Eine wahre Freude für die schreibende Zunft war unsere Partie am Samstag Nachmittag beim BAT Berlin, war doch der 5:4 (2:1,0:2,3:1) Erfolg das Ergebnis eines recht höhepunktarmen Matches. Und wenn dann am Ende noch ein Sieg bei rausspringt, kann und will man sich nicht beklagen.
Dabei lag zunächst tatsächlich lautes Klagegeschrei auf den Lippen einiger mitgereister Leipziger, hatte man doch den Kader aus dem Wernigerode-Spiel vor einer Woche in etwa 1:1 auch in Berlin erwartet. Immerhin befinden wir uns im Zenit der Saison, und das wird sich sicher keiner nehmen lassen, dachte man. Man sah sich getäuscht:
Im Kasten: Patrick Schmidt
Reihe 1: Weidemann, Novotny, Hruby, Dietel, Kanta
Reihe 2: Harnisch, Luderer, Talikka, Koivistoinen, Ronkanen
In Reserve: Lubentsov, Käseberg, Linke, Gühlke, Flemmig, Ecke, Naumann
Nachdem sich der Berliner Hallensprecher durch unsere Starting-Six gestolpert hatte (alle anderen kursierenden Theorien unter den Leipziger Anhängern verweisen wir hiermit ausdrücklich ins Reich der Fabel ;-) ), war damit vorgezeichnet, dass wir die Partie ob ihrer nicht unerheblichen Bedeutung mit zwei Reihen durchziehen werden (müssen). Dabei erwies sich zunächst einmal mehr Lukas Hruby als derjenige, der vorangeht. Schnörkellos mit der Rückhand, sein frühes 1:0 (2:01min). Beim postwendenden Ausgleich fand ein Pass von Saariokari den Weg durch unseren Slot auf Nass am langen Pfosten, der mit dem Abschluss keine große Mühe hatte (3:24min). Eine lebhafte, wenn auch nicht gutklassige Anfangsphase fand ihr Ende in unserer erneuten Führung durch Tomas Novotny. Dessen Geschoss sprang irgendwie unkontrolliert am ansonsten starken Berliner Keeper vorbei in Maschen (2:1, 9:08min). Hiernach kehrte Ereignisruhe ins Spiel ein. Ein zähes Ding entwickelte sich, an dem einzig Defense-Fetischisten ihre helle Freude gehabt haben dürften. Abschlüsse mit Aha-Effekt oder sonstige nennenswerte Aufreger blieben aus. Pause.
Es folgte zu Beginn des zweiten Drittels der Höhepunkt des Spiels, wenn auch auf der falschen Seite. Fein tanzte Witte unter Zuhilfenahme der Bande auf der rechten Seite einen unserer Defender (der Name bleibt unter Verschluss!) aus, spielte einen Doppelpass mit Saariokari, und netzte abschließend zum erneuten Ausgleich ein (21:14min). „Ein schönes Tor!“, schluchzten die Leipziger Fans unisono in ihre Taschentücher. Wir bleiben bei Saariokari. Der zog in der 27.Spielminute einfach mal ab, wie man es eben so tut, wenn man plötzlich freies Schussfeld vor sich vorfindet. Halbrechts war`s, und der Ball hatte ein gutes Stück Weg in Richtung Tor vor sich. „Hmm, den muss ich haben.“ so Patrick Schmidt selbstkritisch nach dem Spiel auf die Frage, warum er das Drecksding nicht einfach hält. So musste man plötzlich einem Rückstand hinterher rennen, wobei sich einmal mehr ein ernsteres Problem offenbarte: Ronkanen und Koivistoinen prallen von gut sortierten und physisch präsenten Hintermannschaften ab, wie Bälle von einer Gummiwand. Wirkungslos und mittellos! Die technischen Fähigkeiten beider sind unbestritten, die Eleganz von Ronkanens Spiel ebenso, und doch möchte man beide am liebsten aufs doppelte Volumen aufpumpen, um ihrem Spiel auch eine gewisse Körperlichkeit zu verleihen. So erspielten sie sich erschreckend wenige Abschlussmöglichkeiten, die dann auch nicht mit der entsprechenden Effizienz verwertet wurden. Wir legen hier mal unsere Stirn in tiefe Falten, und freuen uns stattdessen über die Ausgleichsmöglichkeit in der ersten Überzahl des Spiels zwei Minuten vor Drittelende. Die Vorfreude wich der Erkenntnis, dass Berlin mit 4 Mann ebenso effektiv verteidigt, wie mit 5 Leuten. Pause.
Zweiter Überzahlversuch zu Beginn des dritten Drittels. Das Ergebnis: Jähes Entsetzen! Berlin mit Befreiungsschlag, dem ein Berliner nachläuft, Patrick Schmidt sprintet leichtfüßig mit dem Ziel aus dem Kasten, den Lochball mittels Fuß ins Nirwana zu schicken…. (Erkenntnis nach dem Spiel: „Ich spiele nie wieder mit dem Fuß!“). Das ist auch besser so, denn die Murmel prallte von der Bande Saariokari (langsam bekommen wir den Namen fehlerfrei hin) vor die Kelle, der das Ding durchaus elegant in unser leeres Tor schlenzte (2:4, 44:09min). Der folgende schnelle Anschluss durch Hruby, ein dankenswerter Floorball-Segen (46:07min). Was anderes will man sich hier und jetzt gar nicht ausmalen müssen. Nun kommen wir zu Peter Dietel. Der gute Junge wurde nach ca. 27 Spielminuten im Mitteldrittel völlig ausgepumpt auf der Leipziger Bank an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen, und durch Robert Ecke ersetzt. Da unsere beiden o.g. Finnen bis dato weiter von Berlin munter durch die Gegend geschubst wurden, sah sich Dietel mit der Frage konfrontiert: „Gehts noch ein paar Minuten?“. Es sollte/musste irgendwie gehen, und es war ein genialer Schachzug. Berlin hinten darüber irritiert, legte Dietel im Slot den Ball zu Füßen, der ihn irgendwie reinstocherte. Die allerletzte Luft ging dann im anschließenden Torschrei flöten (4:4, 55:20min). Berlin weiter desorientiert, und, Achtung (!), Koivistoinen (!) bringt den Ball vors Tor, wo sich Jussi Tallika in ähnlicher Situation wiederfindet, wie Sekunden zuvor Peter Dietel, 5:4 (55:42min). Falls an dieser Stelle der Eindruck entstehen sollte, das wir wie die Jungfrau zum Führungskinde gekommen sind, müssen wir dem direkt entgegen wirken. Nein, so wars nicht! Dazu gehörte schon eine große Portion Willenskraft, und diese wurde dann am Ende auch belohnt, da Berlin in den Schlussminuten nichts wirklich zwingendes mehr auf die Reihe brachte.
So erfreuen wir uns heute abschließend mal wieder am erfolgreichen Floorballer-Dasein, hoffen dabei einige Kritikpunkte sorgsamst in literarische Watte verpackt zu haben, kraulen uns versonnen lächelnd die Bärte, und sehen uns mit einer 1:0 Serienführung im Rücken zu Spiel 2 am kommenden Samstag um 19:00Uhr in der Sporthalle Brüderstraße.
cs
Titelbild: Bella Klein