Derbysieg garniert mit Fragezeichen

Mit 7:3 (3:3,3:0.1:0) bezwang unsere 1.Herrenmannschaft am zurückliegenden Sonntag Nachmittag vor einer ansehnlichen Kulisse den Stadtrivalen SC DHfK, und verbuchte damit den ersten Erfolg nach zuletzt 5 Niederlagen am Stück. Mit einem „Pflicht erfüllt“ könnte man es nun einfach dabei belassen, doch das wäre an dieser Stelle bekanntermaßen zu kurz gesprungen. Vielmehr muss im Laufe des Berichts einmal mehr auf die Frage eingegangen werden, warum wir nicht in der Lage sind, gegen einen Aufsteiger mit unserer aggressiv-offensiven Spielweise mehr als 2 Tore im Spiel 5 gegen 5 zu kreieren. Für mehr standen trotz zahlreicher Strafzeiten immerhin noch 39 Spielminuten zur Verfügung Diese wieder einmal mehr als maue Quote lässt unser Team, so hart wie es auch klingt, zurecht da stehen, wo es derzeit steht. Aber der Reihe nach…

Überraschung zu Spielbeginn: Als Starting-Six schickten unsere Trainer die deutsche Reihe mit Luderer, Flemmig, Ecke, Mühle und Schönnagel aufs Feld. Das Tor hütete gegen seinen Ex-Verein sowieso fast schon traditionell Pavel Lubentsov. Diese Maßnahme war wohl als Hommage für einen couragierten Auftritt der LiniIMG_0505_dppe in Lilienthal zu sehen. Der erste Wechsel erfolgte auf eine neu formierte Reihe um Hruby, Kanta, Novotny, Kretschmar und Spieltagskäptn Torsten Harnisch. Letzterem widerfuhr direkt nach einigen Sekunden auf dem Feld ein Missgeschick, als er einen von oben kommenden Ball halb mit der Schulter, halb mit dem Oberarm mitnahm. Unterzahl nach 40 Sekunden. Hat man so auch nicht alle Tage. Die 2 Minuten waren rum, wir waren wieder komplett, und doch nicht ganz da. Denn so mutterseelenallein sollte man für gewöhnlich den alten Penzhorn dann doch nicht auf der rechten Seite stehen lassen. Keine Chance für Lubentsov gegen das Geschoss aus recht spitzen Winkel. Muss ein funktionierender Reflex des Routiniers im grün-weißen Dress gewesen sein. Kann passieren. Das sich unser Team in den Folgeminuten extrem schwer damit tat, in Abschlüsse zu kommen, konnte man zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch auf Abstimmungsprobleme in den Reihen (auch die Reihe Ronkanen, Talikka, Faber, Weidemann und Patzold ist nicht eben blind eingespielt – Koivistoinen war (mal wieder) nicht ganz fit), oder auch auf eine gewisse Verunsicherung nach der Niederlagenserie zurückführen. So bedurfte es der tatkräftigen Unterstützung eines jungen durchgängig übermotivierten Hitzkopfes auf Seiten der Gäste, um nach 9:28min einen Penalty zugesprochen zu bekommen. Lukas Hruby schritt zur Tat, und kam nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum Abschluss. Robert Börner im Gäste-Tor war jedoch trotz aller Hinhaltetaktik das IMG_0519_dppSchützen nicht eingeschlafen, parierte mit katzenhafter Geschmeidigkeit, und legte anschließend ein angedeutetes Tänzchen aufs Parkett. Und nein, von seismologischen Aufzeichnungen ist in diesem Zusammenhang nichts bekannt! Weiter kurz und knapp: Tomas Novotny hat es seit 2013 nicht verlernt. Während Robert Börner nach seinem euphorischen Ausbruch noch nach Luft rang, drosch Novotny das Ding in Überzahl schmucklos zum Ausgleich in die Maschen (11:09min). Julius Bruns vom Team Grün-Weiß hatte genau hingeschaut und fand es nachahmenswert. Und so führten keine Spielminute später erneut die Gäste. Weiter im Minutentakt: Unübersichtliche Situation vor Börner, Robert Ecke fällt die Pille vor den Schläger, Danke, Ausgleich (13:43min). Wollt ihr jetzt die Geschichte von Kantas Schulter und Penzhorns Kehlkopf hören? Nein? Gut, es gab also kurz ausgedrückt zwei Minuten für die Schulter. Penzhorn erholte sich rasch und vollständig, und passte auf Kujat, 2:3 (15:26min). Erneut war daraufhin keine Spielminute in Leipzig verstrichen, als Toni Schnelle den Schläger eines Gastgebers anhob. Sowas gehört sich einfach nicht! Die gerechte Strafe: 2 Minuten + der Ausgleich durch Novotny (16:38min). Das wars dann auch schon im ersten Drittel. Ein moralischer Erfolg für Grün-Weiß „dank“ einer sehr überschaubaren Leistung unseres Teams.

