Wikingerinnen bestehen international auch eine Etage höher

Floorball, EFC 2015:

Nach einer fünfjährigen Abstinenz gelang den Wikingerinnen ein beachtenswertes internationales Comeback. Nach dem Gewinn des deutschen Titels wollten die Grimmaer Verantwortlichen nach 2010 erneut die Europapokal-Qualifikation zu Hause ausrichten. Bis dato wurde durch den internationalen Verband IFF (International Floorball Federation)  die Qualifikation für die höchste Clubweihe in mehreren Gruppen ausgetragen. Die Sieger qualifizierten sich im August für den Anfang Oktober auszutragenden Champions Cup, um sich mit den Meistern des vier Topnationen aus Schweden, Finnland, Schweiz und Tschechien zu messen. Für den Sieger in der Qualifikation bedeutete dies immer einen finanziellen Doppelaufwand in fünfstelliger Höhe und ein ernüchterndes internationales Kräftemessen mit deutlichen Niederlagen. Deshalb wurde mit dieser Saison eine Verbesserung durch ein dreistufiges System der Beteiligung am europäischen Clubwettbewerb eingeführt. Das die Topnationen weiter im Champions Cup spielen, ist ob der spielerischen Klasse der dortigen Meister nachvollziehbar. Darunter wurden mit dem Euro Floorball Cup und der Euro Floorball Challenge zwei  Wettbewerbe mit Aufstiegsrechten etabliert. Wegen des in der Vergangenheit oftmaligen Verzichtes des deutschen Dauermeisters UHC Sparkasse Weißenfels wurde der deutsche Vertreter in die Kategorie Challenge eingeordnet. Wegen des alljährlich anstehenden finanziellen Aufwandes und der Tatsache, dass auch bei den Weißenfelser Herren  seit Jahren die Meisterschaft für sich verbuchen konnte, ist dieser Schritt aus merkantiler Sicht nachvollziehbar.

In der höheren Kategorie Euro Floorball Cup waren in der Damenkategorie  die Meisterinnen aus Russland, Norwegen, Lettland, Slowakei und Polen gesetzt. Hinzu kommt ein möglicher zweiter Vertreter des Ausrichterlandes. Der Rest Europas muss sich mit der Euro Floorball Challenge begnügen, wobei auch hier ein zweites Team des Ausrichterlandes teilnehmen darf. Für die in Grimma vorgesebearbhene Challenge hatten sich aber nicht genügend Interessenten gefunden. Glück für die MFBC-Damen das eine Etage höher die norwegischen und slowakischen Meisterinnen auf ihr Startrecht verzichteten.

Deshalb wurde die Planung kurzfristig umgestellt. Letztendlich bedeutete dies nicht nur eine längere Vorbereitungszeit auf den Wettbewerb sondern auch ein terminliches Umplanen  von Ende Augst auf Anfang Oktober. Das ein solches Unterfangen nicht hundertprozentig gelingen kann, musste die Grimmaer Trainer Ralf Kühne und Marcus Linke schnell feststellen. Letztendlich fehlte mit Anne-Marie Mietz der Torgarant  der letzten Jahre. Dazu mussten die Grimmaerinnen auf Sabine Wagner verzichten, die im ersten Punktspiel der Saison ein bemerkenswertes Debüt als Verteidigerin und Kapitänin hingelegt. Lena-Marie Lübker nahm sich nach dem Titelgewinn eine Auszeit im Studium und im Sport und tourte durch die südliche Halbkugel. Damit war die Centerposition in der ersten Linie vakant. Kurz vor der Abreise fielen mit Kapitänin Sonja Dietel und Sophie Kühne zwei weitere wichtige Säulen im Teamgefüge verletzungsbedingt aus. Schlechte Voraussetzungen für die Turnierteilnahme.

Anfangs war man sich bei den Verantwortlichen sicher, dass man zumindest das Halbfinale erreichen sollte, wenn nicht sogar mehr drin sei. Kühne selbst war zwar nicht ganz so optimistisch, aber der Kampf um das Halbfinale sollte her. Jede weitere Hiobsbotschaft dämpfte sogar diese Zielsetzung ein. Auch die Gruppenauslosung bot wenig Hoffnung. Weder zum lettischen Vizemeister Kekava noch zum russischen Meister Nauka existierten Informationen. Beide waren aber schon des Öfteren Gast auf internationalen Terrain. Nauka MP gewann diese Turnier bereits einmal und spielten im letzten Jahr im Champions Cup.

