Zweiter Platz für das gute alte Schkeuditz

Wir müssen reden! Über Wahnsinn, über alte Tugenden, über Blitzheilungen, über Fake-News, über Alkoholmissbrauch, und so einiges mehr. Denn als „Standard“ kann man die Heimplayoffs der Schkeuditzer in der Regionalliga der Herren auf dem Großfeld nun wahrlich nicht durchgehen lassen.

Eine enge Geschichte war von vornherein zu erwarten gewesen. Das hatten wir hier im Vorbericht hinlänglich thematisiert. Thematisiert hatten wir auch, dass die Schkeuditzer Formkurve in den letzten Spielen einen dezenten Abwärtstrend zu verzeichnen hatte, was einen durchaus mit gemischten Gefühlen in die bestens organisierte Veranstaltung gehen ließ.

Die weitere Chronologie:

Am Samstag frühmorgens halb Sieben packt also die Abteilung Berichterstattung zwei Aktive zur Abreise nach Schkeuditz ins Kraftfahrzeug. Das erste, was die schreibende Zunft zu hören bekommt: „Dix hat im letzten (!) Training die Verteidigerpärchen getauscht! So will er vielleicht auch heute spielen lassen.“ Verunsicherung schwang in den Stimmen… „Ach, so wahnsinnig wird er schon nicht sein.“, war man versucht das Ganze als Hirngespinst abzutun. Immerhin hatte man ja eine bis dato recht erfolgreiche Saison in Reihe 1 und 2 in bewährter Formation gespielt.

In der Halle angekommen die nächste Hiobsbotschaft: Martin Wieczorek war erkrankt, ein 3-Reihen- Spiel somit Makulatur. Möbius im Urlaub, Leypold nach OP noch nicht wieder fit, und Opitz kommt mit seinen anhaltenden gesundheitlichen Problemen sowieso irgendwie nie richtig zu Potte. Schade.

Hatten zwar Haare im Gesicht, unsere Jungs im Halbfinale dafür die dicken Eier in der Hose. Am Ende Dritter: Chemnitz

Hiob hatte dann auch gleich noch ein weiteres Ding auf Lager: So viele Blaue auf einen Haufen hat man ja in der Regionalliga schon ewig nicht mehr gesehen. Geschlagene vierzehn Chemnitzer Feldspieler boten beim Einlaufen auf der Gegenseite ein einschüchterndes Bild. Einige davon hatten sogar wilden Haarwuchs im Gesicht. und hatten in verdammt vielen Kilos unendliche Floorball-Erfahrung gespeichert. Ein Blick auf unsere Seite…, ach, besser erst mal nen Kaffee am leckeren Buffet trinken gehen.

Bei Verlesen der Starting-Six zum ersten Halbfinale war dann auch klar: Der Dixsche Wahnsinn hat tatsächlich obsiegt! Marklowsky und Hoppe verteidigen bei Röder, Sommer und Kunert, und Beyer sowie Leineweber bei Schulemann, Mühle und Blochwitz. Der vermeintliche Bluff war plötzlich keiner mehr. Im Kasten natürlich Josef Linke, und Richter, Schuster, Saß, Benndorf und Arthur Schnelle bildeten notgedrungen das Backup.

Erst kaputt, dann wieder ganz: #13 Tom Blochwitz

Und nun ins Spiel, wenn auch diesmal etwas komprimierter. Vorsichtiger Beginn hüben wie drüben, wobei Schkeuditz bekanntermaßen stets seine Zeit braucht, um ins Rollen zu kommen. Man erwartete Chemnitz in der eigenen Hälfte, und machte sich derweil auch mit seinen neuen Mitspielern bekannt. „Hey, ich bin der Svenson und du? Wie? Micha? Jep, kann ich mir merken!“, so in der Art muss es gewesen sein. Aber so richtig traute man sich dann gegenseitig doch nicht über den Weg. Die Folge: Alle Sinne waren geschärft, die Aufmerksamkeitsspanne hoch. Der Wahnsinn hatte tatsächlich sein Ziel erreicht. Ließ man sich beim 0:1 (6.Minute) noch von einem schnellen Wechsel der Chemnitzer überrumpeln, schaukelte man sich in der Folge zur besten Saisonleistung hoch, wobei ein frisch aus dem Urlaub angereister bärenstarker Josef Linke dem Team über das gesamte Turnier den nötigen sicheren Rückhalt geben sollte. So machte man sich dann langsam auf in Richtung Chemnitzer Kasten, und ließ sich dabei auch nicht von einer Verletzung von Tom Blochwitz bremsen. (Alternative Fakten besagten: Das wars für heute mit dem Tom!) Sommer und Mühle drehten das Ding jedenfalls noch vor der ersten Sirene und binnen 41 Sekunden in die richtige Richtung, und verliehen dem Glauben an die eigene Leistungsfähigkeit den letzten nötigen Schub.

