Es waren beileibe keine Schwarzen Wölfe in irgendwelchen Schafspelzen, die da am Sonntag den Schkeuditzern doch ziemlich eindeutig und hochverdient bei der 6:9 (2:3,1:3,3:3) Niederlage den Pokalgaraus gemacht haben, sondern es war exakt der Gegner, den man erwarten musste. Warum man den Dessauern dennoch derart auf den Leim ging, versuchen wir hier im Nachgang noch ein wenig aufzudröseln.
Doch erstmal wie immer der personelle Faktencheck vorneweg. Erstmals stand in dieser Saison Felix Friedrich an der Bande der Schkeuditzer. Er sah zunächst folgendes: 17 + 2 Leuten auf Seiten des Heimteams standen 14 + 2 bei seinem Team gegenüber. Heißt, wieder keine 3 Reihen bei Schkeuditz, und dafür wieder einmal kräftig wechselndes Personal, was sich am Ende in folgenden Startformationen niederschlug:
Tor: Linke
Reihe 1: Damm, Dietel, Schulemann, Mühle, Wieczorek
Reihe 2: Schreiber, Beyer, Röder, Sommer, Opitz
Reserve: Freund (Tor), Leypold, Benndorf, Leineweber, Hoffmann
Bevor wir nun ins Spiel gehen (müssen), nochmal kurz zu den Gastgebern. Da tobt also in deren erster Paradereihe rund um U19-Nationalspieler Beil ein Haufen Jungvolk rum, was sich schon ne ganze Weile kennt. Man durchlief die Altersklassen gemeinsam, man spielte alles und jedes zusammen, und man heimste zusammen einige Erfolge ein. Klar, unsere U17 hat sie auf dem Großfeld letztes Jahr zweimal bei den Eiern gepackt, na und? Dafür haben sich die Dessauer Jungs eben den DM-Titel auf dem Kleinfeld geholt, und sind mit der Herrenmannschaft in die Regionalliga aufgestiegen. Im Gegensatz zu manch anderen Floorballverein (an dieser Stelle gucken wir besonders mürrisch) hat deren „Goldene Generation“ also durchaus schon was vorzuweisen. Dabei kramen wir jetzt nicht in nicht vorhandenen Archiven noch nach eventuellen Medaillen in anderen Altersklassen. Da gabs sicher noch einiges mehr. Man weiß also nicht nur wie der Hase, sondern auch wie der Nebenmann läuft. Das Ergebnis unendlich vieler gemeinsamer Spiele. Großfeld, Kleinfeld, AK-übergreifend. Im Gegensatz zu manch anderen Floorballverein, wo man Angst hat, dass die Jungs an Überlastung zugrunde gehen, wenn sie mal in der nächsthöheren AK spielen wollen/sollen. Unseren Gesichtsausdruck beschreiben wir jetzt besser nicht.
Erst recht nicht, wenn wir uns nun dem Spiel zuwenden. Reihe 1 wirkt überraschend überrascht vom jugendlichen Sturm und Drang der Gastgeber, und verliert komplett die Übersicht. Düben kann hinter dem Tor den Pass in den Slot spielen, den er so nie spielen können dürfte, hin zu Schweininger, der da nie so mutterseelenallein rumstehen dürfte. 1:0 nach 29 Sekunden! Schkeuditz um Halt bemüht. Gelang nicht. Dietel rutscht weg, wieder Schweininger mit freier Bahn, 2:0 (2:45min). Neubauer macht mit dem 3:0 das Startdesaster der Gäste perfekt (6:05min). So muss sich letzte Woche also auch Magdeburg gefühlt haben… Eine Strafzeit für die Gastgeber brauchte Schkeuditz, um erstmal zurück ins Spiel zu kommen. Dietel humorlos durch die Mitte, 3:1 (11:43min). Zwei überlappende Strafen hüben wie drüben mit wechselnden Mehrheiten auf dem Feld verstreichen ereignislos, ehe Schulemann sich freischleicht und Damm`s feines Anspiel zum 2:3 veredelt (18:19min). Hoffnung. Pause.
