen Luxus leisten, in einer Randsportart gleich zwei mehr oder weniger ambitionierte Vereine am Start zu haben. Das kann man alles machen und sich anschließend friedlich in sein Floorball-Schneckenhaus zurückziehen, aber man kann auch arbeiten, und zwar nicht halbherzig, sondern verdammt hart! Nachwuchs klopft nicht von allein ausgerechnet an Floorball-Türen. Zuallererst wollen die bekanntlich Fußballer werden. Und trotzdem muss man sie sich in ganz jungen Jahren irgendwie holen, die UHC-Ärgerer von übermorgen, muss das Saatkorn der Floorball-Begeisterung in ihre jungen Köpfe pflanzen, und muss die Saat mit jedem vermittelten technischen und physischen Fortschritt, und mit jedem Erfolg durch die AKs wachsen lassen. Das erfordert belastbare Strukturen, das erfordert begeisternde und qualifizierte Übungsleiter, das erfordert eine Philosophie, und das erfordert auch den schnöden Mammon. Ein zäher und beschwerlicher Weg voller Stolpersteine, auf dem man auch hier und da mal einigen Jungs und Mädels sagen muss: „Tut mir leid, du lernst es nie! Geh Halma spielen.“. Am Ende bleiben sie dann in ausreichender Anzahl übrig, diejenigen, die unsere schöne Randsportart derart in den Köpfen verankert haben, dass sie darauf brennen, aus dem Schatten eines Hobbys ins Licht eines pseudoprofessionellen Sportlerdaseins mit all seinen Entbehrungen zu treten.

Seltene Momentaufnahme! Am Ende gewinnt sowieso immer Weißenfels.

Was wie eine Mischung zwischen Abrechnung und Plädoyer klingt, bringt uns zurück zum UHC, der im Schaffen der erforderlichen Rahmenbedingungen in seiner ganzen erforderlichen Breite dem Rest der deutschen Floorballwelt, die in solchen Fällen gern zitierten Lichtjahre voraus ist (und dies den Rest gerne auch in all seinen Facetten spüren lässt). Vor der Saison geht mit Eskelinen einer der Schlüsselspieler des Vorjahres, egal, man schließt die Lücke, und gewinnt einfach weiter. Hier und da kann man sie mal ein Drittel nerven, ehe man mental und physisch ausgelaugt darnieder sinkt. Und wenn der UHC mal was Falsches gefrühstückt hat, kann man sogar mal ein (!) Spiel gegen die gewinnen, und sich eine Woche als klitzekleiner König fühlen. Aber ganz gewiss ist derzeit hierzulande niemand dazu befähigt, der 3-Reihen-Offensivpower des UHC in einer Serie über maximal drei Spiele etwas entgegenzusetzen. Die Zeiten scheinen im deutschen Herren-Floorball auf unabsehbare Zeit vorbei, was auch ein Fluch für eine ganze Sportart sein kann. Doch wer nun anklagend mit dem Finger Richtung Weißenfels zeigt, kaschiert damit in erster Linie immer auch sein eigenes Unvermögen.

Letzte Hoffnung: Abgelaufene Haltbarkeitsdaten!

Und wir? Wir hoffen einfach mal, dass die Milch im samstäglichen UHC-Frühstücksmüsli einen kleinen Stich hatte, und gucken dann mal. Sich nach 3 Sekunden düpieren lassen wie beim 5:13 zum Saisonauftakt muss nicht unbedingt sein, wobei auch zuletzt gegen Wernigerode unser Start in die zeitige Hose ging. Reine Kopf- und manchmal eben auch eine Torhütersache. „Wir kommen zurück!“ waren unseres Chefcoachs letzte Worte, nachdem uns das ernüchternde Aus im Pokal-Achtelfinale mit all seinen Begleiterscheinungen einen unschönen Jahresausklang beschert hat. Ein kompletter und physisch wie psychisch bereiter MFBC-Kader kann dem UHC ohne Zweifel ein bissl den Tag versauen, und die Aussage mit dem erforderlichen Leben erfüllen. Zuletzt waren wir jedoch des öfteren reichlich wacklig unterwegs, aber mit Ausnahme des UHC gilt das für nahezu die komplette Liga. Wer seine Auftritte nun stabilisieren kann, der spielt am Ende die Playoffs. Ganz einfach. So taugt die Partie am Samstag wenigstens als Standortbestimmung (bevor es ab 28.01. hammerhart in die Endphase geht), und im Optimalfall sogar als Initialzündung. Doch die süßen Trauben des Erfolgs hängen verdammt hoch…

–> Natürlich möchten wir euch auch auf das Vorprogramm hinweisen, denn unsere Damen kämpfen bereits um 10.00 Uhr an gleicher Wirkungsstätte gegen das weibliche Pendant des UHC.

mfbc

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