Dies gipfelte dann im vorentscheidenden zweiten Drittel, als man aus einer weiter sicheren Defense heraus auch mal die klaren Dinger einfach machte. Kunert in Überzahl, der junge Saß und Röder stellten bis zur 33.Spielminute auf 5:1, und erneut Kunert konterte den zweiten Chemnitzer Treffer prompt zum 6:2 (39:05min).

Machte sein Ding, und er machte es gut: Jannik Benndorf.

So war im letzten Drittel „nach Hause bringen“ angesagt, wobei sich die Frage nach gespielten 43 Sekunden gar nicht erst stellte, ob eine wild anrennende Chemnitzer Horde noch ernsthaften Schaden hätte anrichten können. Denn da machte Röder das 7:2, und die Südsachsen blieben erstarrt in den Startlöchern hängen. Der Drops war gelutscht. Der junge Benndorf durfte nun für Leineweber in der Defense ran, und machte seine Sache ganz hervorragend. Auch Arthur Schnelle spielte in wechselnden Einsätzen in der Offensive sein gewohnt giftiges, und für den Gegner stets unangenehme Spiel. Summa summarum, Chemnitz verkürzt durch Stöß, Röder stellt den Abstand wieder her. Chemnitz verkürzt durch Uhlig, Saß stellt den Abstand wieder her. Endstand: 9:4, und die Medaille war sicher! Irgendwie ein so nicht vorherzusehender Wahnsinn, alles!

Best Player im Halbfinale, und Aktivposten über den gesamten Tag: Chapeau, Herr Linke!

Es war kurz vor Elf, und bis zum Finale um 18:00Uhr war ein bissl Zeit. Für das Team war Zerstreuung angesagt, in alle Winde. Teils blieb man in der Halle, weil man in die Orga eingebunden war, teils fuhr man auch ein paar Stunden heim, und wieder andere fuhren nach Grimma um sich dort enteuphorisieren zu lassen.

Derweil wurden in Schkeuditz die Wernigeröder Jungteufel geerdet. 10:6 Sieg, 6:7 Niederlage, so spielten diese in der regulären Saison gegen Rennsteig. Im zweiten Halbfinale hieß es dann knapp 4:5 gegen die Red Devils. Damit war das Finale Gastgeber vs. Rennsteig gebongt, und Wernigerode musste mit der kürzesten Regenerationszeit im Spiel um Platz 3 gegen Chemnitz ran. Auch hier verlor man beim 3:4 mit nur einem Tor, und musste die Heimreise mit ner Urkunde antreten, deren Metallanteil bekanntlich eher gering ist. Die „alten“ Chemnitzer Hasen durften sich also stattdessen, nachdem das Medaillen-Knäuel endlich mal entwirrt war, mit Bronze schmücken, und wussten das ebenso zu feiern, wie den Erfolg von Teamkollegen Patrick Evers in der Saison-Scorerwertung. Wenn alte Männer wieder zu Kindern werden… Wir gratulieren auch an dieser Stelle.

„Jetzt bist du dran!“-Blick! Rennsteig’scher Schmusecoach diszipliniert seine Mannen.

Noch in Grimma ereilte die dort Anwesenden die Nachricht: Svenson spielt im Finale nicht, was mit vollem Verständnis aufgenommen wurde. Rennsteig war schließlich ob ihrer teils überharten, teils auch unbeherrschten Spielweise in der Staffel nicht immer wohlgelitten, und das Verletzungsrisiko erschien daher unmittelbar vor der U19-WM allgemein als zu hoch. In Schkeuditz angekommen, entpuppte sich die Nachricht jedoch als Fake-News. Eine ganze Rolle rückwärts also, und Svenson (breitgequatscht von ?) spielte doch. Spielen tat auch Tom Blochwitz. Frisch getapt und bandagiert von einem Team-Kollegen in Physio-Ausbildung hielt der in Spiel 1 ramponierte Fuß. Und die erfreulichste Nachricht von allen vorab: Alle blieben auch im Spiel heile! Coachte sich Rennsteig zu Saisonbeginn vorzugsweise selbst, und schaukelte sich eben in den Spielen auch entsprechend auf, hat man nun eine Urgewalt von Coach an der Seite stehen, der seinen Jungs allein mit seinem Erscheinungsbild und seiner Mimik die Leviten zu lesen weiß.

Vorher!

So entwickelte sich ein robustes aber jederzeit recht faires Endspiel, das in Punkto Spannung den Namen auch verdient hatte. Schkeuditz verteidigte über das erste Drittel hinaus gegen technisch und körperlich zumeist überlegene Tschechen voller Leidenschaft und Teamspirit die Null. Von den Rängen erfuhr man dabei ebenso leidenschaftliche, extrem laute und auch feuchtfröhliche Unterstützung. Dabei war dort höchstens die Menge des dabei verschütteten Gerstensaftes zu bemängeln. Das Zeug trinkt man für gewöhnlich, Jungs!

