Auch eine Zeitreise durch die Wirren des deutschen Floorballs. Am Anfang stand eine Weltmeisterschaft, denn darunter macht man es nicht beim MFBC. Nachdem die Protagonisten vor Ort schon Events für die Nationalmannschaften der Damen und Herren ausgerichtet hatten und der nationale Verband Floorball Deutschland, welcher damals noch schlicht Deutscher Unihockey Bund oder einfach DUB hieß – durch die IFF „motiviert“ wurde, erneut eine Weltmeisterschaft auszurichten, sollte es die kleine Variante sein, die U19-Weltmeisterschaft der Damen. Für den damaligen DUB-Präsidenten Detlef Stötzner und sein Leipziger Alter Ego, Micha Gatzke, kein Problem, weder logistisch noch personell noch finanziell. Und es wurde auch dank ihres Einsatzes eine sehr erfolgreiche Weltmeisterschaft. Eine Weltmeisterschaft des kleinen Budgets und des finanziellen Erfolges, denn am Ende schlug ein Gewinn in fünfstelliger Höhe zu Buche. Vielleicht auch wegen der schlichten Erkenntnis, dass eine solche Veranstaltung nur der organisieren sollte, der vor Ort die Verantwortung trägt und die Handelnden am Ort kennt, begeistert und mitnehmen kann. Eine Erfahrung, die durch die nach Stötzner kommenden Verantwortungsträger im deutschen Floorball anders gesehen wurde.
[slideshow_deploy id=’4642′]
Da es aber keine Geschichte „nicht in der Gewinnzone spielender deutscher Weltmeisterschaftsausrichtungen“, sondern eine Clubgeschichte ist, sollte dem Anlass entsprechend auch wieder der MFBC betrachtet werden. Dieser hieß aber zu seiner Gründung nicht „Mitteldeutscher Floorball Club“ sondern etwas sperrig „Unihockeyteam Wikinger Grimma – Förderverein WFC 2006 Saxony“. Notwendig aus haftungstechnischen Gründen, falls sich der von Detlef Stötzner propagierte Erfolg nicht einstellen sollte. Und . . . um es auch mal wieder zu erwähnen . . . es war die erste Weltmeisterschaft, die einen Livestream anbot, der noch heute auf YouTube bewundert werden kann. Alle Vereine in und um Leipzig reihten sich in die Helferschar ein – die Löwen Leipzig, die Canonniers Leipzig, die Schakale Schkeuditz, die Wikinger Grimma sowie das Sahga-Team aus Halle. Sportlich war das Ergebnis für den deutschen Nachwuchs überschaubar. Aber dass in die Naunhofer Parthelandhalle zum entscheidenden Vorrundenspiel der einheimischen Mädels 700 Zuschauer passten, hatte selbst die Organisatoren überrascht. Im Übrigen auch die Mädels, die am Anfang zu nervös vor der lautstarken Kulisse agierten und etwas unter Wert gegen Norwegen verloren. Damit war das Erreichen des Halbfinales futsch. Als die WM-Hymne „Make your Game“ schon etwas länger verklungen war, feierten die Organisatoren, Helferinnen, Helfer, Sponsoren und Förderer die erfolgreiche Ausrichtung zünftig mit einem 24-Stunden-Floorball-Marathon, einschließlich eines sich anschließendem tagelangen Muskelkaters. Was blieb von dieser Veranstaltung? Die Erkenntnis, dass, wenn alle an einem Strang ziehen, wir vor Ort vieles bewegen können. Das sicherlich nicht nur beim Organisieren sondern auch beim Floorball spielen. Im ersten Schritt versuchten es die Wikinger Grimma und der CFC Leipzig mit einer engeren Zusammenarbeit. Mit Erfolg, denn die Leipziger landeten mit Trainerin Silke Unger im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den Krösus UHC Sparkasse Weißenfels. Die Wikinger gewannen den Ost-Titel in der zweiten Bundesliga Herren und stiegen nicht auf. Als die Frage aufkam, die Zusammenarbeit in und um Leipzig weiter zu festigen und damit auszubauen, eine neue Plattform zu schaffen, mit Zuordnung der Verantwortlichkeit für bestimmte Teams und die Basis für die Nachwuchsarbeit und -förderung zu verbreitern, gelang es nicht, alle im Boot zu halten. Leider stieg der CFC Leipzig im Jahr 2008 aus. Dafür stiegen die Unihockey Löwen Leipzig ein. Also Einstieg in das noch vorhandene sperrige Schiff „Unihockeyteam Wikinger Grimma – Förderverein WFC 2006 Saxony“ und ein Umtaufen in den „Mitteldeutschen Floorball Club“. Damit