Diverse personelle Umstellungen bei Schkeuditz im zweiten Durchgang, ohne das man die Gastgeber in den Griff bekam. Viel zu oft spielte man haarsträubende Bälle in die Kelle der Hausherren, und damit in deren Konterkarte. Viel zu oft litt das eigene Spiel an teils groben technischen Unzulänglichkeiten, und viel zu ideenlos und leicht zu verteidigen waren die Läufe der Dietels und Röders, deren Schussversuche im besten Fall Beute des sicheren Dessauer Hüters wurden, und im zumeist schlechten Fall im Block hängenblieben, und den Gegenstoß einläuteten, wo man aufgrund läuferischer Defizite häufig in Unterzahl geriet. Gott sei Dank standen zu dem Zeitpunkt die Hausherren mit der Effizienz auf Kriegsfuß bzw. Linke fischte nach dem Trauma der ersten Spielminuten auch noch einiges raus. Und wie es dann manchmal so ist, macht Schulemann doch tatsächlich den Ausgleich. Schmeichelhaft zu dem Zeitpunkt (27:29min). Die Dessauer Antwort erfolgte recht schnell durch Hoffmann, 4:3 (28:47min). Immerhin hatte man damit den eigenen Kasten irgendwie über 20 Spielminuten sauber gehalten. Eigentlich recht erstaunlich. Doch wir entfernen uns direkt weiter von einem (un)möglichen Matcherfolg. Röders zweite Strafe im Spiel (in der Vorsaison haben wir mal so seine Tore gezählt), war die Einladung zu Dübens 5:3 (32:56min). Kurios: Zum Zeitpunkt des Treffers standen irgendwas zwischen 8 und 10 Dessauern auf dem Feld. Man wollte einen Freischlag zum Wechsel nutzen, oder auch nicht. Alle rauf, und nicht schnell genug wieder runter. Das eigentliche Tor-Geschehen spielte sich aber kilometerweit woanders ab, so dass dadurch keinerlei Einfluss darauf genommen wurde. So interpretieren wir das einfach mal (und merken es uns, um bei passender anderer Auslegung hemmungslos auf die Schiris einzudreschen ;-) ). Ziemlich viel Aufregung im Nachgang, und das 6:3 durch C.Gentzsch, nachdem der Junge sich selbst gerade folgenlos auf der Strafbank erholen konnte (37:24min). Zuviel für Josef Linke, der hiernach leicht erregt das Tor durch die Gegend wuchtete, und für die Aktion rechtmäßige 10 Minuten erhielt. Da hier eventuell auch Kinder mitlesen, nennen wir die Sache mal ganz vorsichtig unklug. Das darf nicht passieren! Einen Bärendienst erwies er dem Team aber nicht unbedingt. Dazu war das Gefühl, dieses Spiel nicht mehr gewinnen zu können, zu diesem Zeitpunkt zumindest auf der Tribüne bereits zu weit fortgeschritten. Die begleitenden 2 Minuten überstand Schkeuditz, und beide Teams gingen in die Pause.
Hier überstand Schkeuditz dann allerdings ganz schnell eine eigene Überzahl nicht. Beil macht den Dessauer Unterzahlkonter nach 23 Sekunden locker und volley rein, und damit den Sack endgültig zu, 7:3 (41:59min). Uns blieb zwar noch Überzahlzeit zum Scharte auswetzen, aber wir reden da mal nicht weiter drüber. Das 8:3 durch Hörnlein in der 47.Spielminute ließ Schkeuditzer Selbstauflösungstendenzen befürchten. Das es dazu so nicht kam, nehmen wir hier krampfhaft als was Positives mit. Im 4 gegen 4, Röders dritte Strafe hob einen nummerischen Schkeuditzer Vorteil rasch auf, macht Mühle das 8:4 (49:30min). Auch er musste ja irgendwann mal damit fertig werden , sich einzuschießen. Irgendwas missfiel nachfolgend Sascha Marquardt. Auszeit Dessau und ein „Das ist unser Sieg“ dröhnte durch die Halle. Wäre nicht nötig gewesen, denn das wusste zu dem Zeitpunkt sowieso jeder. Das Dessauer 9:4 passte dann zum Schkeuditzer Tag. Von Sommers Bein huppt die Murmel ins Tor (53.21min). Apropos Schkeuditzer Tag: Schulemann wird im Slot spektakulär gefällt, und Schreiber rollt der folgende Penalty gänzlich unspektakulär einfach von der Kelle, womit Ilgner im Dessauer Kasten um die Chance einer Großtat gebracht wurde. Die hätte er sich verdient, der Ärmste! Dietel in der folgenden Überzahl mit Kosmetik, 9:5 (57:25min), und Sommer lässt dem Eigentor noch das 9:6, ebenfalls in Überzahl, folgen (58.45min), und trägt damit noch etwas mehr Schminke auf. Den miserablen Schkeuditzer Auftritt gegen bestens aufgelegte Gastgeber kann man aber auch damit nicht verbergen.
Damit ist der Pokal für Schkeuditz in dieser Saison Geschichte, und die Konzentration gilt allein der Liga. Und hier kann man schon in 14 Tagen in Zwickau gegen den gleichen Gegner zeigen, dass man lernfähig ist. Wenn man mag, kann man natürlich aber auch alles genauso machen wie am letzten Sonntag. Wir wollen da schließlich niemanden das Recht auf seine freie Entscheidung nehmen.
Bevor es aber soweit ist, haben die Schkeuditzer noch einen Heimspieltag am kommenden Sonntag:
22.10.2017, 13:30Uhr, Dreifeld-Schulsporthalle Schkeuditz
MFBC Schkeuditz vs. Red Devils Wernigerode U23
Protokoll: https://fvd.saisonmanager.de/index.php?seite=game&game=12644
cs