Sportler, die stets bis ans Limit gehen, haben eins gemeinsam: Sie sind für ihr Team schwer ersetzbar und für den Gegner ein meist unbequemer Kontrahent. Doch der Erfolg gibt ihnen Recht. Man mag ihn oder man mag ihn nicht, aber eines steht fest: Christian Fritsche zählt zu den erfolgreichsten Akteuren des deutschen Floorballsports. Doch nun hängt die Nummer 28 den Floorballstock an den berüchtigten Nagel.
Lange hat Fritsche sich Gedanken gemacht und vor Saisonbeginn hat er eine Entscheidung gefällt: Der 33-jährige Allrounder – Urgestein des Leipziger Floorballsports, tragende Säule im MFBC-Bundesligateam sowie im Vereinsgeschehen und lange Zeit Rekord-Nationalspieler Deutschlands (mehr als 75 Länderspiele und Teilnahme an sechs Weltmeisterschaften) – beendet seine Karriere vorm Anrollen des Lochball-Geschehens 2013/2014. „Für die Meisten kommt mein Abschied sicherlich überraschend, aber zuletzt durch den letztjährigen Erfolg wurde mir noch einmal die Möglichkeit gegeben, als Deutscher Meister von der Floorballbühne abzutreten. Auf der anderen Seite hat die Mannschaft viele interessante Neuzugänge und gerade mit diesen tollen Typen aufzulaufen, hätte mich noch einmal gereizt. Aber ich lege zukünftig meine Prioritäten auf mein Privat- und Berufsleben. Das war schon länger geplant, auch wenn damals aus anderen Gründen.“, so der Angestellte eines Leipziger Architekturbüros.
„Ich habe in den vergangen 20 Jahren einen Großteil meines Lebens als aktiver Spieler mit dem Floorball verbracht und muss auch immer wieder sagen, dass es mir viel Freude bereitet und entscheidend zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen hat. Ich bereue keine Minute, die ich in diesen immer noch so faszinierenden Sport investiert habe, da es eine tolle Zeit mit vielen Freunden war.“, blickt Fritsche zurück, der dem Mitteldeutschen Floorball Club weiterhin als Funktionär und Hauptorganisator der LIPSIADE im Floorball erhalten bleiben wird.
Für den Einen kommt der Rücktritt überraschend, für den Anderen ist er vielleicht schon längst überfällig. Nach dem Gewinn der B-Weltmeisterschaft mit der deutschen Herren-Nationalmannschaft 2009 schien der gebürtige Leipziger in der Saison 2010/2011 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Keine Defensive und kein Goalkeeper schien gegen den damals 31-Jährigen ein Rezept zu haben, denn Fritsche ließ jedes Tornetz erzittern, schoss das MFBC-Team fast im Alleingang bis ins deutsche Meisterschaftsfinale und ergatterte sich die Top-Scorer-Krone der regulären Saison sowie der Playoffs. Vier Mal wurde der einstige SSCler und spätere MFBCler Deutscher Meister mit Leipzig, nach zwei Jahren in der Schweiz folgten zahlreiche Vizemeister-Titel. Und auch 2012 hieß es am Ende wieder nur Silber für die Sachsen und der zur „Kanone“ gekürte Offensivbulle machte weiter.
„Ein wenig hitzköpfig, aber er geht dahin, wo es weh tut. Er scheut keinen Zweikampf und damit macht man sich nicht immer Freunde. Christian räumt entweder auf oder ab – entweder ganz oder gar nicht. Seine Stocktechnik, sein Torhunger und vor allem seine Spielübersicht sowie sein Spielverständnis suchen Seinesgleichen.“, so Fritsches Floorball-Ziehvater und -Mitbegründer des Leipziger Floorballsports Michael Gatzke.
Christian Fritsche wird dem Leipziger Floorballsport mehr als fehlen und es bleibt abzuwarten, ob nach fast 20 Jahren im Löwen-Dress nicht doch die berüchtigten Hummeln im Hintern für ein Comeback sorgen werden. Der MFBC sagt DANKE und wünscht Christian alles erdenklich Gute auf seinem weiteren Lebensweg.
