Drei Punkte aus Schriesheim sind für unser Bundesliga-Herrenteam schlicht und einfach alternativlos. Mit dieser schmucklosen Feststellung gehen wir mal rein in unseren Vorbericht zur Partie beim Aufsteiger, wo am Samstag um 17:00Uhr in der dortigen Mehrzweckhalle das Bully gespielt wird. „Und wo ist das Problem?“, könnte sich nun manch schlichtes Floorball-Gemüt fragen. Wir sagens euch.
Irgendwo hinter den sieben Bergen, eingebettet zwischen Weinheim, Mannheim und Heidelberg, liegt im Südwesten der Republik das 15000 Seelen Städtchen Schriesheim. Beschaulich plätschert der Kanzelbach durch die Altstadt, die Forellen springen…., halt, stopp, wir wollten ja über Floorball reden. Also: Schriesheim ist in der Floorball-Bundesliga angekommen! Mit einem glatten Dreier gegen den MFBC würde Schriesheim nach Punkten mit Leipzig gleichziehen, wenn auch mit einem Spiel mehr auf dem Konto. Klingt irgendwie seltsam, oder? Dabei passt Schriesheim perfekt ins Raster der mittelgroßen Städte, für die Floorball wie gemacht zu sein scheint. Wernigerode, Kaufering, Weißenfels und Lilienthal lassen grüßen, und Parallelen insbesondere zu Kaufering drängen sich auf, auch wenn man die eigene Halle noch nicht ganz so voll bekommt. Und Schriesheim punktet, und zwar kontinuierlich. Am 14.01. gewann man in Bremen 7:6, tags drauf daheim den Nachholer vom ersten Spieltag gegen den gleichen Gegner mit 12:6. Gut, ein Aufsteigerduell, könnte man jetzt selbstgefällig abwinken. Dann schieben wir direkt einen Punkt aus Wernigerode (11:12 n.V.), und Heimsiege gegen Chemnitz (12:5) und Hamburg (6:5) nach, und werden langsam hellhörig. Gegen Berlin daheim (6:8) und in Kaufering (5:7) unterlag man jeweils knapp, und Prügel gab es nur im hammerharten Auftaktprogramm in Weißenfels (3:20), daheim gegen Lilienthal (7:15), und zum Bundesliga-Einstand bei uns (6:12), wobei es seinerzeit nach 42.Minuten noch 3:4 stand. Am zurückliegenden Samstag ließ man sich dann zwar im Pokal-Viertelfinale daheim von Lilienthal beim 3:12 im ersten Drittel mit 1:7 überfahren, was aber grundsätzlich nichts an der Einschätzung ändert: Mal eben hinfahren, Punkte einsacken, und wieder heimfahren, das kann man so definitiv vergessen. Das wird vielmehr ein hammerhartes Stück Arbeit, denn…
…auch das auf dem Papier recht ansehnliche 8:10 gegen Weißenfels kann unsere Probleme nicht kaschieren, und die liegen ganz klar in der einsatzfähigen Kaderbreite. Kein anderes Team der Bundesliga hat derart mit Ausfällen zu kämpfen wie wir, wobei es an dieser Stelle müßig ist, über die Gründe zu philosophieren. Über eingespielte Reihen brauchten und brauchen wir in dieser Saison überhaupt nicht reden. Dieser Zug scheint leider wieder einmal ohne den MFBC abgefahren. Wir wursteln uns dafür überraschend gut über die Umsetzung der Spielphilosophie durch. Egal wer in welcher Reihe an welcher Position spielt, er muss wissen, was er zu tun hat. Klappt meistens, irgendwie. Um die Früchte mancher Arbeit brachten wir uns zumeist durch Strafen zur falschen Zeit. Nach dem Strafen-Desaster gegen Wernigerode war Weißenfels hier ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wirkte man vom Kopf her stabil, und drohte zu keiner Zeit dramatisch auseinander zu fallen. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass man auf dem dünnen Eis, auf dem man sich derzeit bewegt, am Ende doch nicht noch einbricht. Doch dazu brauchts erst mal den Dreier (und keinen Punkt weniger) aus Schriesheim, damit man ruhiger ins knüppeldicke Februar-Auftakt-Wochenende mit Berlin (auswärts) und Lilienthal (daheim) gehen kann.
Diese beiden Teams haben am letzten Wochenende den Einzug ins Final Four klar gemacht, stehen in der Tabelle vor uns, sind in 2017 unbesiegt, und insbesondere Lilienthal schickt sich an, mit nunmehr 3 personell ordentlich ausgestatteten Reihen zum Angriff auf den UHC zu blasen. Vor dem Hintergrund unserer schmalen Personaldecke (wie gern würden auch mal wieder was anderes schreiben) fällt es uns da schon ein bissl schwer, mit Optimismus um uns zu schmeißen. Schriesheim uns, wir Schriesheim, wer wen am Sonntag unter Feuer nimmt, ist unter den aktuellen Umständen schwer abzuschätzen. Aber in Sachen Druck stehen unsere verbliebenen Jungs (fast schon gewohnheitsmäßig) garantiert schon wieder mächtig UNDER FIRE!
mfbc
Foto Hinspiel: Johannes Waschke