Starten wir ins 2.Drittel mit unserem jungen übermotivierten Hitzkopf, ihr erinnert euch. Dieser fand sich in der Ecke hinter dem Leipziger Kasten plötzlich in der Bande wieder. Alles i.O. befanden Heuer und Hoffmann, was H. nicht so auf sich sitzen lassen wollte. So vorhersehbar die Reaktion war, so genüsslich rieb man sich auf den Rängen unter den MFBC-Anhängern bereits die Hände, als H. mit einem Sprint aus einer Ecke in die andere zur Gegenattacke ansetzte.Ab in die Kühlbox dafür. Der „Lohn“ für soviel Einsatz: Überzahl MFBC und nach 14 Sekunden die erstmalige Führung durch Atte Ronkanen (23:04min). 1:41min später erhöhte Paul Kretschmar nach feinem Spielzug und Pass von Novotny auf 5:3. Dieses Tor, und das dann folgende Ausbleiben von zählbaren Ereignissen nehmen wir nun zum Anlass, um kurz über grundlegende Dinge zu sinnieren. Wir haben, wie oben bereits erwähnt, zu diesem Zeitpunkt zwei magere Törchen aus dem Spiel 5 gegen 5 heraus erzielt. Mehr sollten es im Laufe des Spiels auch nicht mehr werden. Das beide Treffer deutsche Absender hatten,IMG_0546_dpp ist dabei nicht uninteressant. Wir betreiben im jetzigen System einen enormen Aufwand. Wir pressen, wir rennen, wir erobern Bälle. Und was machen wir daraus? Vorzugsweise nicht viel. Der Torertrag steht eigentlich in keinerlei Nutzen zum beschriebenen Aufwand. Kommen wir mal zum Abschluss, was gegen diesen im 2.Drittel nachlassenden Gegner dann doch zunehmend gelang, treffen wir so ziemlich alles, nur nicht das Tor. Stehen wir aussichtsreich zum Selbigen, wird auch immer noch viel zu oft der x-te Pass gespielt, der dann zumeist im gegnerischen Abwehrdickicht hängen bleibt, anstatt den kompromisslosen Abschluss zu suchen (Kopfsache?). Dieses System haben wir anscheinend derart „perfektioniert“, das man sich etwas anderes schon gar nicht mehr vorstellen kann. Das ist umso mehr bedauerlich, da Gegner anderen Kalibers (wie die beiden kommenden) darauf andere Antworten parat haben werden, als der SC DHfK am Sonntag. Dieser tat uns dann wenigstens den Gefallen eines neuerlichen Penalty-würdigen Vergehens, und diesmal tanzte Robert Börner nicht. Im Gegenteil, der lässig-freche Penalty von Henrik Koivistoinen lies vielleicht sogar ganz kurze Rachegelüste aufkeimen (36:43min). Henrik hätte einen Zweikampf ganz sicher verloren. Doch dazu kam es gottlob nicht, wohl aber zur letzten Pausensirene.

Drittel 3 kürzen wir unkonventionell ab: +++ 44.Minute: Strafe DHfK wegen Stockschlag (Awischus). Überzahl-Ergebnis = 0. +++ 47.Minute: Stanislav Kanta legt Toni Schnelle den Zuschauern zu Füßen. Überzahl-Ergebnis für DHfK = 0. +++ 52.Minute: Schubsen kann Awischus auch. Überzahl-Ergebnis = 0. +++ 56.Minute: Auch Jassmann kann mit dem Stock schlagen (klingt brutal, wars aber nicht). Überzahl-Ergebnis = 1 (!!!). Die Erleichterung von Lukas Hruby über seinen Treffer im gefühlt 100sten Versuch war bis in den letzten Winkel der Halle spürbar. +++ 57.Minute: Stockschläge können wir auch! Überzahl-Ergebnis für DHfK = 0. +++ 59.Minute: Weidemann und Schnelle können sich nicht leiden. Beim folgenden 4 gegen 4 ist Platz auf dem Feld. Nichts passiert. +++ Doch den unrühmlichen Schlusspunkt hat sich dann unser mittlerweile bekannter H. doch nicht nehmen lassen. Völlig sinnbefreit Atte Ronkanen eine (!) Sekunde vor Schluss noch eine mitgeben, spIMG_0574_dppricht weder von Geistes- noch von sonstiger Größe. H. schien den emotionalen Hochs und Tiefs eines Derbys an diesem Tag einfach nicht gewachsen. So, was haben wir vergessen zu erwähnen? Vielleicht noch drei oder vier über das Spiel verteilte und völlig ungefährliche Gestängetreffer unserer Gäste, aber das wars auch schon.

Fünf Punkte Rückstand auf Platz 6 heißt es für unser Team auch noch nach diesem Spieltag. Weder Berlin noch Chemnitz taten uns den Gefallen und rutschten aus, und beide Teams haben unsere Jungs in der genannten Reihenfolge am 13.02. (in Berlin) und am 20.02. (daheim gegen Chemnitz) vor der Brust. Ob es in den 3 Wochen bis dahin noch gelingt, dem gespielten System das sicher beabsichtigte Leben einzuhauchen, muss nach der sonntäglichen Vorstellung einmal mehr mit einem Fragezeichen versehen werden.

cs

Fotos: Johannes Waschke

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