begann der beschwerliche Weg von einer Idee über das „auf das Papier bringen“ in die Vereine und letztendlich in die Herzen der Mitgliederinnen und Mitglieder hinein. Ziel war es, über die Schaffung einer breiten Basis in den selbstständigen Mitgliedsvereinen, Nachwuchstalente für die Topteams Damen und Herren zu entwickeln. Der talentierteste Nachwuchs sollte über die Unihockeyakademie weiter gefördert werden. Dass die Umsetzung Zeit benötigt, insbesondere die Schaffung einer Identifikation mit dem MFBC bis in alle Vereine und dort gerade auch im Nachwuchs, war allen von Beginn an bewusst, ohne zu wissen, wie lange Zeit dafür tatsächlich benötigt wird. Deshalb war die erste Phase der Einführung des Namens und die Schaffung der Akzeptanz zum MFBC bei allen Mitgliedern mit 3-4 Jahren knapp angelegt. Der MFBC ist schnell eine Marke im Floorballsport geworden. Es war ziemlich überraschend, wie schnell diese Außenwirkung eintrat. Die FloorballspielerInnen, die, um die es eigentlich ging, brauchten viel länger, um sich mit dieser Idee anzufreunden und diese anzunehmen. Nach zehn Jahren kann man vorsichtig optimistisch sagen, ja auch dem Letzten ist der Gedanke an das Spielen in einem MFBC-Team nicht mehr fremd. Aber man muss auch sagen, dass wir erst 10 Jahre alt sind. Es gibt die Konzeption aus dem Jahr 2008, die heute noch sehr aktuell ist. Wir sind doch noch ein junger Vereinsverbund, der sich in Fragen der Jugendarbeit und –förderung, der Trainer- und Schiedsrichterausbildung und des einheitlichen Außenauftritts weiter strecken muss. Die Außenansicht mit einer eigener Homepage, einem gelungenen Facebook-Auftritt sowie dem Auftreten der beiden Topteams sollte uns nicht zur Selbstzufriedenheit animieren. Es gibt noch zu viel zu tun. Allerdings ist schon vieles erreicht. Wir haben über Jahre hinweg im Ausrüstungsbereich kompetente Partner. Über die Marke Salming sind wir nun mit der Marke Oxdog verheiratet und das doch ziemlich glücklich. Das Damenteam konnte in der Zeit zwei Meistertitel und einen Pokalsieg erringen. Zwei Mal war der weibliche Sektor des MFBC im Europapokal aktiv. Die Herren machten nach vielen Jahren 2013 ihren fünften Titel perfekt. Dazu kamen für beide Teams (zu viele) Vizetitel. Es gelang, über eine gute Nachwuchsarbeit Spielerinnen und Spieler in die Topteams zu bringen. Aber die Nachwuchsarbeit muss – trotz der räumlichen Ausdehnung der Trägervereine in Leipzig, Schkeuditz und Grimma – besser, die Floorballakademie wieder aktiviert werden. Das Ziel muss sein, die Stars nicht einzukaufen, sondern selbst zu entwickeln. Ein sicherlich guter Vorsatz für die nächsten zehn Jahre, der dazu eine vielleicht auf den MFBC bezogene kontinuierliche Trainerausbildung notwendig macht. Der MFBC lebt und versucht sich immer wieder neu zu erfinden. Das belegt auch die Tatsache, dass genau nach zehn Jahren eine Verjüngung im Vorstand und im Marketingbereich vollzogen wurde – vom Spielfeld in die Vorstandsetage! Und es fühlt sich richtig an, denn neue und vor allem junge Leute bringen frischen Wind in die verstaubten Ecken der manchmal etwas festgefahrenen Vereinsarbeit. Und ohne Sponsoren und Förderer würde dieses Konstrukt, dieser doch Randsport nicht funktionieren, keine Erfolge möglich sein. Deshalb gilt der Dank auch den vielen Sponsoren, Förderern, Kommunen, den Helferinnen und Helfern und natürlich den Fans, die ihr lautstarkes Gewicht in der Stunde der Entscheidung immer in die Waagschale geworfen haben und weiter werfen werden. Und träumen darf erlaubt sein. Der Traum von der Olympiateilnahme von MFBC-Floorballern, von reichen Sponsoren, die nur und gerade unsere Sportart unterstützen wollen, von besseren Trainings- und Spielbedingungen in Leipzig, von einem Zusammengehen aller Floorballerinnen und Floorballer in der Region Leipzig, von vielen Fans und Zuschauern . . . Also lasst uns träumen aber auch arbeiten, damit in den nächsten zehn Jahren einiges davon kein Traum mehr ist.
rk