In der 32.Minute fiel wahrscheinlich die nächste Flasche um. Svenson machte das 1:0. Der Ball war lange unterwegs, aber Herr Väärälä (mit vier „ä“!) im Rennsteig-Kasten sah ihn einfach viel zu spät. Der späte Ausgleich im zweiten Drittel war 6 Sekunden vor Ende zwar ärgerlich, tat der Moral des Teams aber in keiner Weise Abbruch. Und, ganz ehrlich, bei der Masse an Abschlüssen in Richtung Schkeuditzer Kasten rutscht dann eben zwangsläufig doch mal einer durch.

68 Sekunden haben an Gold gefehlt

Apropos Moral. Man knickte auch nicht ein, als Rennsteig kurz nach Wiederanpfiff die 2:1 Führung drauflegte (41:01min). Und als dann doch mal kurz das „alte“ Rennsteig durchschimmerte, Jezek rempelte Kunert und meckerte anschließend, schlugen die Gastgeber in der 2+2min Überzahl erneut durch Svenson mit dem Ausgleich zurück. Als dann auch Jan Picha mit einer Entscheidung nicht einverstanden war, und über das Gesagte in der Kühlbox nachdenken durfte, ließ Michael Kunert mit dem 3:2 das nächste Bier umkippen (54:13min), und das Team gar von Gold träumen. Aber mein Gott, da ist dann eben doch genug individuelle tschechische Qualität versammelt, um doch noch den Ausgleich reinzusemmeln. Michael Soukup, 1:08min vor Spielende, Verlängerung.

Nachher! Wobei das meiste Bier bereits über die Türen noch draußen abgeflossen war.

Und da klappte es für die Thüringer im dritten oder vierten Anlauf, ohne das Schkeuditz seinerseits gefährlich in die Nähe des Gästetores kam. Nach 2:04 gespielten Minuten war es Jan Faldus, der Rennsteig eskalieren, Schkeuditz enttäuscht, und wahrscheinlich auch Bier auf den Rängen zu Boden gehen ließ.

Doch die Enttäuschung wich rasch dem Stolz auf das Geleistete. Das war wieder das gute alte Schkeuditz, was man in der ersten Saisonhälfte kannte, was man zuletzt so schmerzlich vermisst hatte, und was pünktlich zum Höhepunkt eine vorher kaum für mögliche gehaltene Wiedergeburt erfuhr. Mit diesem Spirit kann man voller Vorfreude in die nächste Saison gehen.

Bloß fort mit euch! :D Der Regio-Meister 2016/2017

Mit Rennsteig gewann am Ende der designierte Staffelfavorit, und er gewann völlig verdient. Gewonnen hat der Sieger aber an diesem Wochenende dank „normaler“ Spielweise vor allem auch an Ansehen, und eine gewisse Sympathie kann man der Truppe rund um ihren „Yeti“ nun auch nicht nur wegen ihres engagierten und lustigen Anhangs entgegenbringen. Herzlichen Glückwunsch zur Regionalliga-Meisterschaft, FC Rennsteig Avalanche. Wir sind trotzdem froh euch los zu sein, und wünschen viel Erfolg auf dem weiteren Weg!

So, das waren wir mit unserer Litanei. Wir geben ab an den wahnsinnigen Coach:

Blickt bereits auf die neue Saison: Felix Friedrich (Wir sehen zwar nur ne getäfelte Wand, aber egal…)

“Als wahnsinnig würde ich mich nicht beschreiben, als Genie aber auch nicht. Die Überlegung zum Paarwechsel in der Verteidigung reifte mit dem Wissen, dass wir nicht konsequent mit 3 Linien am Wochenende spielen würden. Somit war eine Bündelung der offensive Kräfte in der einen Linie sowie das Zurückziehen der anderen Linie die Konsequenz daraus. Diese Taktik ist in beiden Spielen aufgegangen und hat uns den 2.Platz beschert. Unser 1. Spiel gegen die Zweitvertretung der FFC lief nach 18 Minuten recht rund. Die Jungs haben eine super Leistung in der Offensive und viel Leidenschaft in der Defensive gezeigt. Damit bin ich sehr zufrieden. Das Finale war trotz der Vorbelastung doch Werbung für diese Liga und den Sport an sich. Natürlich ist es ärgerlich die Saison mit einer Niederlage zu beenden, aber im Nachgang ist das unter diesen Umständen akzeptabel. Die Jungs vom Rennsteig mussten all ihr Können abrufen um uns zu schlagen und das auch erst in der Verlängerung. So gesehen können wir stolz auf das Erreichte sein, aber auch das Ziel für nächste Saison ist klar.“

So spricht er abschließend, und mit dem -> Link <- zur Statistik verabschiedet sich auch unsereins aus einer ersten Schkeuditzer Saison, die vorzugsweise Spaß und Lust auf mehr gemacht hat. Horrido, bis zur neuen Hatz 2017/2018.

cs

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