Der Trainerstab DSC_0766machte aus der Not eine Tugend und setzte in der Linie zwei auf den Nachwuchs. Geführt vom Routinier Stefanie Reinhardt liefen mit Vanessa Weikum, Sarah Hecht, Charlotte Rüssel und Anna Brauckmann vier Nachwuchstalente auf. Weikum und Rüssel waren schon maßgeblich am Gewinn der Meisterschaft beteiligt. Und alle vier machten ihre Sache im ersten Spiel sehr ordentlich. Gegen FK Kekava ließ Kühne erneut defensiv spielen und kontern. Der erste Treffer des gesamten Turniers erzielte die Grimmaerin Daniela Kolbe – nach einem Konter. Allerdings verschenkten die MFBC-Damen leichtfertig ihre Zweitore-Führung und gerieten sogar in Rückstand. Mit dem Ausgleich durch Weikum  im letzten Drittel und einer taktischen Umstellung wurde Alles oder Nichts gespielt. Ohne Erfolg und dann ohne Glück im Penaltyschießen.

Damit war die Chance auf das Halbfinale dahin. Denn Nauka MP war zu stark. Im gesamten Turnier waren die Russinnen das mit Abstand beste Team, auch wenn man sich im Halbfinale etwas schwer tat. Die Niederlage fiel mit einem 0:12 etwas zu hoch aus. Für den Grimmaer Trainerstab ergaben sich aus diesem Spiel einige Erkenntnisse, die in den kommenden Spielen helfen sollen, sich weiter taktisch zu stabilisieren. Ein Tor als Balsam auf die wunde Seele wäre schon wichtig gewesen, resümierte am Ende Co-Trainer Linke.

Am Ende stand das Duell um Platz 5 mit dem spanischen Vertreter El Valle an. Dazu kam ein weiterer personeller Aderlass, weil mit Weikum und Brauckmann zwei Spielerinnen vorzeitig aus Lettland abreisten. Dies mit neuen Zielen in Richtung Urlaub DSC_0802mit der Familie. Man merkte Grimma Spiel gegen El Valle zuerst die vorgenommenen Änderungen in den Linien nicht an. Man spielte abwartend und hatte schnell den Ball abgejagt, um selbst das Spiel zu machen. Das Tempo war im Vergleich zu den beiden anderen Spielen eher verhaltend und die Chancenverwertung in jedem Fall unzureichend. Nach einem völlig desolaten Mitteldrittel ging es am Ende wieder schneller und kompromissloser zur Sache.  Zwar blieb die Torausbeute gegen CDE El Valle enttäuschend, aber man konnte trotz der noch schmaleren Besetzung zeigen, dass man vom Niveau auch im Euro Floorball Cup richtig aufgehoben war. Man spielte mit den lettischen und polnischen Teams auf Augenhöhe. Dazu konnten mit Emily Berger und dem Torwarttalent Julia Bran zwei weitere Youngster internationale Erfahrung sammeln. Bran musste dabei im Spiel gegen El Valle keinen Ball aus ihrem Kasten holen. Eine tolle Vertretung von Stammtorhüterin Alexandra Nickel.

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Susanne Straßburger beendete ihre Karriere beim MFBC mit der EFC 2015

Die Frage, ob der erhebliche finanzielle Aufwand den überschaubaren sportliche Erfolg und die dazu gewonnene Erfahrung rechtfertig, wollte zumindest Kühne derzeit nicht beantworten. Das wird sicherlich auch vom weiteren Saisonverlauf abhängen, da eine Ära in der Grimmaer Damenmannschaft zu Ende geht. Nach Fanny Gatzke, die nach dem Final 4 im März ihre Karriere beendete, werden auch Sophie Kühne  und Susanne Straßburger nicht mehr in Grimma Floorball spielen. Hoffe dürfen die Grimmaer Verantwortlichen auf eine Rückkehr von Lübker und das ggf. Nationalspielerin Lisa Merle Entelmann noch diese Saison anhängt. Ein Umbruch wird aber stattfinden müssen, wobei den jungen Spielerinnen mehr Verantwortung zukommt. Man darf gespannt sein, wie der MFBC damit zurecht kommt, denn die Ziele bleiben die gleichen wie in der Vergangenheit – Erreichen der Pokalendrunde Final4 sowie das Finale um die deutsche Meisterschaft.

Endstand:
Nauka MP (RUS)
Rubene (LAT)
MMKS Pohale Nowy Targ (POL)
FK Kekava (LAT)
MFBC Grimma (GER)
CDE El Valle (ESP)

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